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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn
Autoren: Walter Farley
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Augen

    Alecs Mutter wartete wortlos in der Veranda, während ihr Mann und ihr Sohn zu der kleinen schwarzen Limousine gingen, die an der Bordschwelle vor ihrem Haus geparkt war. Ihr Blick schweifte von dem Auto hinüber zu dem Stallgebäude und dem Feld auf der anderen Straßenseite und kehrte zurück, als der Motor ansprang.
    Sie ängstigte sich vor dem, was das neue Pferd bringen würde an Aufregungen und Unvorhersehbarem. Schon zweimal zuvor war Alec, ihr einziger Sohn, durch ein Pferd in Unternehmungen gestürzt worden, wie sie nur wenig Menschen jemals durchgestanden hatten. Für ihn selbst, einem so blutjungen Menschenkind, waren sie Abenteuer — aber für seine Mutter hatten sie monatelange Qual und Ungewißheit bedeutet.
    Sie schloß die Augen und wiederholte sich zum Trost die Worte ihres Mannes von heute morgen: »Sein Pferd ist seine Welt, Belle! Das können wir ihm nicht austreiben, sondern wir müssen uns damit abfinden.« Sie hatte den Anflug von Stolz in seiner Stimme gehört, als er hinzufügte: »Und du erinnerst dich sicher, wie der sonst so unbändig wilde Hengst ihn liebte und ihm gehorchte! Henry hat doch wirklich Erfahrung mit Pferden, und er sagte mir, daß er etwas Ähnliches noch nie im Leben gesehen habe. Und wie Alec ihn reiten konnte! Keiner unsrer zahmen amerikanischen Vollblüter konnte die beiden auf der Rennbahn einholen! Und, Belle, er ist doch förmlich gewachsen auf dem Rücken dieses Pferdes — ich meine, zum Mann geworden, ernst, zielbewußt...« Dann, als er sich zu ihr herumwandte und den besorgten Ausdruck in ihrem Gesicht bemerkte, hatte er ihre Hand genommen, gestreichelt und tröstend gesagt, da wäre doch zunächst einmal überhaupt kein Grund, sich zu ängstigen, denn was da heute ankäme, das wäre ja noch ein Fohlen, ein possierliches junges Pferdchen, an dem sie sicherlich genausoviel Spaß haben würden wie an Sebastian, wenn es drüben auf dem Feld herumspringen würde...
    Ihre Augen folgten dem davonfahrenden Wagen. Ja, ja, dachte sie, jetzt ist es noch ein Fohlen, aber wie lange dauert es, und es ist ein ausgewachsenes Pferd! Mit dem Blut jenes zum Fürchten unbändigen Hengstes Blitz in den Adern!
    Alec blickte zu ihr zurück, bis der Wagen um die Straßenecke bog. Dann legte er seinen Arm um Sebastian, der artig zwischen ihnen saß.
    »Deine Mutter ist sehr besorgt wegen des Fohlens«, sagte Herr Ramsay seufzend.
    »Ich weiß, Vater. Aber sie hat doch keine Ursache!«
    »Das habe ich ihr auch gesagt, aber du weißt ja, wie Mütter sind!« Dann sprach er vertraulich wie von Mann zu Mann: »Siehst du, Alec, du hast allerlei erlebt in den Jahren mit Blitz. Es reicht, meine ich, für dein Leben aus... Nun mach es dir wenigstens jetzt mit dem Fohlen leicht, betrachte es als Spaß, als Spielzeug, und wenn es erwachsen und zugeritten ist, machst du hübsche kleine Spazierritte damit durch unsern Park, der ja schöne Reitwege hat.« Sebastian winselte leise. Alecs Vater nahm eine Hand vom Steuer und streichelte ihn. »Das ist jedenfalls mein Rat: Zieh dir das Pferd zu einem fröhlichen Spielkameraden heran, wie Sebby einer ist!« Hübsche kleine Spazierritte... Alec wurde es unbehaglich zumute. Was würde sein Vater sagen, wenn er ihm von seinem und Henrys Plan, das Fohlen zum Rennpferd auszubilden, erzählte!
    »Denke nicht, mein Junge«, fuhr Herr Ramsay väterlich fort, »daß ich dir irgendwie Vorschriften machen will. Du bist alt genug, um zu wissen, was du willst, und um mit Verantwortungsgefühl selbst über das, was du dir vornimmst, nachzudenken... Ich glaube, ich brauche dir das eigentlich gar nicht zu sagen, denn du mußt wissen, daß Mutter und ich sehr stolz sind auf die Art, in der du bis jetzt alles durchgeführt hast.«
    »Ja, Vater«, sagte Alec ruhig.
    Herr Ramsay lächelte: »Ich nehme nicht an, daß dir das neue Pferd Schwierigkeiten machen wird, nachdem du mit seinem Vater so gut zurechtgekommen bist.«
    Alec erwiderte nichts. Sie fuhren eine Weile schweigend weiter, bis der Vater fragte: »Bist du auch sicher, daß das Transportauto am Pier sein wird? Du hast ja darauf bestanden, alle Vorbereitungen allein zu treffen.«
    »Ja, Vater, es wird pünktlich zur Stelle sein!«
    »Wieviel kostet es dich?«
    »Fünfundzwanzig«, antwortete Alec widerstrebend.
    »Hm, na ja. Nicht gerade billig, wie? Ist alles Geld dabei draufgegangen, das du dir erspart hattest?«
    »Nein, ich habe noch eine ganze Menge übrig behalten. Jedenfalls genug, um das Futter zu
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