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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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Touch geben, ebenso wie Subsistenz-Bauern in eher weniger wohlhabenden Gegenden, die mithilfe billiger und einfacher Biotech-Tools mehr und bessere Kartoffeln auf den Tisch der Familie bringen. Ein paar Zeilen aus genau jenem Artikel muss man, wenn man Dyson wirklich zum Biohacker-Heiligen erheben will, allerdings ignorieren. Denn Dyson schreibt auch, die zukünftige „Nutzung von Gentechnik-Baukästen“ müsse „streng reguliert“ werden – und dass „Gentechnik an Mikroben ein großartiges Werkzeug für Terroristen“ sei und dass es vielleicht nötig sein wird, Amateuren Experimente in diese Richtung komplett zu verbieten.
    Wie es um mögliche Risiken und Nebenwirkungen von Biotech in Bürgerhand einerseits steht und welche positiven Erwartungen DIY-Biologen, Biohacker, Life-Science-Outlaws und Biopunks andererseits haben, darum ging es in weiten Teilen dieses Buches. Wie sollten also Gesellschaften wie die der Bundesrepublik, Gesetzgeber wie der Bundestag, Regierungen, Behörden, Gerichte – aber auch etablierte Wissenschaftler und deren Institutionen – den neuen Möglichkeiten und den Verfechtern ihrer Nutzung begegnen?
    Dass Prognosen, speziell wenn sie die Zukunft betreffen, ein bisschen schwierig sein können, ist ein beliebtes, meist dem Physiker Niels Bohr zugeschriebenes Bonmot. Auch Science Fiction hilft meist nicht weiter, dafür muss man sich beispielsweise nur Ridley Scotts B lade Runner mit Harrison Ford noch einmal anschauen. Dort wird ein düsteres Los Angeles im Jahr 2019 gezeigt, in dem es fliegende Autos und auch Gentech-Menschen (Replikanten) gibt – aber keine Mobiltelefone. Tatsächlich weiß heute niemand genau, wie sich DIY-Biologie in den kommenden Jahren entwickeln wird, welche ihrer Versprechen tatsächlich vielversprechend sein, welche der mit ihr verbundenen Befürchtungen wirklich in real Fürchterliches münden könnten. Sicher ist nur, dass heute und in den kommenden Jahren die Weichen gestellt werden für eine Zukunft, in der Biotechnologie eine immer größere Rolle spielen wird, in der Industrie, der Landwirtschaft, der Medizin, sogar in Design und Kunst. Die Weichen werden in Form vollendeter Tatsachen gestellt von Profi-Wissenschaftlern an Unis, in Unternehmen, in Regierungsbehörden, und von Amateurforschern. Sie werden aber vor allem gestellt werden von Parlament und Regierung, den Repräsentanten des Volkes. Und wie sie gestellt werden, wird einen zwar heute noch nicht in Details abschätzbaren, aber mit Sicherheit wichtigen Einfluss darauf haben, wie sich die Gesellschaft und ihr Verhältnis zu Wissenschaft und Technologie in den kommenden Jahrzehnten entwickeln werden. Und darauf, ob neue Technologien sich für die Gesellschaft und jeden Einzelnen und jede Einzelne positiv oder negativ auswirken werden.
    Der amerikanische Journalist Marcus Wohlsen schreibt in seinem Buch „Biopunk“, der Kern der „Vision der Biohacker“ sei „ein extremer Optimismus hinsichtlich der Macht von Technologie, Gutes zu tun“. Technologie allerdings ist neutral, sie tut nichts Gutes und nichts Schlechtes. Die Macht, mit ihr Gutes oder Schlechtes zu tun, liegt bei den Menschen, die sie entwickeln und benutzen oder sich gegebenenfalls auch entscheiden, sie nicht zu benutzen. Unfälle oder nicht beabsichtigte Konsequenzen gab es immer. Zu Schwermetallvergiftungen führende Konservierungsmethoden, abstürzende Flugzeuge, das Klima aufheizende Autos, kernschmelzende AKWs sind nur einige Beispiele aus der jüngeren Menschheitsgeschichte. Es waren aber immer Menschen, die letztlich entschieden haben, ob in der Schmiede Schwerter oder Pflugscharen gemacht werden, ob sie die Tollkirsche als Gift oder in der Medizin einsetzten. Den Stahl oder die Tollkirschen-Pflanze einfach abzuschaffen war jedenfalls nie eine realistische Option – so wie heute die Biotechnologie auch nichtmehr aus der Welt zu schaffen ist. Es war allerdings auch schon immer so, dass die Entscheidungen über den Einsatz von Wissenschaft und Technologie nicht unbedingt den Willen der Mehrheit repräsentierten und nicht unbedingt etwas „Gutes“ bewirkten. Biotechnologie und Gentechnik können – sowohl in der Hand von Profis als auch von Halb-Profis oder Amateuren – Werkzeuge sein, mit denen man unumstritten Gutes (ein neues Medikament) und unumstritten Schlechtes (ein gentechnisch gebasteltes Krankheitsvirus) schaffen kann – oder etwas, bei dem sowohl ein guter als auch ein schlechter Ausgang möglich ist
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