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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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Profiforschers gilt, gilt aus Sicht der gesamten Gesellschaft, und das sogar noch auf mehreren Ebenen:
    Laien-Wissenschaft schafft Bildung, Zugehörigkeitsgefühl, demokratische Teilhabe an vom Gemeinwesen gewollter und finanzierter Forschung und für Gesetzgebungsprozesse relevante Kompetenz der wahlberechtigten Bürger. Sie sind es, die – möglichst gut informiert und jenseits irrationaler Ängste oder Hoffnungen – als Wähler auch mit entscheiden werden müssen, wie Biotechnologie in Forschung, Wirtschaft und im Privaten in Zukunft reguliert werden muss und wie Regularien mit der Zeit angepasst werden müssen.
    Laien-Wissenschaft führt, weil ein Laienforscher sich zwangsläufig auch mit den Normen von Wissenschaft auseinandersetzen muss, 83 auch dazu, dass Amateure nicht nur Forschungsergebnisse, sondern auch Forschungsprozesse besser verstehen und einschätzen werden können. Laien-Wissenschaft ist nicht per se gefährlich, sie hilft aber per se, die Kluft zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit schrumpfen zu lassen.
    Im speziellen Falle von DIY-Bio und Biohacking wäre es möglich, diese gefährliche Kluft – zwischen den Bio-Eliten, die mit allem Wissen und allen Techniken und Entscheidungskompetenzen ausgestattet sind, und einer bewusst in Unkenntnis über die Details gelassenen Öffentlichkeit – gar nicht erst entstehen zu lassen. Sicher wird Biohacking in absehbarer Zukunft kein so weit verbreitetes Hobby wie Kochen oder Gärtnern werden. Doch auch Computerhacker und Netzaktivisten treten – absolut und auch relativ gesehen – nicht in Massen auf, aber sie bilden eine kompetente kritische Masse. Unter anderem ihnen ist zu verdanken, dass das Netz so konstruiert ist, dass Freiheit und Zugang in seiner Architektur eingebaut und erhalten wurden. Sie können Entwicklungen beeinflussen, Schwachstellen offenlegen, einen kompetenten Gegenpol zu den Googles, Microsofts, Apples, Twitters und Zensursulas dieser Welt bilden. Etwas Vergleichbares im Bereich Biotech gibt es bislang nicht, gebraucht würde es durchaus.
    Und letztlich trägt etwas, was man machen will und machen darf, was man spannend findet und worin man Erfolgserlebnisse haben kann, was einen schlauer macht und einem Teilhabe bringt, schlicht zur Steigerung der „Gross National Happiness“ (das deutsche Wort dafür heißt „Bruttonationalglück“) bei.
    Die großen, durch Biotechnologie bestimmten Transformationen in Industrie, Landwirtschaft, Medizin und Gesundheitsversorgung werden kommen, sie sind bereits auf dem Weg. Sie werden sich auf jeden Einzelnen der Milliarden Menschen auf diesem Planeten auswirken. Parallel dazu wird Biotechnologie potenziell zugänglicher fürviele, die sich für sie interessieren, egal ob der Grund für dieses Interesse pure Neugier, Geschäftsideen oder Sorgen um soziale, wirtschaftliche und ökologische Implikationen sind. In der Gegenwart und der nahen Zukunft werden auch in Deutschland und Europa die Weichen dafür gestellt werden, wie Staaten, Staatengemeinschaften und Gesellschaften mit diesen neuen Bedingungen umgehen werden.
    Wir leben in einer Zeit der Chancen, diese Weichen richtig – vernünftig, aufgeklärt – zu stellen. Dabei sollten Bildung, Teilhabe, Zugang zu Wissen, Dezentralisierung der Anwendung von Wissen und Technologie, Demokratisierung der Wissenschaft die Leitmotive sein. Eine zusätzliche Abschottung von Eliten, die für das inkompetente Volk und gegen dessen möglicherweise verantwortungslose Elemente über die Anwendung von Bio-Herrschaftswissen entscheidet, wäre jedenfalls der falsche Weg.
    Wir drei haben in den letzten mehr als zwei Jahren eine Menge gelernt, während wir uns selber an dieser basistechnologisch-demokratischen Biologie versuchten. Wie alle erfolgreiche Arbeit und wie alle funktionierende Demokratie war es einerseits anstrengend, schweißtreibend, teilweise frustrierend und verbunden mit manchmal unsanften Landungen auf dem Boden der Tatsachen. Es hat sich andererseits aber auch gelohnt, war erfüllend, bildend – und es hat Spaß gemacht.
    In einem auf Deutsch verfassten Buch sollte zumindest einmal Goethe zitiert werden. Es hier zu tun, bietet sich auch deshalb an, weil gerade des Weimarers naturwissenschaftliche Unternehmungen nichts anderes als die Versuche eines aufgeklärten und aufklärerischen Amateurforschers waren – eines begeisterten, mal erfolgreichen, mal scheiternden, immer dazulernenden und das Gelernte teilenden Hackers.
    Wir
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