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Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Titel: Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig
Autoren: Peter Wilhelm
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Einleitung
    W enn mich jemand fragt, welchem Beruf ich nachgehe, dann sage ich Bestattungsunternehmer. Manch einer guckt dann im ersten Moment ganz verschreckt, anderen fällt irgendein aus ihrer Sicht lustiger Spruch dazu ein, und beinahe alle sagen nach mehr oder weniger kurzer Zeit, das sei wenigstens ein krisensicherer Job, gestorben werde ja immer.
    Aber ganz egal wie die Leute im Einzelnen reagieren, früher oder später beginnen sie Fragen zu stellen, denn der Beruf des Bestatters spielt sich in weiten Bereichen hinter dem Schleier des Tabus ab. Tod und Trauer sind in unserer Gesellschaft Themen, über die man nicht gerne spricht und die man lieber verdrängt. Sterben sollen am besten nur die anderen, und man selbst möchte möglichst wenig damit zu tun haben. Wenn es dann mal die eigene Familie trifft, ja dann beschäftigt man sich notgedrungen mit der Thematik, und dann nimmt man auch die Dienste eines Bestatters in Anspruch.
    Ansonsten bemerkt man oft nicht einmal, dass es Bestatter überhaupt gibt. Eine Dame kam eines Tages zu mir ins Bestattungshaus und sagte: »Ich gehe nun seit zwölf Jahren beinahe täglich hier vorbei, erst jetzt, da mein Mann gestorben ist, ist mir bewusst geworden, dass Sie hier Ihren Betrieb haben; der ist mir vorher noch nie aufgefallen.«
    Ohne besonderen Anlass nimmt man Bestatter also gar nicht wahr und will auch normalerweise gar nichts weiter von ihnen wissen.
    Anders ist das jedoch, wenn man unvermittelt, vielleicht am Rande einer Party, einem gegenübersteht und auf einmal Gelegenheit hat, die Fragen zu stellen, die man einem Bestatter schon immer mal stellen wollte. Nun kann man die Chance nutzen, um mal ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen und zu erfahren, was da eigentlich ganz genau gemacht wird und was da mit uns und unseren Toten so alles passiert, wenn der Bestatter aktiv wird.
    Mir geht es zumindest immer so, kaum habe ich gesagt, was ich von Beruf bin, stehen die Leute oft in dichten Trauben um mich herum und löchern mich mit Fragen. Genau das war der Auslöser, warum ich angefangen habe, im Internet unter bestatterweblog.de meine Erlebnisse niederzuschreiben und Fragen der Leser zu beantworten.
    Nun verbietet es sich aber logischerweise von selbst, dass ein Bestatter mit den Namen und Schicksalen seiner Kunden im Internet hausieren geht. Deshalb habe ich von Anfang an alle Namen verändert, Orte und zeitliche Abläufe verfremdet und die gesamten Ereignisse in einem fiktiven Bestattungshaus irgendwo in Süddeutschland spielen lassen. Der Kern der Geschichten, die geschilderten Schicksale und die wichtigen Zusammenhänge sind alle wahr, doch habe ich mich immer bemüht, die persönlichen Fakten so zu verändern, dass keine Rückschlüsse auf reale Personen möglich sind.
    Inzwischen sind im Weblog Tausende von Artikeln erschienen, von denen eine Auswahl im März 2008 bereits als Buch veröffentlicht wurde. Gänzlich überarbeitet und ergänzt um viele neue Geschichten, bietet dieses Buch nun allen denjenigen, die lieber etwas Gedrucktes in Händen halten, und denen, die keinen Bestatter zu ihrem Bekanntenkreis zählen, die Möglichkeit, endlich mehr über diese mehr oder weniger verborgene Welt zwischen Leben und Tod zu erfahren.

    Peter Wilhelm
    Herbst 2009

Wie ich Bestatter wurde
    I ch bin Bestatter, ich habe täglich mit toten Menschen zu tun, aber auch mit deren lebenden Hinterbliebenen. Tote sind friedlich und machen keine Probleme. Mit den Lebenden ist das oft anders, und genau davon erzählt dieses Buch.
    Warum ich ausgerechnet Bestatter geworden bin? Vor dreißig Jahren bereits war ich in einer Firma tätig, die eigentlich ganz etwas anderes machte, nebenbei aber auch Bestattungen abwickelte. So kam ich schon als junger Mann, wenn auch nur am Rande, mit der Branche das erste Mal in Berührung. Studium und Berufsjahre folgten, und irgendwann landete ich als Kaufmann bei einem sehr großen Bestattungsunternehmen. Und eines Tages folgte dann das eigene Bestattungshaus.
    Im Laufe der Jahre lernte ich so viele Menschen kennen, erlebte ich so viele Geschichten, dass ich irgendwann anfing, diese Begebenheiten aufzuschreiben. Zunächst in kleinen Notizbüchern, dann mit fortschreitender Technik auch im Computer, in meinem eigenen Weblog und schließlich auch in dem Buch, das Sie gerade in den Händen halten.

    Mein erster Lehrherr war der Bestatter Karl Fischer. Er hatte von seinem Vater eine Hauderei übernommen. Ein Hauderer hatte ein Lohnfuhrunternehmen und
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