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0703 - Stunden der Angst

0703 - Stunden der Angst

Titel: 0703 - Stunden der Angst
Autoren: W.K. Giesa und Claudia Kern
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Stunden vorher, in einer anderen Welt:
    Ein eigenartiges Geschöpf bewegte sich durch unterirdische Gänge.
    Vor fast tausend Jahren waren sie von Sklaven und Schwarzer Magie in gewachsenen Fels getrieben worden, führten zwischen Kavernen hindurch, die in heutiger Zeit niemand mehr kannte und die zu erforschen kaum jemand den Wunsch besaß.
    Das Geschöpf besaß ein Ziel: Den Regenbogendom tief in den Felsen.
    Unter der Kuppel dieses Gewölbes schwebte seit Ewigkeiten eine künstliche Mini-Sonne. Wie das möglich war, wer sie einst geschaffen hatte -niemand vermochte es zu sagen. Aber das Licht dieser künstlichen Sonne spendete den Regenbogenblumen Licht und Leben, so dass sie permanent blühen konnten, das ganze Jahr hindurch ohne Pause. Ihre mannsgroßen Kelche schimmerten in dem künstlichen Licht in allen Farben des Spektrums.
    Diese Blumen waren in der Lage, Lebewesen und Dinge zu transportieren, von einem Ort zum anderen ohne meßbaren Zeitverlust. Der Reisende musste nur eine konkrete bildliche Vorstellung von seinem Ziel haben, das sowohl ein Ort als auch eine Person sein konnte, und in dessen Nähe mussten sich ebenfalls Regenbogenblumen befinden.
    Das Ziel konnte irgendwo auf der Erde, auf einem anderen Planeten oder in einer anderen Welt sein.
    Oder in einer anderen Zeit.
    Oder…
    Das Wesen, das sich jetzt den Blumen näherte, wollte mehr darüber herausfinden. Denn etwas Eigenartiges war geschehen. Etwas, das ihm Schmerzen verursacht hatte, obgleich es weit genug entfernt gewesen war. Aber es hatte sogar die Besinnung verloren, weil der Schmerz unerträglich wurde, und das wollte bei einem Wesen seiner Art eine Menge heißen. Es hatte Tod und Zerreißen gespürt, das trotzdem nicht Tod und Zerreißen war, und diese Diskrepanz machte ihm zusätzlich zu schaffen. Was dort gestorben war, war nicht gestorben. Es existierte nach wie vor, aber wo und in welcher Form?
    Das seltsame Geschöpf wollte das herausfinden.
    Vor den Regenbogenblumen blieb es stehen. Sandte einen grüßenden mentalen Kraftstrom aus.
    Was willst du, Drache?, fragten die Regenbogenblumen zurück.
    ***
    »Ich will wissen, was geschehen ist«, verlangte Fooly. »Ich muss es wissen. Nie vorher habe ich so etwas gespürt. Habt nicht ihr selbst auch gelitten?«
    Der Drache erbebte bei der Erinnerung. Es gehörte schon eine Menge dazu, ein Wesen wie ihn umzuwerfen. Weniger seiner Körpermasse wegen; etwa 1,20 m hoch und nahezu ebenso breit, mit kurzen Stummelflügeln, einem telleräugigen Krokodilschädel und dem Zackenschweif konnte er selbst einem Orkan trotzen. Das, was bei den Blumen geschehen war, hatte ihn mental blockiert.
    Die Regenbogenblumen nahmen seine drängende Frage entgegen.
    Eine Weile geschah nichts. Es schien, als müssten sie erst darüber nachdenken, was er meinte. Dann endlich, als er bereits ungeduldig wurde, erreichte ihn die Antwort der Blumen.
    Zwei Sterbliche suchten nach zwei anderen Sterblichen und fanden sie verdoppelt. Es gab keine Möglichkeit, die Ziele zu unterscheiden. Sie waren identisch. So kam es zur Katastrophe.
    »Ich habe Tod gespürt«, sagte Fooly. »Haben sie den Transport nicht überlebt?«
    Wieder dauerte es einige Zeit, bis er Antwort erhielt: Wir wissen es nicht. Wir haben keinen Kontakt mehr zu ihnen.
    Fooly spürte beginnendes Entsetzen.
    Das ist kein Grund zur Besorgnis, kamen weitere Impulse der Blumen. Kontakt aujnehmen können wir nur, wenn die Personen in unmittelbarer Nähe sind. Willst du selbst zu ihnen gehen?
    »Nein!«, schrie Fooly auf. »Nein… ich würde doch das gleiche Schicksal erleiden! Nein, ich kann das nicht. Gibt es nichts anderes, was wir tun können?«
    Nein.
    Es war eine endgültige Antwort. Es blieb dem Jungdrachen nichts anderes übrig, als sich damit zufrieden zu geben. Die Regenbogenblumen waren ein magisches Transportmittel, nicht mehr und nicht weniger. Selbständig handeln konnten sie nicht.
    Immerhin hatten sie Fooly informieren können. Er konnte jetzt zumindest die Andeutungen weiter geben. Keinem Menschen wäre es gelungen, mit den Blumen zu »sprechen«. Das war nur einem Drachen möglich.
    Aber wie sollte Fooly nun den Menschen im Château Montagne begreiflich machen, was für eine Katastrophe es gegeben hatte? Dass zwei der ihren verloren waren? Möglicherweise unrettbar?
    Und doch war Fooly nicht sicher, ob sie wirklich tot waren. Die Empfindungen, die ihn zum Zeitpunkt des fehlgeschlagenen Transports überflutet hatten, waren nicht absolut eindeutig
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