Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
zwischen Chef und Komet war gerade breit genug, um Vulkan hindurchzulenken, aber — durfte er es wagen angesichts der beiden wild schlagenden Peitschen? Wenn Vulkan jetzt, so nahe vorm Ziel, noch einmal zurückschreckte, war alles verloren! Sollte er ihn lieber außen vorbeitreiben?
    In diesem Moment sah er Wüstensturm! Von außen — an der rechten Seite von Komet — kam er herangeflogen! Seine Schnelligkeit war überwältigend! Jetzt blieb Alec keine Wahl. Er mußte zwischen Chef und Komet hindurch. Nicht einer dieser beiden, sondern Charles Volences Wüstensturm war sein schärfster Gegner! Alec trieb sein Pferd an, und jetzt legte sich Vulkans ganze Wildheit und Kraft in seine Galoppsprünge, er schien zu spüren, um was es ging. Alecs Augen schmerzten vom Wind, seine Ohren waren taub von dem Schreien und Brausen ringsum. Alles, was er noch fühlte, war, daß sein Pferd sich unter ihm streckte und willig alles hergab, was in ihm steckte.
    Meter um Meter schob es sich zwischen dem Braunen und dem Grauschimmel vor. Peitschenschläge hagelten zur Rechten wie zur Linken auf die Pferdeleiber — aber der riesige Rapphengst stürmte jetzt unbeirrt mit seiner größten Geschwindigkeit dahin, nichts hielt ihn mehr auf. Als er Chef und Komet passiert hatte, sah Alec Wüstensturm eine Länge vor sich in unerhört schnellem Lauf dem Ziel zustreben. Noch hundert Meter! Vulkan raste mit der Gewalt eines Tornados an Wüstensturm vorbei und — durchs Ziel!

    *

    Die Menge strömte von den Zuschauerplätzen herüber und durchbrach den Polizeikordon um den Siegerring, in dem Vulkan stand. Mit hochgeröteten Wangen saß Alec im Sattel und sprach ihm zu, während der Siegerkranz aus Lorbeer um seinen naßgeschwitzten Hals gehängt wurde. »Du hast es geschafft, Vulkan«, flüsterte er, »du hast alle geschlagen!«
    Die Hoch rufenden Menschmassen drängten heran; die Polizisten mußten einen Kreis um den Sieger bilden, um ihn vor den Enthusiasten zu schützen. Mit Mühe nur kam Henry hindurch. Er war unfähig zu sprechen, nickte Alec heftig zu und ergriff Vulkans Zügel. Als er seinen Kopf streicheln wollte, scheute der Hengst zurück. Alec beruhigte ihn wieder; der tieftraurige Ausdruck in Henrys Augen tat ihm leid. Vulkan versuchte jetzt an seinem Lorbeerkranz zu kauen.
    Die Blitzlichter der Fotoreporter flammten auf.
    »Wie würde Blitz heute stolz auf ihn sein!« sagte Henry.
    »Ja, das würde er!« antwortete Alec.
    Vulkan hörte auf, an seinem Kranz zu zupfen; plötzlich stieß er seinen Kopf gegen Henry und rieb sich an seinem Ärmel. Henrys Augen strahlten auf; er streichelte den Hengst wieder und wieder mit seiner schwieligen Hand. Dann sah er zu Alec hoch und sagte beglückt: »Sieh nur, jetzt sind wir Freunde, Vulkan und ich!«
    Der Aufsichtsbeamte gab Alec das Zeichen, aus dem Sattel zu steigen. Henry hielt Vulkan, während Alec mit dem Sattelzeug zur Waage ging. Das Gewicht wurde abgelesen, die Zahl notiert, und er war entlassen. Jetzt war das Rennen offiziell vorüber.
    Im Hinausgehen traf er Eldridge, der Wüstensturm als Zweiten durchs Ziel gebracht hatte. »Herzlichen Glückwunsch!« sagte der junge Jockey, »na, du hast aber ein Pferd!«
    Lanny Sansone, sein Sattelzeug tragend, kam hinter Eldridge. »Chef ist heute tatsächlich mir zuliebe gelaufen!« rief er freudig. »Aber deinen Hengst zu schlagen, dazu reicht es bei ihm nicht!« Einen Augenblick schwieg er lächelnd, dann setzte er hinzu: »Immerhin hat Chef Boldts Komet die Eisen gezeigt, Alec! Den haben wir gut auf die Haxen gesetzt!«
    Als Alec zu Vulkan zurückkehrte, sah er seine Eltern stolz neben Henry stehen. Ein großer, schlanker Herr näherte sich soeben der Gruppe, und Alec schnappte vor Erstaunen nach Luft, als er ihn erkannte. Er rannte hin und legte ihm die Hand auf den Arm. Scheich Abu drehte sich um: »Alec!« rief er mit seiner sanften Stimme, »das war ein großartiges Rennen! Vulkan ist Scheitans würdiger Sohn!«
    Sie gingen miteinander zu Henry und Alecs Eltern. »Was halten Sie von Vulkan, Herr Abu?« fragte Henry.
    Der Scheich lächelte: »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, im Vergleich zu Blitz.«
    »Von Rennpferden verstehen Sie soviel wie ich«, versetzte der Scheich lächelnd.
    »Nächstes Jahr werden wir es genau wissen«, sagte Henry, »denn nächstes Jahr wird er im >Kentucky-Derby< laufen! Hast du daran schon gedacht, Alec?«
    »Selbstverständlich!« erwiderte Alec stolz.
    Frau Ramsay trat heran und strich über Vulkans
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher