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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont
Autoren: Richard Paul Evans
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besser du.«
    Ein paar Minuten später kam Kailamai zurück. Nachdem sie Platz genommen hatte, sagte ich zu ihr: »Weißt du noch, wie du mir gestern Abend von deiner perfekten Welt erzählt hast?«
    Sie legte ihre Serviette in den Schoß. »Ja.«
    »Hast du das ernst gemeint?«
    Sie sah mich fragend an. »Ja. Ich meine, es war nur Wunschdenken, aber ich hoffe, dass etwas Ähnliches irgendwann passiert.«
    »Na ja, heute ist irgendwann.«
    Sie sah erst mich und dann Nicole an. »Was meinen Sie damit?«
    »Nicole ist nicht die ganze Strecke hierher gefahren, nur um bowlen zu gehen. Sie ist gekommen, um dich kennenzulernen.«
    Kailamai sah Nicole an. »Wieso das denn?«
    »Weil Nicole deine perfekte Welt ist«, sagte ich. »Sie ist schlau und witzig, sie wohnt nicht weit von der Gonzaga-Universität entfernt, und sie ist bereit, dich als Mitbewohnerin bei sich aufzunehmen, dein Zimmer zu bezahlen und dir zu helfen, auf die Uni zu kommen, solange du gute Noten bekommst, im Haushalt mithilfst und Respekt zeigst.«
    Kailamais Augen huschten zwischen Nicole und mir hin und her. »Macht ihr Witze?«
    »Was hältst du davon?«, fragte Nicole.
    Einen Augenblick später sagte Kailamai: »Es ist, als ob ein Traum wahr geworden ist.« Sie wandte sich an Nicole. »Aber warum sollten Sie das tun? Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Nein, aber ich kenne Alan, und ich vertraue ihm.«
    Kailamais Augen füllten sich mit Tränen. »Ich kann es nicht glauben.«
    Der Kellner brachte unser Essen. Nachdem er gegangen war, sagte ich: »Die Sache hat nur einen Haken.«
    »Was denn?«, fragte Kailamai.
    »Du musst heute Nachmittag abreisen. Nicole muss gleich nach dem Mittagessen zurück nach Spokane.«
    Kailamai blickte verblüfft. »Aber … Yellowstone.«
    »Yellowstone läuft dir nicht davon«, sagte ich.
    Sie betrachtete ihr Essen. »Wow, ausnahmsweise habe ich einmal keinen Hunger.«
    »Und? Wie sieht deine Entscheidung aus?«, fragte Nicole.
    Ein breites Lächeln zog sich über Kailamais Gesicht. »Ja. Danke. Ja.«
    Wir aßen auf, und dann fuhr uns Nicole zurück zum Hotel. Ich blieb mit Nicole in der Lobby, während Kailamai hochlief, um ihre Sachen zu holen.
    »Weißt du noch, was ich am Tag deiner Abreise zu dir gesagt habe?«, fragte Nicole. »Am glücklichsten war ich immer, wenn ich mich um jemanden kümmern konnte.« Sie lächelte mich an. »Du hast mein Leben wieder einmal verändert.«
    »Na ja, niemand hat eine Chance mehr verdient als Kailamai. Sie kann sich glücklich schätzen, eine Mentorin wie dich zu bekommen. Sie wird es noch weit bringen.«
    Ein breites Lächeln zog sich über Nicoles Gesicht. »Danke.«
    Ein paar Minuten später kam Kailamai mit ihrem Rucksack in die Lobby.
    »Fertig?«, fragte ich.
    »Ja.«
    Wir gingen hinaus, und ich legte ihren Rucksack in den Kofferraum des Malibu.
    »Ich werde es vermissen, mit Ihnen unterwegs zu sein«, sagte Kailamai.
    Ich sah sie liebevoll an. »Das geht mir genauso. Sei eine gute Mitbewohnerin. Und eine gute Richterin oder Köchin. Mach mich stolz.«
    »Das werde ich, versprochen.« Sie sah zu Boden. »Werde ich Sie je wiedersehen?«
    »Auf jeden Fall.«
    Sie umarmte mich. Dann wandte sie sich an Nicole.
    »Gehen wir, Mitbewohnerin«, sagte sie und stieg in den Wagen.
    Nicole trat auf mich zu und umarmte mich. »Schon wieder ein Abschied. Es war schon beim ersten Mal schwer genug.«
    »Ich hasse Abschiede«, sagte ich. »Wie wär’s, wenn ich einfach sage: ›Bis später‹?«
    »Versprochen?«
    »Versprochen. Ich werde anrufen, um zu hören, wie’s läuft.«
    »Ich freue mich schon darauf.« Tränen traten ihr in die Augen, daher küsste sie mich auf die Wange und stieg dann rasch in den Wagen. Sie ließ ihn an. »Auf Wiedersehen«, sagte sie leise.
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich.
    Kailamai winkte, während sie davonfuhren.
    »Wieder allein«, sagte ich. Ich holte einmal tief Luft, dann ging ich hoch in mein Zimmer und nahm ein langes, heißes Bad.

Sechsundvierzigstes Kapitel
    Ich bin wieder allein. Es ist nicht so, dass ich Gesellschaft nicht mag, es ist nur so, dass ich die ganzen Geschichten schon einmal gehört habe.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Am nächsten Morgen ging ich zum Frühstück hinunter. Ich aß Raisin Bran mit Magermilch und eine Banane und trank dazu ein Glas Orangensaft. Am Nebentisch saß ein Mann, der ein Schlüsselband um den Hals trug, auf dem mit blauem Marker HI, MEIN NAME IST TONY geschrieben stand. Sein Blick war auf den Fernseher
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