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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman
Autoren: Michel Birbaek
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vollzogen und arbeiten gemeinsam an einer Cannabisatomwolke, und Tess zieht tatsächlich auch an so einem Rohr. Die Ökokumpels kiffen ebenfalls und dazu noch Richs Zigarre: Gleich ruft die Regierung Smogalarm aus. Neben dem Kühlschrank versucht eins der UFZ-Kids eine Keksdose zu öffnen, indem es die Dose über den Kopf hält, sie schüttelt und dabei gespannt nach oben blickt. Vor Fraukes Zimmer steht Herr Scheunemann mit Nina, sie unterhalten sich. Ich hole mir ein frisches Wasser und gehe zu ihnen rüber. »Na, was wird hier ausgebrütet?«
    Herr Scheunemann richtet seinen Blick auf mich.
    »Wir sprachen gerade darüber, wie die Zukunft aussehen soll. Sie wissen ja, dass ich nicht dasselbe leisten kann, was Ihre alte Agentur leistet.«
    Ich schaue ihn erschrocken an.
    »Tatsächlich? Nie wieder Kaufhäuser eröffnen und schwimmende Särge moderieren? Hui, ich werd’s vermissen, aber, warten Sie, ich denke, ich komme irgendwie darüber weg ... Sekunde ... So. Drüber weg.«
    Nina lächelt tatsächlich. Herr Scheunemann mustert mich milde.
    »Sind Sie bereit, wieder über die Dörfer zu tingeln?« Ich ziehe die Schultern etwas hoch.
    »Ich bin bereit, Dinge zu tun, die man tun muss, aber zuerst gehe ich nach Dänemark und schreibe das nächste Liveprogramm. «
    »Die Schwejk-Geschichten?«
    Ich nicke. Er nickt.
    »Ich kann schon mal die Fühler für die nächste Saison ausstrecken, aber was machen wir in der Zwischenzeit? Sie möchten doch sicherlich Geld verdienen. Schwebt Ihnen da was vor?«
    »Ich würde gerne etwas mit dir machen«, sagt Nina.
    Ich lächele sie an.
    »Ich bin ja gleich Single.«
    Ihr Gesicht wird ein paar Farbtöne dunkler. Sie wirft einen schnellen Blick zu Arne rüber, der sich, außer Hörweite, mit ein paar seiner Ökokumpels berät, wie man Chemiekonzerne gewaltfrei in die Luft sprengen kann. Ein dumpfes Geräusch. Ein Schrei. Kindergeplärre. Die Keksdose ist offen. Der UFZ hastet an die Front, um zu retten, was zu retten ist. Seine Frau hebt nur kurz den Blick, wendet sich dann wieder Frauke zu und nimmt das nächste Gerät entgegen.
    »Also, was machen wir?«, hakt Herr Scheunemann nach. Ich zucke die Schultern, doch er nickt aufmunternd. »Kommen Sie, improvisieren Sie mal.«
    »Bloß nicht«, zahlt Nina es mir heim.
    »Hm, also, ich hatte mal eine Idee, ist vielleicht blöd, aber ... Sie kennen das Buch der Steuerzahler?«
    »Hab ich gelesen!«, sagt Manne, der soeben mit einem vollbeladenen Teller an uns vorbeigeht. »Der Typ kann echt nicht schreiben!«
    Ich ignoriere ihn.
    »Aus den Härtefällen machen wir Kabarettnummern und touren damit durch die Medienstädte. Es wird vielleicht ein bisschen mehr Aufmerksamkeit auf die Verschwendung von Steuergeldern lenken.«
    Er denkt darüber nach, dann nickt er langsam.
    »Die Idee gefällt mir. Das wäre vielleicht auch etwas für Hildebrandt, Rogler oder Jonas, und wenn einer von ihnen mitmacht, bekommen wir mehr Aufmerksamkeit. Darüber sollten wir mal nachdenken.«
    Seine Frau schaut von ihrer Sitzbank zu uns herüber. »Entschuldigen Sie mich, ich werde wohl gerufen.«
    Er nickt uns zu und geht. Ich sehe ihm nach. Er geht zu seiner Frau, legt ihr eine Hand auf die Schulter, beugt sichleicht nach vorne und stellt ihr eine Frage. Als er die Antwort angehört hat, nickt er, zieht sich die Hosenbeine hoch und setzt sich. Eine Geste, die ich ewig nicht mehr gesehen habe und die mich an Far erinnert.
    »Weißt du, an wen er mich erinnert?«, fragt Nina. Ich nicke.
    »Roy Scheider«, sagt sie.
    Ich will gerade korrigieren, als in einer Ecke eine Frauenstimme loskeift. Die meisten Köpfe drehen sich zu dem Krach herum. Aha. Meine Künstlernachbarn sind tatsächlich der Einladung gefolgt und haben auf einen Streit reingeschaut. Er hat die Arme verschränkt und wendet ihr den Rücken zu. Sie raunzt ihn an und versucht, ihn dazu zu bringen, sie anzuschauen, doch er dreht sich immer weiter, bis sie ihn schließlich Arschloch nennt und hinausläuft. Er folgt ihr sofort. Ich versuche einen Blick mit Tess zu tauschen, doch sie baut sich gerade unter Fraukes Anleitung ein Rohr. Scheinbar will sie heute abstürzen.
    Wir gehen zu den Couchen rüber, vor denen Arne und die Ökokumpels auf dem Teppich hocken und kleine braune Kügelchen kauen. Fehlt nur noch ein elektrischer Zaun um sie herum. Ich quetsche mich zwischen Tess und Frauke. Nina lässt sich direkt neben Arne auf den Teppich sinken, was erst ihr, dann ihm Blicke von allen einbringt. Einer
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