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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam
Autoren: Walter Farley
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Stelle frei

    Kurz nach Tagesanbruch ging Alec Ramsay in den Trainingsstall der Hopeful-Farm und ertappte den neuen Angestellten dabei, wie er Black Sand mißhandelte. Er rannte in die Box hinein und konnte gerade noch den Fuß des Mannes packen, bevor er den Bauch des Pferdes traf. Mit einer schnellen Bewegung zog Alec das Bein des anderen hoch — dieser verlor das Gleichgewicht und fiel unsanft ins Stroh.
    »Ich hab’ Ihnen doch gesagt, Sie sollen die Pferde niemals grob behandeln«, schrie Alec wutentbrannt. »Und jetzt machen Sie, daß Sie hier rauskommen!«
    Der Mann rührte sich nicht. Mund und Augen standen ihm offen, und er atmete schwer. »Das verrückte Ding hat mich gebissen«, sagte er. Seine Finger schlossen sich fest um das Zaumzeug in seiner Hand, als wollte er es im nächsten Augenblick gegen Black Sands Kopf schlagen.
    Alec zog den jungen Hengst zurück. Er wußte, daß der ehemalige Jockey getrunken hatte und daß er ihn so leicht nicht loswerden würde. »Das ist noch lange kein Grund, ihn zu schlagen«, tadelte er. »Mit Ihnen bin ich fertig.«
    Der Mann versuchte sich zu erheben; seine kräftigen Schultermuskeln zogen sich zusammen. »Geben Sie mir noch eine Chance, Herr Ramsay«, bat er. »Es wird nicht wieder Vorkommen.«
    Alec glaubte ihm nicht. Der Ton seiner Stimme war nicht echt, seine Entschuldigung klang hohl. »Ich hab’ Sie angestellt, obwohl ich wußte, daß Sie trinken«, sagte Alec. »Und Sie haben das genau gewußt. Sie haben mir versprochen, hier nicht zu trinken. Ich hab’ Ihnen gesagt, ich würde Ihnen eine Chance geben, aber nur eine einzige. Niemand sonst hätte Sie angestellt.«
    »Weiß ich«, gab der Mann schroff zurück. »Sie können sich die Geschichte sparen.«
    »Dann wissen Sie auch, warum ich Ihnen keine Chance mehr gebe«, entgegnete Alec. »Stehen Sie auf! Sie kriegen Ihren Lohn, und dann machen Sie sich fort!«
    Der Mann hob die Hand — sie war grob und schmutzig um sich von Alec beim Aufstehen helfen zu lassen.
    Alec zögerte, bevor er seine Hand ausstreckte. Der Jockey war Mitte vierzig, nicht größer als er, doch breiter in den Schultern und mit der ganzen Kraft versehen, die er während der vielen Jahre im Pferderennsport erworben hatte. Alec entschloß sich, das Risiko einzugehen; er mußte den Mann aus der Box schaffen, damit er dem Hengst nichts anhaben konnte.
    Der Jockey befand sich halb in Hockstellung, als sich ihre Hände trafen Ohne jede Vorwarnung schleuderte er das Zaumzeug jäh gegen Alec Dem Schlag des Metallteils vermochte dieser zu entgehen, das Leder der Zügel aber fuhr wie ein Peitschenhieb über sein Gesicht. Im nächsten Augenblick warf sich der Jockey mit seinem ganzen Körper über ihn und krallte sich in seinen Haaren fest. Im Fallen gelang es Alec, seine Widersacher mit einem harten Fußtritt in die Kniekehlen aus dem Gleichgewicht zu bringen, worauf der andere ebenfalls der Länge nach hinfiel. Blitzschnell drehte sich Alec und versetzte ihm mit der Hand einen heftigen Hieb gegen den Hals.
    Dem Mann verschlug es den Atem, aber er faßte sich, und gleich darauf ließ er seinen Körper nach oben schnellen. Alec klammerte sich an seinem Rücken fest. Sie fielen beide hintenüber ins Stroh, und Alec hatte das ganze Gewicht des andern auf sich.
    Er wand sich, um den Ellbogenstößen auszuweichen, mit denen dieser nun versuchte, Alecs Kopf und Gesicht zu traktieren. Dann konnte Alec ein paar wohlgezielte Faustschläge plazieren, so daß der Jockey von ihm hinunterfiel. Alec sprang auf und hämmerte mit der Seite seiner Hand kurz und hart auf das Handgelenk des andern. Der Mann schrie auf und sank zurück. Er rang nach Luft. Sein Handgelenk hing wie leblos herunter.
    »Genug«, wimmerte er.
    Alec schob ihn aus der Box und folgte ihm in seine Wohnung, die über dem Stall lag. Es war alles ein wildes Durcheinander von leeren Wein- und Schnapsflaschen und aufgestapeltem gebrauchtem Geschirr. Überall lagen schmutzige Bettwäsche und Kleiderstücke herum. Dabei war der Mann noch keine Woche hier.
    »Packen Sie Ihre Sachen!« befahl Alec. »Ich warte auf Sie, und dann fahre ich Sie ins Krankenhaus. Bei Ihnen muß noch etwas mehr als nur das Handgelenk kuriert werden.«
    »Ha, das können Sie sich aus dem Kopf schlagen!« begehrte der Jockey auf. »Sie fahren mich in gar kein Krankenhaus. Geben Sie mir meinen Lohn, und ich verschwinde.«
    Später, als der Mann gegangen war, kehrte Alec in sein Büro zurück und las die Stellenanzeige nochmals,
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