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Bis zum Horizont

Bis zum Horizont

Titel: Bis zum Horizont
Autoren: Richard Paul Evans
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gerichtet, der im Frühstücksraum an die Wand montiert war.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Wissen Sie zufällig, wie man von hier am schnellsten zum Highway 2 kommt?«
    Er drehte sich zu mir um. »Na klar. Gehen Sie vor dem Hotel einfach nach rechts und dann immer weiter nach Süden, etwa zwei Meilen weit bis zu dem MT2-Schild. Sie können es nicht verfehlen.«
    »Danke.«
    »Wohin wollen Sie?«
    »Ich gehe nach Yellowstone.«
    »Sie gehen den ganzen Weg nach Yellowstone zu Fuß?«
    »Um genau zu sein, gehe ich nach Key West.«
    »Florida?«
    »Ja.«
    Er sah mich einen Moment an, dann sagte er: »Mann, ich wünschte, ich würde das tun.«
    Um acht Uhr war ich wieder unterwegs. Ich vermisste Kailamai schon jetzt. Ich vermisste ihren Geist. Ich vermisste sogar ihre Witze.
    Hinter Butte stieß ich auf den Highway 2 nach Whitehall. Die nächsten drei Tage führten mich durch die Städte Silver Star, Twin Bridges und Sheridan. Silver Star war eine typische Kleinstadt. Es gab dort einen Schrottplatz, einen Tierpräparator und einen Laden namens Granny’s Country Store. Vor dem Laden stand ein Schild, auf dem KOSTENLOSER KAFFEE, MITTWOCHS BIS SAMSTAGS 10–18 UHR stand.
    Ich betrat das Geschäft und kaufte mir ein Überlebensbuch für die Wildnis und eine Broschüre, die mir angeblich half, das Wetter mithilfe der Weisheit unserer Vorfahren vorherzusagen. Das kleine Buch steckte voller Weisheiten wie dieser:
    Wenn der Tau liegt auf dem Gras,
wird es heute nicht vom Regen nass.
Ist das Gras trocken am Morgen,
bringt Regen bald Sorgen.
    Der (dem Buch zufolge) nützlichste Wetterspruch von allen war:
    Abendrot,
Gutwetterbot,
Morgenrot,
schlecht Wetter droht.
    Ich füllte meine Feldflasche am Waschbecken in der Toilette auf, kaufte mir ein Stück Honigbrot und wählte zwei in Zellophan verpackte Sandwichs aus dem Kühlschrank aus. Ich erfuhr, dass die Frau, die den Laden führte, die Eigentümerin war, sodass sie, eigentlich die »Granny« sein musste. Sie war ungefähr Ende dreißig und hatte langes, braunes Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Sie lief barfuß.
    Ich kam am Jefferson Camp vorbei (wo die Lewis-und-Clark-Expedition ihr Lager aufgeschlagen hatte), überquerte ein paar Meilen später den Jefferson River und folgte dem Lewis-und-Clark-Weg bis zur Stadt Twin Bridges.
    Twin Bridges präsentierte sich als »die Kleinstadt, die sich kümmert«. In den meisten Schaufenstern der Stadt hingen »GO FALCON«-Plakate. Ich aß im Wagon Wheel Restaurant, in dem es verblüffend voll war, und stockte im Main Street Market meine Lebensmittelvorräte auf.
    Ich übernachtete im King’s Motel, vor dem ein Schild PREISGEKRÖNTE ZIMMER versprach, was deutlich besser klang als »weltberühmt« oder »historisch«. Ich war skeptisch, was diese Behauptung betraf, bis der Eigentümer – ein Händler für Angelbedarf namens Don, der wie Ernest Hemingway in Shorts aussah – mir das Motel zeigte. Die Zimmer waren gemütliche, holzgetäfelte Kammern mit kleinen Kochnischen. Sie kosteten nur 73 Dollar die Nacht, und als zusätzliches Gimmick bot Don mir an, mich am nächsten Morgen zum Fliegenfischen mitzunehmen. Ich erklärte ihm, dass ich auf das Fischen verzichten müsste, nahm aber eines seiner Zimmer.
    Sheridan lag nur acht Meilen hinter Twin Bridges, und die Gegend dazwischen bestand hauptsächlich aus grünen Wiesen mit grasenden Schafen. Sheridan war größer als die letzten drei Städte, die ich durchquert hatte, und es gab dort eine Bank und einen Napa-Autoersatzteilhandel neben dem Ruby Saloon.
    Ich ging in eine Bäckerei und bestellte mir ein Schinken-Käse-Sandwich und ein Zimtbrötchen. Neben meinem Tisch stand auf einem Schild an der Wand:
    Wir haben das Recht, den Service
jedermann und jederzeit zu verweigern.
Ohne Ausnahme. Steve, Joe und Allen
    Auf einer Tafel an der Wand gegenüber von meinem Tisch stand:
    PREISFRAGE:
Wo liegt der Trevi-Brunnen?
    Irgendjemand hatte daruntergekritzelt: »Trevi?«
    Wer die Frage korrekt beantwortete, erhielt einen kostenlosen Ahorndonut, der, wie ich hoffte, nicht eigens für den Wettbewerb gebacken worden war, denn das Schild war einen Monat zuvor aufgehängt worden, und noch immer hatte niemand gewonnen. Ich fragte die Managerin, eine Frau namens Francie, ob ich einen Versuch wagen dürfte.
    »Na klar, Süßer. Wo ist der Trevi-Brunnen?«, fragte sie so gebannt wie eine Spielshow-Moderatorin.
    McKale und ich waren zweimal im Rahmen von Werbe-Incentive-Reisen in Rom gewesen,
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