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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn
Autoren: Walter Farley
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Sebastian mit der Hand übers Fell, ehe er antwortete: »Ja, ich glaube daran, Tony.«
    »Wenn er es nicht täte, wäre er ein abscheulicher Lügner!« sagte Tony ärgerlich. »Du hast dir damals mit Blitz so unendlich viel Mühe gegeben, während der Mann dachte, der Rappe wäre mit der >Drake< untergegangen — und mit einemmal kommt dann nach Jahr und Tag dieser Herr Abu daherspaziert und sagt zu dem Rappen: Du kommst mit mir, du gehörst mir! Und weg sind sie! Und du guckst in die Röhre!«
    »Aber Blitz gehörte ihm ja wirklich, Tony...« widersprach Alec.
    Der kleine Straßenhändler richtete seine lebhaften schwarzen Augen auf Alec: »Blitz gehörte immer dir, Alec; denn sein ganzes Herz gehörte dir. Das ist das Entscheidende! Und nicht, was auf dem Papier steht!«
    »Hast schon recht, Tony«, sagte Alec traurig, »in diesem Sinn gehörte Blitz mir, und ich habe ihn auch so sehr geliebt! Nachdem ich alle Zusammenhänge kenne, sehe ich ihn aber selbst lieber in Arabien, denn das ist seine Heimat, dort gehört er hin.« Seine Augen begegneten denen Tonys, als er fortfuhr: »Scheich Abu Jakub Ben Isaak ist ein sehr guter, vornehmer Mann. Er liebt Blitz genauso, wie ich ihn liebe. Er braucht ihn aber als Deckhengst, um ihn zum Vater vieler andrer Pferde zu machen, die ihm ähneln... Dazu wäre ich nicht in der Lage gewesen, denn es ist sehr kostspielig, Pferde zu züchten, Tony.« Alec verstummte und setzte nach einer Weile hinzu: »Jedenfalls ist es besser so, wie es jetzt ist, das weiß ich.«
    Es folgten mehrere Minuten des Schweigens, ehe Tony sagte: »Und Abu versprach dir eines dieser prächtigen Pferde, die Blitz zum Vater haben, als du in Arabien warst und mit Blitz ein großes Rennen für den Scheich gewannst. So war es doch?«
    »Ja«, bestätigte Alec, die Augen auf Sebastian, »er sagte, er würde mir das erste dieser Fohlen schicken. Ein Hengst- oder ein Stutfohlen... ich bin sehr gespannt, was es sein wird!«
    Tony fragte, ob Alecs Freund Henry dabei gewesen wäre, als der Scheich ihm das Versprechen gegeben hätte?
    »Nein, ich habe ihm erst auf unsrer Rückreise von Arabien davon erzählt«, erwiderte Alec lachend. »Zeugen für das gegebene Versprechen existieren nicht, wenn es das ist, worauf du anspielst! Ohnehin gäbe es keinen Weg, Abu zur Einhaltung zu zwingen, es liegt ganz in seiner Hand! Aber ich glaube an sein Wort!«
    Um das Thema zu wechseln, fuhr er fort: »Henry hat mir dieser Tage wieder geschrieben. Es scheint, er hat Freude an seinem Beruf.«
    »Das ist ja fein!« gab Tony zurück. »Er trainiert wieder Rennpferde, nicht wahr?«
    »Er arbeitet in Kalifornien bei Peter Boldt, der einen unsrer besten und größten Rennställe besitzt«, erzählte ihm Alec. »Boldt bot Henry den Posten an, kurze Zeit, nachdem wir mit Herrn Volence aus Arabien zurückgekommen waren. Es ist eine gutbezahlte Stelle.«
    »Ich bin froh, daß er sich dort wohlfühlt, Alec! Wenn alte Männer wie Henry und ich glücklich sind, dann können wir es nämlich mit euch jungen Burschen aufnehmen, mußt du wissen!« sagte Tony, nahm seine abgenutzte Mütze und ging zur Tür. »Und du wirst auch wieder fröhlich werden, wenn dein neues Pferd ankommt! Sicher wird es eines Tages dasein, jetzt glaube ich so fest daran wie du!«
    »Danke dir, Tony!« Alec lächelte über die ermutigenden Worte seines Freundes; dann verließen sie zusammen den Stall. Vor dem Eisentor trennten sie sich. Alec sah Tony noch eine Weile nach, wie er die von Bäumen beschattete Straße entlangwanderte, dann folgte er Sebastian, der auf sein Elternhaus zustrebte.
    Er wünschte, er hätte wirklich das feste Vertrauen in Abu Jakubs Wort gehabt, wie er es Tony gegenüber behauptet hatte. Es stimmte, daß er an den Scheich mit freundlichen Gefühlen dachte und ihm geglaubt hatte, als dieser ihm an jenem Tag in Arabien versprach: »Das erste Fohlen nach Scheitan soll dein sein, Alec. Ich werde es dir nach Amerika schicken!« Wie genau er sich dieser Worte erinnerte! Wie viele Träume, Hoffnungen und Pläne waren darauf gegründet! Sie hatten ihm den Abschied von Blitz erleichtert, denn er wußte, daß in nicht allzu langer Zeit ein Pferd zu ihm kommen würde, in dessen Adern das Blut des großen schwarzen Hengstes floß. Und dieses Pferd würde ihm allein gehören. Er würde es lieben, wie er seinen Vater geliebt hatte, er würde es pflegen und großziehen und für die Rennbahn trainieren! In seinen Träumen hatte er es schon in hundert Rennen
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