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0703 - Stunden der Angst

0703 - Stunden der Angst

Titel: 0703 - Stunden der Angst
Autoren: W.K. Giesa und Claudia Kern
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gewesen wäre, hätten sie einen beeindruckenden Anblick geboten.
    »Sieht friedlich aus«, sagte Nicole. »Sollen wir es riskieren?«
    Zamorra nickte. »Warum nicht. Schließlich soll dein Partner nicht umsonst warten.«
    Er sah, wie ihre Augen sich weiteten und griff blitzschnell zu. Sein Arm schloss sich um ihren Hals, während er mit der anderen Hand in ihre Tasche griff und eine Pistole herauszog.
    Er zerrte die Doppelgängerin mit sich in den ringsum von Mietshäusern umsäumten großen Hof. Carsten folgte ihnen etwas langsamer.
    »Zamorra!«, rief Zamorra und drehte sich dabei mit der Doppelgängerin einmal um sich selbst, checkte weiterhin die Fenster der Hausfassaden. »Wir sollten uns unterhalten.«
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich auf der anderen Seite etwas regte. Dann sprang der Doppelgänger aus dem Fenster einer Parterrewohnung in den Hof. In einer Hand hielt er eine langläufige Pistole. Mit der anderen schnippte er eine Zigarette auf den Boden.
    »Wie hat die dämliche Ziege sich dieses Mal verraten?«, fragte er beinahe gelangweilt.
    Zamorra grinste. »Sieht so eine Frau aus, die blind durch den Wald gerannt ist?«
    Sein Gegenüber hob die Schultern. »Wahrscheinlich nicht, aber wenn du den Geiseltrick mit Seneca wiederholen willst, muss ich dich enttäuschen. Ich würde sie ohne zu zögern abknallen.«
    Bei den meisten anderen Menschen hätte Zamorra auf einen Bluff getippt, aber bei seinem Doppelgänger wusste er, dass der es ernst meinte. Er zögerte einen Moment, dann ließ er die falsche Nicole los.
    »Und du musst Carsten Möbius sein«, hörte er dem anderen sagen. »Dein Freund Michael Ullich hat von dir gesprochen, bevor er…«
    »Bevor er was?« Carsten sagte die Worte nicht, er stieß sie hervor. »Was hast du mit ihm gemacht?«
    »Ich? Nun, ich wollte ihm die Haut abziehen, aber das Experiment wollte ich mir dann doch für einen würdigeren Gegner aufsparen. MacFool hat ihn zerlegt. Unangenehme Sache. Ich musste das- Fenster schließen, sonst hätte ich bei dem Geschrei nicht mehr arbeiten können.«
    Zamorra glaubte, man habe ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er drehte sich zu Carsten um, sah dessen Augen flackern und griff nach seinem Arm. Sein Freund wollte sich losreißen, aber er hielt fest.
    »Er wartet doch nur darauf!«
    Zamorra sah den Schlag nicht kommen, krümmte sich nur zusammen, als ihm plötzlich die Luft wegblieb. Er sah, wie Carsten auf seinen Doppelgänger zulief, der ruhig die Waffe hob.
    »Nein!«, schrie er.
    Sein Ruf ging im Donnern von Schüssen unter. Carsten drehte sich überrascht um, als der falsche Zamorra plötzlich mit einem Sprung hinter ein paar Kisten abtauchte. Seine Partnerin lief im Zickzack zum Hofeingang zurück, während rechts und links von ihr der Boden von blauen Strahlen bestrichen wurde.
    Einige Männer stürzten aus halb offenen Fenstern, verloren ihre Maschinenpistolen und rührten sich nicht mehr. Die Paralyse-Strahlen leisteten ganze Arbeit.
    Zamorra sah auf. Direkt über ihm schwebte eine Hornisse. Sie jagte noch mehrere Schüsse in offene Fenster und landete dann im Hof.
    Er lächelte, als Nicole aus dem Cockpit sprang. Die echte Nicole.
    »Schnell weg hier«, sagte sie und zog ihn auf die Beine. »Ich weiß nicht, wieviele Leute noch hinter den Fenstern lauern. Die Scans haben mir jedenfalls eine halbe Armee angezeigt.«
    Zamorra stolperte auf die Blumen zu. Er drehte sich zu Carsten um, der wie in Trance auf der Lichtung stand.
    »Komm schon!«, rief er.
    Carsten zuckte zusammen und nickte dann. Nicole zerstörte das Türschloss der Umzäunung, die verhinderte, dass spielende Kinder oder betrunkene Erwachsene zufällig zwischen die Blumen gerieten. Gemeinsam traten sie zwischen die Blumen.
    »Wir müssen an die Autos denken«, sagte Nicole. »Den Cadillac und den BMW. Das sind die einzigen Sachen, von denen wir sicher wissen, dass es sie nicht in dem falschen Château gibt.«
    Zamorra schloss die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, stand er unter einer künstlichen Sonne. Vor ihm hockte ein Drache auf dem Boden. Für einen Moment fürchtete er, es sei MacFool, doch dann öffnete er den Mund.
    »Sie sind wieder da!«, krähte Fooly.
    Zamorra ließ sich erschöpft zwischen die Blumen fallen.
    Sie waren zuhause.
    Epilog
    Es heißt, dass die Zeit alle Wunden heilt, und zumindest auf Carstens Gehirnerschütterung traf das zu, als er eine Woche später seine Frankfurter Wohnung verließ und zum ersten Mal seit seiner
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