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Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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hatte ihn erschreckt. Es kam nicht oft vor, dass jemand mit Hilfe von Zauberei nach ihm suchte. Es war ein einfacher Suchzauber gewesen, weniger gefährlich, als es zunächst ausgesehen hatte. Wenn der Händler ihn nicht verriet, konnte der Adlige nicht wissen, wo Snip sich befand. Aber das hieß natürlich nicht, dass ein Verrat nicht noch erfolgen würde. Die Menschen waren wankelmütig und raffgierig. Verrat gehörte zu ihrer Natur. Und für die richtige Belohnung gab der Hehler auch sonst sein Wissen gerne weiter. „Lebt er noch?“ Bei der Frage hob Nogg die Axt etwas höher. „Ja. Aber vielleicht hätte ich ihn nicht am Leben lassen sollen.“ Snip spielte für einen kurzen Moment mit dem Gedanken umzukehren und genau das nachzuholen. „Ich laufe gern zurück“, bot Nogg sich an. „Nein, dafür ist jetzt keine Zeit. Wir bleiben zusammen.“ Ein lautes Seufzen folgte auf Snips Entscheidung. „Ist nur ein Mensch. Davon gibt es doch genug“, murmelte der Ork vor sich hin. „Außerdem, “ Snip verlangsamte seine Schritte, „ist das meine Angelegenheit.“ Rabb legte seine schwere Pranke auf Snips Schulter. „An dem ist sowieso nichts dran.“, brummte er. Der Goblin grinste. An dem hageren Händler hätte sich der Ork kaum satt essen können. Ihn jetzt noch umzubringen änderte nichts an ihrer Situation. `Du hast Angst vorm Töten`, der Gedanke kam, wie eine lästige Fliege und Snip scheuchte ihn weg. Er war ein Goblin. Er hatte schon öfter getötet. Aber aus Spaß, hatte er noch keinen umgebracht. Snip bevorzugte es, den Leuten ihre Wertsachen und weniger das Leben zu nehmen. Tote Menschen gaben schlechte Geschäftspartner ab. Dass man ihn jetzt wegen Mordes suchte, war der beste Beweis dafür.
    Das Haus lag mittlerweile weit hinter ihnen in der Finsternis. Die Geräusche der Nacht wirkten nun besonders intensiv auf ihn. Immer wieder schreckte er auf und spähte intensiv in die Dunkelheit hinaus. Doch da gab es nichts zu sehen. Snip bemerkte, dass sie alle drei mittlerweile rannten. In der Ferne zeichnete sich der Rand des Waldes ganz leicht vor dem tiefblauen Nachthimmel ab. Wenn sie ihn doch nur endlich erreicht hätten! ‚Und dann?’, schoss es Snip durch den Kopf. ‚Wie sollte es weitergehen?’ In ihm stieg die Sehnsucht auf, einfach wegzulaufen – ganz weit weg; an irgendeinen Ort, wo ihn keiner finden konnte: gegebenenfalls sogar bis ans Ende der Welt. Seine Gedanken kamen abrupt zu einem Ende, als sie den Waldrand erreichten. Ein vorsichtiges Gefühl von Erleichterung breitete sich in ihm aus. Doch nahm das noch längst nicht die große Anspannung von der kleinen Gruppe. Weiterhin waren sie auf alles gefasst und stapften in ihrer defensiven Formation weiter auf den Ort zu, wo sie ihre Pferde zurückgelassen hatten. Die Bäume standen dicht in diesem Teil des Waldes. Ihre mächtigen Stämme wirkten in der Dunkelheit wie finstere Riesen oder schattenhafte Dämonen, die ihre Arme ausstreckten, um sich die grünhäutige Beute zu greifen. Plötzlich knackte es im Unterholz ganz in ihrer Nähe. Nogg wirbelte instinktiv herum, riss den Schild hoch und hob die Axt zum Schlag. Rabb zog den Goblin an sich heran und deckte ihn mit dem Schild ab. Doch der Angriff blieb aus. Vermutlich nur ein Tier, das sich da bewegte. Oder doch nicht? Nach einigen Minuten, erreichten sie endlich die kleine Lichtung, auf der sich ihre Pferde befanden. Die beiden Orks ritten auf großen, bulligen Pferden. So manchen Kampf hatten sie schon mitgemacht, und kaum etwas brachte sie aus der Ruhe. Als sie die Nähe ihrer Reiter spürten, erhoben sie die Köpfe und schauten erwartungsvoll in deren Richtung. Snip besaß ein kleineres Pferd, bei weitem nicht so kräftig wie die Tiere der Orks. Dieses Manko glich es mit einer größeren Wendigkeit und einem höheren Tempo aus. Und der Goblin wusste diese Eigenschaften durchaus zu schätzen. Denn im Gegensatz zu den Orks bevorzugte er etwas räumliche Distanz zwischen sich und potenziellen Gegnern. Sie liefen zu den Pferden, lösten deren Fußfesseln und schwangen sich hinauf. Mit einem kurzen Zungenschnalzen trieben sie die Tiere an und machten sich auf den Weg. Erst mal weg von hier. Snip bemerkte, dass er ganz außer Atem geraten war. Schweißperlen liefen an seinen Schläfen herunter. Seine Kehle hingegen fühlte sich trocken an. Die Gedanken über eine Flucht kehrten in sein Bewusstsein zurück. Wohin könnte er gehen? Wieder zurück zu den Schwarzen Bären? Zurück zu Ukdugg?
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