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Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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Prolog
     
    Fahl schien das Mondlicht durch das Blätterdach des Grenzwaldes. Ein leichter Wind bewegte Äste und Zweige und ließ die Schatten gespenstisch tanzen. Gehüllt in einen schwarzen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, huschte eine dunkle Gestalt von Deckung zu Deckung. Immer wieder drehte sie ihren Kopf in alle Richtungen, spähte und lauschte, ganz so, als ob sie nach etwas suchte. Auf einmal drang ein süßlicher und intensiver Geruch an ihre Nase. „Menschen, die wie Elfen riechen wollen!“, schoss es ihr durch den Kopf, „Aber am Ende stinken sie wie die Schweine.“ Ein kurzer, doch intensiver Anflug von Übelkeit überkam das vermummte Wesen. Nun vernahm es auch Geräusche. Das Knacken von Ästen, das Rascheln von Blättern, Schritte. Einige Gestalten näherten sich langsam. Als sie aus dem Schatten heraustraten, fiel das Mondlicht auf sie. Es handelte sich um drei Männer. Der erste von ihnen trug kostbare Gewänder. Ein aufwändig gesticktes Wappen auf seiner Brust machte ihn als Mitglied des nördlichen Adelshauses kenntlich. Sein blondes Haar fiel ihm in Locken von den Schultern hinab und umrahmte sein feines jugendliches Gesicht. Er wirkte fast schon weibisch. Von ihm ging auch der süßliche Geruch aus. Die Männer rechts und links wirkten da eher grobschlächtig, in starke Lederrüstungen gewandet. Schwerter und Dolche hingen an ihren Waffengurten. Die Gestalt in dem schwarzen Mantel trat auf die drei zu. Als sie direkt vor dem Anführer stand, musste sie den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm emporschauen zu können. Dann schob sie langsam ihre Kapuze zurück. Ein grünliches humanoides Gesicht kam zum Vorschein mit einer langen Nase und spitzen Ohren. Kleine rötliche Augen leuchteten aus ihren Höhlen. Schon für sich genommen wirkte die Gestalt grotesk. Ganz das Gegenteil zu den feinen Zügen des jungen Adligen. Und dieser Eindruck wurde noch gesteigert durch ein abgenutztes Monokel, das sich der kleine Wicht vor sein linkes Auge geklemmt hatte.
    „Da bin ich, eure Hoheit!“, sprach das Wesen zu dem Jüngling und verbeugte sich leicht vor ihm. Der Angesprochene musterte sein Gegenüber abfällig und grinste. „Das sehe ich, Goblin. Habt ihr das, was ihr für mich besorgen solltet?“ Der Goblin nickte. Vorsichtig griff er mit der rechten Hand in seinen Mantel hinein und förderte ein kleines Päckchen zutage. Wortlos reichte er es dem jungen Mann. Dieser nahm es hastig entgegen, wiegte es kurz und fast zärtlich in seiner Hand und packte es aus. Zögerlich spähte er in das halbgeöffnete Päckchen. Seine Wangen erröteten, das linke Auge zuckte vor Aufregung. Schließlich bewegten sich seine Mundwinkel nach oben. Er lächelte. Mit spitzen Fingern zog er ein kleines goldenes Amulett aus dem Päckchen. Behutsam legte er es in seine Handfläche und betrachtete es ausgiebig von allen Seiten. „Das ist es, in der Tat.“, sagte er mehr zu sich selbst als zu den anderen. Dann schaute er den Goblin an, „Du hast deine Aufgabe zu meiner vollen Zufriedenheit erledigt.“ Und ohne den Blick von dem Goblin zu wenden, fügte er hinzu: „Das heißt aber auch, dass ich dich jetzt nicht mehr brauche.“
    Das schöne Jungengesicht wirkte jetzt verzerrt wie eine hässliche Fratze. Der Goblin zuckte merklich zusammen und wich schnell zwei Schritte zurück. Doch schon folgte der unheilbringende Befehl an die Leibwächter: „Tötet ihn!“ Ohne zu zögern rissen sie die Schwerter aus ihren Scheiden und liefen mit schnellen Schritten auf den Goblin zu, der wie angewurzelt da stand. Offenbar hatte er nicht einmal eine Waffe dabei, um sich wenigstens verteidigen zu können. Nur noch wenige Schritte, dann wäre es aus. Urplötzlich traten zwei weitere Gestalten aus den Schatten der Bäume und Büsche heraus und platzierten sich zwischen dem Goblin und seinen Angreifern. Große Gestalten, muskelübersät. In ihren grünen haarlosen Gesichtern standen die scharfen Eckzähne wie Hauer hervor. Die gelblichen Augen strahlten eine enorme Brutalität aus. In ihren Händen – oder sollte man besser Pranken sagen – hielten sie mächtige Äxte, die sie wild schwangen . Die Angreifer erstarrten für einen kurzen Moment, dann stürzten sie sich auf die Orks. In einem heftigen Aufprall begegneten sie einander. Ihre Waffen klirrten. Metall schlug auf Metall. Funken sprühten. Der junge Adlige stand mit weit aufgerissenen Augen da. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Alles war doch so gut geplant.
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