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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn
Autoren: Walter Farley
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und ihre flatternden weißen Gewänder; dann wurden seine Augen von den herrlichen Pferden gefesselt, die sie ritten. Er hatte Berichte über solche Pferde gelesen, die den gefürchteten, wenig bekannten Beduinenstämmen gehörten, den Königen der Wüste. Doch noch nie während all der Jahre, die er an den Küsten Arabiens mit seinem Steamer entlanggefahren war, hatte er diese sagenhaften Reiter zu Gesicht bekommen.
    Er hörte Morgan sagen: »Sieh doch mal dort die Beduinen!«
    Ohne den Blick von den Pferden zu lösen, gab er zurück: »Sieh dir vor allem ihre Pferde an — ihre herrlichen Pferde!«
    [»Donnerwetter!« staunte der andre, »Donnerwetter! Und ich habe gedacht, unsre Vollblüter daheim in Amerika auf unsern Rennplätzen wären die schönsten Pferde der Welt!«
    »Bis heute hab’ ich das ebenfalls geglaubt!« Harrity holte tief Luft: »Wirf einen Blick auf den schwarzen Hengst an der Spitze, Morgan! Ich will meinen Hut fressen, wenn es ein schöneres Pferd auf der Welt gibt. Und er hat Temperament! Sieh bloß den kleinen Kopf mit den wilden Augen! Morgan, schau! Jetzt bäumt er sich, er will nicht näher an die Menschenmenge heran! Der Araber auf seinem Rücken versteht wahrhaftig zu reiten, aber diesem Teufel ist er kaum gewachsen, und der weiß das! Siehst du, was ich gesagt habe: sie müssen anhalten, er kann ihn nicht bändigen! Er wird absteigen müssen!«
    Plötzlich merkte Harrity, daß die schrillen Stimmen der Händler und der übrigen Eingeborenen verstummt waren. Der Hafen war fast unnatürlich still. Offenbar hatten jetzt alle die Beduinen bemerkt. Einige hatten sich aus der Menge gelöst und waren auf den Reitertrupp zugelaufen, doch waren sie respektvoll ein gutes Stück davor wieder stehengeblieben. Kein Zweifel, daß ihnen die Reiter bekannt waren.
    Harritys Blick verweilte noch immer auf dem schwarzen Hengst und dem weißbärtigen Scheich, der tatsächlich abgesessen war und jetzt neben ihm stand. Das Pferd schnaubte unwillig, stieg, keilte aus, er ließ es sich austoben und paßte den richtigen Moment ab, es wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    »Ein schwarzer Teufel!« murmelte Harrity, »ein ungezähmter schwarzer Teufel!«
    Morgan pflichtete ihm bei und fragte, ob er schon den kleinen Rappen hinter dem großen bemerkt hätte, der ebenfalls wie ein Unband tanzte und von dem ihn haltenden Riemen loszukommen versuchte. Harrity hatte gar nicht auf das Fohlen geachtet, doch jetzt sah er es. Einer der Beduinen hatte große Mühe, es zu halten, es stieg und bäumte sich und seine kleinen Hufe trommelten zornig auf den Boden. Etwa fünf Monate mochte es zählen. Es tat alles, um von dem Mann, der es hielt, wegzukommen, es schien dem großen Hengst alle Unarten nachzumachen. Der Beduine, der das Fohlen hielt, war offensichtlich gewohnt, mit ihm umzugehen, denn er wich den kleinen Hufen geschickt aus, bekam es dann fest am Kopf zu packen und beruhigte es.
    »Dem Benehmen nach zu urteilen«, Morgan lachte, »handelt es sich da um Vater und Sohn!«
    Harrity meinte, er glaube das auch, denn sie glichen sich ja auch äußerlich wie ein Ei dem andern: beide kohlschwarz bis auf einen kleinen weißen Spitzstern auf der Stirn des Fohlens, beide wundervoll gebaut.
    Der Beduine führte das junge Pferd jetzt von der Gruppe fort in Richtung auf die »Königin von Indien«.
    »Hallo!« rief Morgan aufgeregt, »das sieht ja geradeso aus, als ob der Kleine auf unser Schiff gebracht würde?«
    »Kann gut sein«, mutmaßte Harrity. »Wenn Beduinen hierher kommen, haben sie ganz sicher einen besonderen Grund. Also wollen sie vielleicht das Fohlen nach Amerika schicken!«
    Die Eingeborenen hatten eine Gasse freigemacht, und der Beduine führte das junge Pferd hindurch. Es wieherte und bäumte sich, fügte sich dann aber, als es sein Führer fest am Halfter packte.
    »Na, der Bursche versteht mit wilden Pferden umzugehen!« stellte Morgan lachend fest.
    »Ja«, pflichtete Harrity bei, »er weicht den schlagenden Hufen mit großer Gewandtheit aus, obwohl das Tier ja noch zu jung ist, um ihn ernstlich zu verletzen.«
    »Laß gut sein, es hätte Kraft genug, um ihm ordentlich eins auszuwischen«, meinte Morgan. »Ich möchte jedenfalls kein Andenken von ihm verpaßt kriegen! Wenn sich das Bürschchen jetzt schon so gebärdet, bedenke, wie es in ein paar Monaten sein wird, wenn es größer und kräftiger geworden ist!« Morgan verstummte, seine Augen gingen zu dem großen schwarzen Hengst zurück, der erregt um den
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