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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano
Autoren: Luzie Bronder
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Kapitel 1: COME TUTTO È COMINCIATO
     
     
    »Hab ich das nicht großartig hinbekommen?« Malte grinste selbstzufrieden. »Damit hab ich was bei dir gut, oder?«
    »Irre, Alex, das ist DIE Chance!«, rief Charly. »Du musst unbedingt zusagen! Auf so eine Gelegenheit hast du doch nur gewartet!«
    Maltes Eröffnung war eingeschlagen wie eine Bombe, und genauso verwüstet sah es in meinem leicht angetrunkenen Inneren jetzt auch aus: Dieter würde einen Dokumentarfilm in Italien drehen. Malte war bei diesem Projekt der zweite Redakteur, und er hatte durchgeboxt, dass ich ebenfalls mitkommen durfte. Die Verkündung dieser Nachricht hatte Malte sich extra für Charlys Party aufgehoben.
    Charly fand als Erste die Sprache wieder: »Wochenlang Italien, essen, trinken, im Mittelmeer baden! Was würd ich dafür geben, mit dir zu tauschen!«
    Ich war total perplex und zündete mir zur Beruhigung erst einmal eine Zigarette an. Während ich den Rauch in Richtung Fenster blies, versuchte ich, diese Neuigkeiten zu verarbeiten: vier Wochen Dreharbeiten in Italien, dazu Sonnenuntergänge am Mittelmeer, in Maltes Armen anden Stränden Siziliens liegen und schon morgens den Duft von Espresso in der Nase haben. Ganz zu schweigen von der Unmenge an Erfahrung, die ich sammeln würde. Das klang fast zu schön, um wahr zu sein. Ich war der glücklichste Mensch auf Erden!
    An einem Dokumentarfilm hatte ich noch nie mitgewirkt. Eigentlich hatte ich noch an gar keinem richtigen Filmprojekt mitgearbeitet, obwohl ich seit zwei Jahren Teamassistentin im Studio Berlin war. Aber dieses Assistentinnendasein hatte bislang nur Aufgaben wie Kaffee kochen, Gesprächsprotokolle tippen und Drehbücher versenden mit sich gebracht. Jetzt würden sich die Dinge ändern, ab heute war ich offiziell anerkannt als – tja, als was eigentlich? Das war noch nicht ganz klar. Fest stand nur, dass Michael, der Bildassistent von Ole, sich beim letzten Dreh verletzt und Malte deshalb vorgeschlagen hatte, einer jungen, dynamischen hochmotivierten Studentin der Medienhochschule eine Chance zu geben – mir, seiner Freundin.
    Ich jubelte mit Charly um die Wette, küsste meinen Freund stürmisch und warf mich ihm um den Hals, so dass ich ihn fast zu Boden riss.
    »Hey, hey, ganz ruhig, Kleine!«, rief er. »Und pass mit deiner Kippe auf.« Er klopfte sich ärgerlich die Asche vom Ärmel. Ich drückte meine Zigarette aus, trank einen großen Schluck meines Caipis und umarmte, diesmal vorsichtiger, Malte dankbar. Dann zündete ich mir mit vor Aufregung zitternden Fingern die nächste Zigarette an und tanzte durch Charlys Küche, wo sich bekanntlich der harte Kern einer jeden Studentenparty versammelte.Es war bereits nach Mitternacht. Kaum zu fassen, dass Malte mir die Neuigkeit so lange verheimlicht hatte. Er wusste nämlich schon seit Freitagmorgen Bescheid, seit Dieter die geplante Zusammensetzung seines Teams an die Produktionsleitung gegeben und diese die ganze Sache bewilligt hatte.
    »Du rauchst zu viel«, rügte Charly mich und wedelte sich den Qualm aus dem Gesicht. »Das ist ungesund und verpestet die Luft!«
    »Macht nichts, dafür esse ich kein Fleisch«, gab ich zurück und schüttelte meine kupferfarbenen Locken, die mir als Kind schon den Spitznamen Rote Zora eingebracht hatten. »Durch mich stoßen wenigstens keine Mastrinder tonnenweise Methangas aus!«
    »Selber schuld, dir entgeht was.« Charly steckte sich demonstrativ ein Hackbällchen in den Mund und kaute genüsslich.
    »Und wie läuft so was ab?«, fragte ein Kumpel von Charly, dessen Namen ich mir einfach nicht merken konnte, obwohl er seit Jahren immer einer der Letzten auf ihren Partys war. »Wie kann man sich solche Dreharbeiten vorstellen? Da fliegt ein Filmteam samt Equipment nach Italien, macht ein paar Aufnahmen von Olivenbäumen, und dann kommentiert das ein Sprecher, oder wie?«
    »Ein bisschen komplizierter ist es schon«, antwortete Malte. »Für so eine Doku muss man mit möglichst wenig Leuten und Ausstattung auskommen, weil das Budget sehr beschränkt ist. Die vier Wochen, die uns für die Aufnahmen und Interviews zur Verfügung stehen, sind sogarschon ein recht langer Zeitraum. Dennoch muss vorab sehr viel Recherche betrieben werden, und hinterher werden wir zurück in Berlin sicher noch etliche Stunden Arbeit beim Cutten zubringen.«
    Ich strahlte selig und konnte mir nicht vorstellen, dass das Grinsen in den nächsten Tagen von meinem Gesicht verschwinden würde. Es klang einfach
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