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0703 - Stunden der Angst

0703 - Stunden der Angst

Titel: 0703 - Stunden der Angst
Autoren: W.K. Giesa und Claudia Kern
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ihn merklich irritiert. Der Doppelgänger-Zamorra dagegen schien mit so etwas gerechnet zu haben. Er hatte geradezu routiniert reagiert und Ullich ausgetrickst.
    Jetzt wartete der ehemalige Versicherungsagent, spätere Bodyguard und heutige Ex-Möbius-Manager auf das ihm angekündigte Verhör. Wenn die Antworten nicht zufriedenstellend waren, wollte Zamorra ihn dem Drachen zum Fraß vorwerfen…
    Zumindest gegen den rechnete Ullich sich Chancen aus. Soweit er informiert war, handelte es sich um ein tolpatschiges kleines, fettes Monstrum mit starkem Hang zu schrägem Humor. Mit solchen Wesen konnte man reden. Ullich war schon mit ganz anderen Ungeheuern fertig geworden. Zum Beispiel mit jenen, die das Tor durchschritten und über die Brücke in die Diesseitswelt kommen wollten, gerufen von Amun-Re… [1]
    Nun gut, dabei hatten ihm Zamorra und Carsten zur Seite gestanden, und sie hatten Gunnars drei Schwerter gegen die Ungeheuer aus der Welt der Namenlosen Alten geschwungen. Diesmal war Michael Ullich völlig waffenlos. Aber dafür hatte er es nur mit einem Jungdrachen zu tun, den er nicht richtig ernst nehmen konnte.
    Glaubte er zu diesem Zeitpunkt noch…
    Noch während er darüber nachgrübelte, was dies für eine seltsame Welt war, in die es ihn verschlagen hatte, und was es mit dem Zamorra-Double tatsächlich auf sich hatte, wurde die Tür seiner Zelle geöffnet. Vier breitschultrige Männer traten ein. Aus dem »richtigen« Château Montagne kannte er sie nicht, sie gehörten nicht hierher!
    Zwei der grobschlächtig aussehenden Männer hatte er vorhin schon kennengelernt, als sie ihn entwaffneten und in diese Zelle brachten. Jetzt winkte einer der beiden ihm herrisch zu.
    »Mitkommen!«, fügte er hinzu, als Ullich keine Anstalten machte, sich zu bewegen. »Sofort! Los, schwing die Hufe, oder wir Helfen dir nach!«
    Ullich taxierte die vier Männer. Sie sahen nicht sonderlich intelligent aus. Er rechnete sich Chancen gegen sie aus. Mit ein paar Judo- und Taekwon-Do-Tricks glaubte er durchaus mit ihnen fertig zu werden.
    »Da müssen schon Männer kommen, keine Ersatzteile«, sagte er und fügte eine Beleidigung hinzu, die er einmal in einer Hafenkneipe in Marseille gehört hatte. Nach der wilden Prügelei hatte man den Beleidiger vier Wochen lang flüssig ernähren müssen, und eine Raumausstatter-Firma hatte sich mit der Neueinrichtung des Lokals regelrecht vorm Bankrott gerettet…
    Eine entsprechende Reaktion der vier Muskelprotze ließ nicht lange auf sich warten. Dann stürmten sie auf Ullich zu.
    Das hatte er gewollt, aber nicht damit gerechnet, dass sie nicht so dumm waren, wie er sie ihrem Aussehen nach eingestuft hatte. Zwei der Männer konnte er vorübergehend ausschalten, die beiden anderen schlugen ihn systematisch zusammen und ließen ihm nicht die geringste Chance, sich zu wehren. Sie waren unglaublich schnell und clever.
    Als sie von ihm abließen, konnte er kaum noch gehen, und er hatte das Gefühl, dass sie ihm zwei Rippen gebrochen oder wenigstens angeknackst hatten. Blut lief ihm über die Stirn und aus der Nase, und ein Zahn war locker.
    Er hatte sie einfach unterschätzt. Sie kannten die Judo-Griffe auch, die er ansetzen wollte, und blockten sie gleich ab. Seit seiner Kindergartenzeit war er nicht mehr so verprügelt worden wie jetzt.
    Die beiden, die er zu Anfang niedergeschlagen hatte, waren längst wieder fit. Sie stießen ihn mit Fausthieben, gegen die er sich nicht wehren konnte, vor sich her durch den Korridor bis in einen Raum, den er früher im Château noch nie gesehen hatte - im richtigen Château, korrigierte er sich.
    Der Raum war dunkel, nur von wenigen Lichtinseln erhellt. In ihrem Schein registrierte Ullich die nur sparsame Möblierung. Es gab mehrere Sessel, die im Halbkreis angeordnet waren, und sonst nichts. In einem der Sessel saß Zamorra, bequem zurückgelehnt mit übereinander geschlagenen Beinen, im für ihn typischen weißen Anzug. Neben ihm Nicole Duval in schwarzem Leder - Stiefel, Shorts, eine nietenbeschlagene Weste auf der blanken Haut, dazu ebenfalls nietenbesetzte Handschuhe. Am Gürtel ihrer Shorts hing rechts eine Peitsche und links ein Holster mit Pistole. Ein ledernes Halsband mit funkelnden Diamanten ergänzte ihr Outfit; die Krönung des Ganzen war eine pinkfarbene Perücke.
    »Was soll das, Zamorra?«, stieß Ullich hervor. »Hast du den Verstand verloren? Wir sind doch Freunde.« Wir waren es, fügte er in Gedanken hinzu.
    Oder vielleicht nie - denn es
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