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0910 - Blutliebe

0910 - Blutliebe

Titel: 0910 - Blutliebe
Autoren: Jason Dark
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Die Nacht war es, die eine endgültige Entscheidung bringen sollte, und da würde auch diese Collins, die ihr Vater zum Schutz seiner Tochter engagiert hatte, nicht eingreifen können. Was wollte dieses Weib schon gegen einen Vampir, den König der Dunkelheit, ausrichten?
    Nichts, gar nichts. Lächerlich…
    Romana verengte die Augen und grinste kühl. Eigentlich war es nicht schlimm, daß sie im Nebenzimmer wartete oder schlief. So konnte ihr Freund gleich zweimal Blut bekommen. Zum einen das ihre, zum anderen das ihrer Leibwächterin.
    Es war für ihn ideal. Er würde sich freuen können, er würde jubeln, er würde…
    Sie stöhnte.
    Die Hände rutschten auf dem Laken hin und her. Schweiß hatte sich auf der Haut gebildet und hinterließ feuchte Spuren. Ihr war kalt und warm zugleich. Das Gesicht glühte sogar. Jenseits der Taille war alles gefühllos, kein Leben mehr. Die Muskeln waren ohne Kraft.
    Lächerlich…
    Sie hatte sich verflucht, sie hatte mit dem Schicksal gehadert, und ihr Vater, Sir Walter, hatte alles darangesetzt, um sie heilen zu lassen. Die besten Ärzte der Welt aber verzweifelten an ihrer Krankheit und hoben nur bedauernd die Schultern.
    Romana war und blieb dazu verdammt, ihr Leben im Rollstuhl zu fristen. Zu leben in der Einsamkeit, in einem großen, düsteren Haus, inmitten eines Parks, umgeben von Greta, ihrer Hilfe, und manchmal von Männern, die große Kämpfer waren und ihren Vater schützten, denn seine Geschäfte waren gefährlich.
    Sie wußte es, aber sie hatte sich trotzdem nie um Einzelheiten gekümmert. Ihr Leben war ein anderes. Zwar war Romana hin und wieder auf Reisen mitgenommen worden, den großen Rest aber verbrachte sie in diesem Haus, einem großen, düsteren Grab, und sie hatte sich ihrer eigenen Gedankenwelt hingegeben.
    Schon immer hatte gerade sie, wahrscheinlich durch die Krankheit sensibel geworden, gespürt, daß etwas nicht stimmte. In der Nähe lauerte jemand. Ob es ein Mensch war oder einfach nur eine Gefahr, sie konnte es nicht sagen, aber diese Gefahr, hatte sich verdichtet und letztendlich Gestalt angenommen.
    Ein Mann. Groß, düster, schattig, mit bleichem Gesicht und langen Zähnen, die darauf warteten, sich in Adern schlagen zu können, um an das Blut heranzukommen. Sie wollten es sprudeln lassen, sie wollten den Saft trinken, der ihnen das neue, das wunderbare Leben gab.
    Angst?
    Ja, sie hatte zunächst Angst gehabt. Sie hatte auch mit ihrem Vater darüber gesprochen, der sofort handelte und ihr in der Person der Detektivin Jane Collins eine Aufpasserin zur Seite stellte.
    Doch Romana haßte diese Person. Sie betrachtete sie als Feindin, als Eindringling, denn mittlerweile war der Blutsauger für sie nicht mehr eine Bedrohung, sondern ein Freund.
    Sie mochte, liebte und erwartete ihn.
    Romana Kendrake wußte nicht, wie lange sie schon in ihrem Bett gelegen hatte. Ihr war auch unbekannt, wann der Besucher erscheinen würde. Vielleicht gegen Mitternacht oder kurz danach, in der ersten Stunde des Tages, wo alles anders war. Es gab genügend Möglichkeiten, und eine von ihnen würde der Fremde sicherlich ausnutzen.
    Die Gardinen hatte Romana zurückziehen lassen. Greta hatte es für sie getan, und sie hatte auch das Fenster geöffnet, kommentarlos, wie Romana es von ihr verlangt hatte. Sie wußte nicht, auf welcher Seite Greta stand und wie sie sich verhalten würde, wenn Romana sich nach dem Biß erhob und einfach ging.
    Ja, ging!
    Sie würde nicht mehr gelähmt sein, das hatte ihr der Vampir versprochen. Deshalb erwartete sie ihn so sehnsuchtsvoll. Endlich würde sie erlöst.
    Nicht durch ihren Vater, nicht durch die Ärzte, sondern durch den Gast der Nacht.
    Alle anderen Menschen waren für sie uninteressant geworden. Wer nicht für sie war, der war gegen sie, und auch ihren Vater wollte sie damit einbeziehen.
    Vor dem Fenster lauerte die Dunkelheit wie ein finsterer See, der sich nicht bewegte. Dennoch drang Wind in den Raum. Er war kalt. In dieser Nacht hatte sich der Frühling zurückgezogen, um noch einmal seinem Vorgänger Platz zu schaffen.
    Kalt wie der Tod? Romana überlegte, wie sich die Finger des Besuchers wohl anfühlen würden, wenn ihr Blut in seinem Körper kreiste. Würden sie auch kalt sein? Oder würde es sich bemerkbar machen, daß ihr Lebenssaft durch seine Adern quoll?
    Sie wußte es nicht, sie wußte gar nichts. Romana lag nur in fieberhafter Erwartung da und lauschte natürlich. Nicht nur zum offenen Fenster hin. Auch sie hatte es
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