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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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Software-Bastlern wie Steve Wozniak, Steve Jobs und Bill Gates und den vermeintlich kommenden Biotech-Millionären gezogen, die heute noch als Biohacker mit Uralt-PCR-Maschinen in Garagen und Küchenecken hocken. Solche Artikel bedienen den amerikanischen Traum, und ein paar große Namen in einem Text über ein paar unbekannte Geeks verleihen jeder Erzählung den Anschein von Relevanz. Und wer würde dem sympathischen bärtigen Underdog oder der unscheinbaren Studentin mit der Hornbrille nicht den großen Durchbruch wünschen? Die wirklich interessanten, relevanten Parallelen allerdings zwischen dem Computerhackertum der letzten vier Jahrzehnte und den Biohackern von heute liegen nicht darin, ob zwei oder drei von Letzteren vielleicht einmal unermesslich reich werden oder auch nicht. Sie liegen in den transformativen, demokratisierenden Möglichkeiten neuer Technologien für breite Bevölkerungsschichten einerseits und in der Chance, die positiven Potenziale dieser Technologien zu fördern und ihre Gefahren zu erkennen und zu bannen.
    Relevant hier ist nicht der angeblich die Biohacker-Community definierende „Optimismus hinsichtlich der Macht von Technologie , Gutes zu tun“. Es ist schlicht der durchaus erfahrungsbasierte Optimismus bezüglich der generellen Tendenz des freien Menschen , Gutes tun zu wollen.
    Tatsächlich sind ein paar Erfahrungen aus jener letzten großen und noch anhaltenden technischen Revolution der PCs und des World Wide Web hier ganz erhellend. Sie hat ein paar Leute zu Legenden und unermesslich reich gemacht. Sie hat aber auch das Wirtschaftsleben und die Leben der Einzelnen inzwischen fast überall auf dem Globus nachhaltig verändert und unzähligen Leuten Zugang zuso unterschiedlichen „Dingen“ wie Arbeit, Bildung und Spaß verschafft. Und sie hat Probleme mit sich gebracht, Sicherheitslücken, Computerviren, Online-Kinderpornographie, Cyber-Crime, Spam-E-Mail. Diesen Problemen folgte meist recht schnell der Ruf nach Gesetzen, Zugangsbeschränkungen, Strafen, Eingriffen in die zentrale Architektur des Webs. Dort, wo das versucht wurde, sind die Erfolge nach Einschätzung von Fachleuten wie Joi Ito, Chef des Media Lab am Massachusetts Institute of Technology, mäßig bis nicht messbar. Lösungen für neu auftauchende oder sich verschärfende Probleme hat es aber immer gegeben, und das meist von Leuten, auf die die Bezeichnung Hacker passt. Ito nennt etwa E-Mail-Spam als Beispiel. Es sei inzwischen ein fast vergessenes Problem, aber nicht aufgrund einst angedachter brachialchirurgischer Eingriffe am globalen Gehirn oder zentraler Spam-Filter bei den großen Mail-Providern. „Was passierte, war, dass Leute Software-Tools gebastelt haben, manche waren besser als andere, und es gab Konkurrenz auf einem freien Markt, und Spam ist weitgehend verschwunden“, 74 sagt Ito, ohne dass die Autoritäten irgendetwas getan hätten. Diese „Leute“ waren Geeks, Nerds, Hacker. Es ist ein vielsagendes Beispiel: Auf derselben technologischen Grundlage standen sich Menschen und Organisationen gegenüber, die aus Sicht der Nutzer des Netzes schlechte und gute Absichten verfolgten. Die Guten gewannen.
    „Das Internet selbst gibt es überhaupt nur dank Hacker-Idealen, seine Expansion war geölt durch ein Design, das freien Zugang ermöglichte“, schrieb kürzlich rückblickend Steven Levy, Autor des visionären Buches „Hackers: Heroes of the Computer Revolution“ von 1984. 75 Dabei hat es seine Wurzeln in einem streng geheimen Militärprojekt. Dass das Internet heute in vielen Ländern ein frei und billig zugängliches Tool zur Kommunikation, zum Informationserwerb und -austausch, zur Archivierung von Weltwissen, zum Geschäftemachen, für Forschung und vieles mehr geworden ist, ist also zum einen der Hacker-Ethik mit Informationsfreiheit in ihrem Kern zu verdanken. Doch auch die Gesetzgeber vieler Staaten spielten halb aktiv, halb passiv eine entscheidende Rolle: Mehr oder weniger sehenden Auges begleiteten sie die Entwicklung des Netzes und der immer breiter werdenden Zugangsmöglichkeiten, die von immermehr Leuten zu immer mehr Zwecken genutzt wurden, ohne dem Ganzen allzu viele Steine in den Weg zu legen.
    Dass es so kommen würde, bezweifelten anfangs einige. Die netto nach wie vor demokratisierenden und mehr digitale Gleichheit schaffenden Auswirkungen des Netzes erwarteten vor einem Vierteljahrhundert nur die wenigsten derer, die sich theoretisch und praktisch mit dem Thema beschäftigten.
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