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0703 - Stunden der Angst

0703 - Stunden der Angst

Titel: 0703 - Stunden der Angst
Autoren: W.K. Giesa und Claudia Kern
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ohrenbetäubenden Krachen. Aus irgendeinem Grund ahnte Zamorra, was geschehen würde, noch bevor er den Blitz sah, der sich in einen Baum bohrte und hundertfach verästelte. Einer der dünnen Ableger traf den Kolben des Gewehrs.
    Zamorra warf sich herum, schützte seinen Kopf mit den Armen. Hinter ihm schrie der Leibwächter. Er spürte, wie sich seine Haare in einem elektrischen Sturm aufrichteten. Funken sprühten über ihn hinweg. Dann hörte er einen dumpfen Aufschlag und roch verbranntes Fleisch.
    Langsam richtete er sich auf. Der Baum, in den der Blitz eingeschlagen hatte, war in der Mitte gespalten und brannte. Vor ihm lag der Leibwächter. Sein Gesicht war völlig verkohlt. Dampf stieg aus seinem Körper auf.
    Zamorra wandte den Blick ab und ging mit schweren Schritten zu Carsten, der benommen den Kopf schüttelte.
    »Das nennt man wohl höhere Gewalt«, sagte er leise und ließ sich von dem Dämonenjäger auf die Füße ziehen. »Weißt du, was mit den anderen ist?«
    »Keine Ahnung. Ich hatte gehofft, du wüsstest etwas.«
    »Nein. Ich habe mich im Wald versteckt, bis ich wieder etwas sehen konnte. Dann wollte ich zur Straße, aber auf dem Weg dorthin habe ich den Lärm gehört und dich und diesen… was auch immer… gefunden.«
    Zamorra nickte. »Wenn du nicht aufgetaucht wärst, hätte ich einpacken können.«
    Er erzählte Carsten von seinem Plan, die Hubschrauber zu suchen, um etwas über den Verbleib von Nicole und Rob zu erfahren.
    »Wenn wir sie nicht finden, müssen wir es riskieren, allein nach Baton Rouge zu fahren«, schloss er.
    »Und wie sollen wir dorthin kommen?«, fragte Carsten zweifelnd. »Selbst wenn wir uns irgendwo waschen und umziehen können, sehen wir immer noch aus wie Schwerverbrecher. Kein Mensch wird uns mitnehmen.«
    Er tastete nach den Blessuren in seinem Gesicht. »Und dass unsere Kreditkarten funktionieren, kann ich mir auch nicht vorstellen.«
    Oh, dachte Zamorra. Daran hatte er nicht gedacht. Ohne Geld waren sie darauf angewiesen, entweder von jemandem mitgenommen zu werden oder einen Wagen zu stehlen. Aber abgesehen von allem, was Rob über die Armut der Menschen erzählt hatte, kam Diebstahl für ihn ohnehin nicht in Frage. Das würde eher sein Doppelgänger tun…
    »Uns fällt schon was ein«, sagte er optimistisch.
    Carsten sah ihn zweifelnd an. »Ich hoffe, das sagst du auch noch, wenn wir uns auf die Suche nach Michael machen.«
    Zamorra öffnete den Mund, um darauf zu antworten, aber im gleichen Moment schoss etwas dröhnend über sie hinweg. Es war ein Geräusch, dass er überall erkannt hätte.
    »Was war denn das?«, fragte Carsten überrascht.
    Zamorra grinste. »Mit ein wenig Glück die Antwort auf unsere Fragen.«
    ***
    Lodev Kolaris steuerte die Hornisse durch den prasselnden Regen. Der energetische Schutzschirm verhinderte, dass das Wasser den Flieger berührte, und die Sensoren ermöglichten ihm eine mühelose Steuerung, aber die Bordkameras wurden durch die Wassermassen beeinträchtigt.
    Der Epsilon hörte Murat fluchen. »Ich kann kaum etwas erkennen. Schalten Sie den Infrarotsucher zu.«
    Lodev folgte der Anweisung. Das Bild veränderte sich, wurde jedoch nicht wesentlich klarer. Trotzdem schien Murat jetzt etwas darauf zu erkennen.
    »Fliegen Sie langsamer. Da ist etwas dreißig Grad rechts von Ihnen.«
    Kolaris verminderte den Schub und lenkte die Maschine in die angegebene Richtung. Tatsächlich entdeckte er nach einem Moment drei Hubschrauber, die hintereinander auf der schmalen Straße standen.
    Er sah sich um und zog die Hornisse plötzlich nach oben.
    »Was machen Sie da?«, fragte Murat hörbar irritiert in sein Helmmikrofon.
    »Ich entgehe der Wahrnehmung von circa zehn bewaffneten Männern, die gerade aus dem Wald kommen. Die Kamera wird sie gleich erfassen.«
    Er schwenkte den Bildausschnitt mit einem Tastendruck und vergrößerte ihn. Am Waldrand wurde eine Gruppe von Menschen sichtbar. Sechs Bewaffnete umringten Seneca schützend, die anderen richteten ihre Waffen auf eine Frau, die der Epsilon sofort erkannte.
    »Nicole«, sagte Murat.
    Angespannt erwartete Lodev den nächsten Befehl, wagte es jedoch nicht, selbst einen Vorschlag zu machen. Er schätzte die Privilegien, die er im Umgang mit seinem Kommandanten genoss, wusste jedoch auch, wo die Grenze war. Wenn der Beta sich für einen Plan entschieden hatte, war die Zeit für Widerspruch vorbei.
    Sein Helmmikrofon knackte.
    »Lodev«, sagte Murat. »Ich möchte, dass Sie alle
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