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Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe
Autoren: Verschiedene
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DER HEXER
    Eine Epoche, in der das Übersinnliche noch fester Bestandteil des Lebens ist, eine Zeit der Schwarzen Messen und heidnischen Riten. DER HEXER stellt sich gegen die Tyrannen dieser Zeit. Wissen ist seine Macht, Magie seine Waffe ...
     
    Tyrann aus der Tiefe
    von Robert Craven
    Der Wind peitschte den Regen beinahe waagerecht über die Wasseroberfläche. Mit der Nacht waren Wolken vom Meer her gekommen, eine schwarze, brodelnde Front, die das bleiche Licht des Vollmonds verschluckte und eisige Regenschauer auf die Erde herabstürzen ließ. Der böige, eiskalte Wind sorgte zusätzlich dafür, daß die Bewohner dieses Küstenlandstrichs vergaßen, daß nach dem Kalender eigentlich Hochsommer war und selbst die Nächte warm sein sollten. Der See wirkte wie ein schwarzes, lichtschluckendes Loch. Und dicht unter der Oberfläche begann ein
    gewaltiger Schatten, das kleine Ruderboot zu umkreisen ...

    Selbst das regelmäßige Klatschen, mit dem die Ruder ins Wasser tauchten, klang gedämpft und wurde vom Rauschen des unablässig fallenden Regens verschluckt.
    Steve Cranton ließ mit einem erschöpften Seufzen die Riemen los, setzte sich auf und streckte die Arme nach beiden Seiten aus. Sein Rücken schmerzte. Sie ruderten seit fast einer Stunde im Kreis über den kleinen, runden See, und das Boot war schwer vom Regen geworden. Seine Füße, die in schwarzen Gummistiefeln steckten, standen bis zu den Knöcheln im eisigen Wasser, und die Kälte war beharrlich durch die Stiefel und die zwei Paar Wollsocken gekrochen, die er darunter trug. Bis zu den Knien hinauf fühlten sich seine Beine taub an.
    »Müde?« fragte O’Banyon leise. »Wenn ich dich ablösen soll ...«
    Cranton schüttelte den Kopf und griff wieder nach den Rudern, ließ die Hände jedoch reglos auf den Riemen liegen, ohne sie zu bewegen. Das Boot schaukelte sanft auf dem Wasser, und wie zur Antwort auf O’Banyons Frage peitschte der Wind einen neuen Regenschwall heran. Cranton schauderte, als das Wasser unter seinen Regenmantel lief und eisig in seinem Nacken herabrann.
    »Nein«, antwortete er mit einiger Verspätung. »Ich komme mir nur ganz langsam dumm vor, hier im Kreis zu rudern und mich durchnässen zu lassen. Wir sollten aufhören.«
    O’Banyon lachte leise. »Du hast Angst«, behauptete er.
    Cranton starrte sein Gegenüber wütend an. Obwohl sie sich kaum drei Meter entfernt gegenübersaßen, war O’Banyons Gesicht nicht mehr als eine dunkle, konturlose Fläche vor dem noch dunkleren Hintergrund des Sees. Die Wolkendecke war massiv wie eine Mauer und ließ nicht den geringsten Lichtschimmer hindurch.
    »Nein«, schnappte Cranton verärgert. »Ich blamiere mich nur nicht gerne, das ist alles. Wahrscheinlich sitzen sie in Goldspie jetzt alle beisammen in einem Pub und lachen sich einen Ast über uns.«
    »Du hast Angst«, behauptete O’Banyon noch einmal, als hätte er die letzten Worte gar nicht gehört. »Aber jetzt ist es zu spät, mein Lieber.« Er seufzte, kramte einen Moment unter seinem Regenmantel herum und förderte Tabaksbeutel und Pfeife zutage. Cranton sah stirnrunzelnd zu, wie er sich trotz des strömenden Regens bedächtig eine Pfeife stopfte, mit den Händen einen Schutz gegen den Wind bildete und ein Streichholz anriß. Der Tabak fing Feuer, aber er war naß und schmorte nur vor sich hin, statt richtig zu glühen. O’Banyon knurrte etwas, klopfte die Pfeife auf dem Bootsrand aus und steckte sie wieder ein. Dann zog er seine Uhr aus der Tasche, riß ein zweites Streichholz an und versuchte, im flackernden Licht der winzigen Flamme die Stellung der Zeiger abzulesen.
    »Es ist gleich soweit«, sagte er. »Mitternacht. In wenigen Augenblicken.«
    »Und dann kommt es, wie?« Cranton bemühte sich, möglichst viel Spott in seine Stimme zu legen, aber der Unterton von Furcht, der seine Worte begleitete, verdarb ihm den beabsichtigten Effekt. »Das Ungeheuer von Loch Shin – daß ich nicht lache! Mit solchen Geschichten verschrecken sie ihre Kinder, wenn sie nicht schlafen wollen. Oder halten ahnungslose Trottel aus der Stadt zum Narren.«
    »Damit meinst du mich«, sagte O’Banyon kopfschüttelnd. Cranton wollte widersprechen, aber O’Banyon brachte ihn mit einer raschen Bewegung zum Schweigen und schüttelte den Kopf. »Ich nehme es dir gar nicht übel, mein Lieber. Vielleicht würde ich ähnlich denken, wenn ich an deiner Stelle wäre. Aber du hast nicht gehört, was ich gehört habe.«
    »Das Gerede eines Wahnsinnigen«,
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