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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont
Autoren: Richard Paul Evans
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und der schöne Neptunbrunnen, der den Endpunkt der alten römischen Aquädukte bildete, war mir durchaus ein Begriff.
    »Der Trevi-Brunnen befindet sich etwas östlich der Via Veneto und liegt etwa eine halbe Meile von der Spanischen Treppe entfernt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie bedauernd. »Er ist in Italien.«
    Ich lächelte nur. »Na ja, ich habe es versucht.«
    Am nächsten Tag ging ich am Ruby River entlang, den die Minenarbeiter in den 1860er-Jahren ursprünglich »Stinkendes Wasser« getauft hatten. Später wurde er irgendwann in Ruby River umbenannt, nach den Edelsteinen, die man an seinen Ufern fand. Wie sich herausstellte, handelte es sich allerdings nicht um Rubine, sondern um Granatsteine.
    Ein Schild in der Nähe des Flusses wartete mit mehreren interessanten Fakten auf: Erstens wurde das Gold, das dort einst mithilfe von Baggern geschürft wurde, im frühen zwanzigsten Jahrhundert verwendet, um die Harvard-Universität zu finanzieren. Zweitens war der Ruby River Teil des Vigilante-Wegs, und drittens waren die gefürchteten Zahlen 3–7–77 von historischer Bedeutung, auch wenn nicht erklärt wurde, weshalb.
    Die nächste Stadt, in die ich kam, Nevada City, war geschlossen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nevada City war eine authentische alte Westernstadt mit einer Musikhalle, einer Schmiede, einer Barbierstube, Saloons und einer Sattlerei. Die Stadt sah aus wie ein Filmset – was sie auch war –, und am Ortseingang stand ein Schild mit der langen Liste aller Filme, die dort gedreht worden waren. Auch hier standen die Zahlen 3–7–77 an einem der Gebäude. Vielleicht war es ein Datum , dachte ich. 7. März 1877.
    Acht Meilen die Straße hinunter lag Christine City, ebenfalls eine alte Westernstadt und noch authentischer als Nevada City, wenn auch nicht ganz so bunt. Zu meinem Glück war sie nicht geschlossen. Ich machte bei einem kleinen Souvenirladen halt, um mich ein bisschen umzusehen, und fragte die Besitzerin des Ladens nach der Bedeutung der Zahlen 3–7–77. Sie schien sich über die Frage zu freuen.
    »Wenn diese Zahl von der Bürgerwehr an Ihr Haus geschrieben wurde, dann hatten Sie drei Tage, sieben Stunden und 77 Minuten Zeit, um aus der Stadt zu verschwinden. Andernfalls würde man Sie in einem Grab beerdigen, das drei Fuß breit, sieben Fuß lang und 77 Zoll tief war. Manche Leute glauben allerdings, dass diese Zahlen etwas mit der hiesigen Freimaurerloge zu tun haben, die in den 1860er-Jahren drei Diakone, sieben Älteste und 77 Mitglieder hatte.«
    Die Frau erzählte mir, ihre Stadt hätte auch einen »Stiefelhügel«, an dem die Opfer der Bürgerwehr in Gräbern beigesetzt wurden, und zwar so, dass ihre Stiefel nach Norden zeigten.
    Ich aß in einem kleinen Restaurant namens Outlaw Café zu Mittag. Die Kellnerin hieß Cora, und als ich sie fragte, ob das Essen gut sei, antwortete sie: »Oh, und ob es gut ist. Bevor ich hier anfing, sah ich aus wie Twiggy, und sehen Sie mich jetzt an.« Sie drehte sich, sodass ich ihre pummelige Figur bewundern konnte.
    Ich erzählte ihr von meiner Reise, und sie sagte, ein anderer Mann sei auf seinem Weg quer durchs Land auch durch Christine City gekommen. »Er heißt Tim und trägt ein Kreuz mit sich.« Sie hatte ihm ein paar Teebeutel und Zuckertütchen mitgegeben, damit er es im Winter warm haben würde.
    Ich verließ die Stadt nur ungern. Ich setzte meinen Weg bis zum Einbruch der Dunkelheit fort und verbrachte die Nacht in der Stadt Ennis, deren Name, egal, wie oft ich ihn las, mir einfach nicht richtig vorkam.
    Die nächsten beiden Tage waren die eintönigsten auf meinem bisherigen Weg. Es gab zweierlei Dinge zu sehen: flache, eintönige Landschaft mit Bäumen oder flache, eintönige Landschaft ohne. Die Straßen waren glatt. Sie hatten breite Seitenstreifen, die aber keinerlei Schutz vor den Elementen boten. Das einzig Aufregende war, dass mir jemand aus einem vorbeischießenden Wagen einen Plastikbecher mit Sodawasser vor die Füße warf.
    Sieben Tage, nachdem ich Butte verlassen hatte, erreichte ich den Gallatin-Nationalforst, ein geologisch bedeutsames Gebiet, in dem ein Erdbebensee lag.
    Der See sah irgendwie surreal aus. Er erinnerte an ein Moor. Denn das Wasser war dunkel, und die Wipfel toter Bäume ragten daraus hervor wie Stoppeln, manche befanden sich sogar mitten im See. Ein, zwei Meilen hinter dem Eingang stieß ich auf einen Aussichtspunkt mit einer Gedenktafel:
    Am 17. August 1959 löste ein Erdbeben der
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