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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman
Autoren: Michel Birbaek
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perfekt. Sie macht Witze, und er schlägt die zusammen, die nicht lachen.«
    Sie gickelt.
    »Also, woran dachtest du denn nun?«
    »Trennen sollte Studienfach werden.«
    Sie legt ihren Kopf in den Nacken und mustert mich. »Wir könnten Dozenten werden.«
    Ich nicke.
    »Dann wären wir mal am selben Ort.«
    »Das wär doch mal was«, sagt sie.
    Wir schauen uns an, dann lehnt sie sich wieder an mich. Ich küsse ihr Haar. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Stan uns mustert. Ich winke rüber. Er zeigt mir einen Finger. »Er ist wirklich sauer«, sagt Tess.
    »Er glaubt, dass wir uns leichtfertig trennen.«
    Sie hebt ihr Gesicht und mustert mich.
    »Tun wir aber nicht.«
    Ich schüttele meinen Kopf.
    »Tun wir nicht. Gott, wenn er wüsste ...«
    Ich verstumme. Tess mustert mich neugierig.
    »Wenn er was wüsste?«
    »Na, die Wahrheit«, sage ich. »Du hast ’ne Affäre mit einem Chinesen und bist von ihm schwanger. Und weil du mir das Kind nicht unterjubeln kannst und aus Glaubensgründen nicht abtreiben willst, gehst du ins Ausland, kriegst das Kind, es wächst bei seiner Familie auf, und danach kommst du wieder und kämpfst um mich.«
    Sie hebt die Augenbrauen. Ihre blauen Augen leuchten vor Freude.
    »Lügengeschichten?«
    Ich nicke. Ihr Grinsen wird breiter, ihre Augen gleiten über mein Gesicht. Bevor ich nachlegen kann, kommt der UFZ herein, und, Himmel, er hat Kinder! Und wenn diese eines nicht verbreiten, dann militärische Disziplin. Kaum sind die beiden Kurzen in der Halle, kippt hier was um und da fackelt eine Serviette ab. Seine Frau grüßt uns, fragt, ob wiruns wirklich trennen, hält das im selben Atemzug für eine seriöse Option, schnuppert, schaut sich suchend um, entdeckt die Wolke über Fraukes Aufenthaltsort, geht los und überlässt es dem UFZ, die Kinder zu hüten. Wir tauschen ein paar Andeutungen, was er wohl mit seiner Bühnenrolle kompensiert und wie es bei ihnen im Bett so zugeht. Dann muss er eins seiner Kinder davor retten, von der Leiter zu fallen, und schon kommt der nächste Schub Menschen in die Halle gedrängelt. Diesmal sind es Promotionleute und ein paar Veranstalter aus glorreicher Zeit. Unter ihnen eine Veranstalterin, die mir meinen allerersten Auftritt besorgte. Sie hält mich immer noch nicht für einen guten Comedian, würde mich aber jederzeit buchen, weil sie mich mag. Ihr Motto: Lieber einen schönen halb vollen Abend als wegen eines Arschlochs ausverkauft. Ihre Prioritäten werden sie nie reich machen, unglücklich wirkt sie aber nicht. Tess und ich begrüßen, bestätigen, dass wir uns wirklich trennen, ernten Blicke, verbreiten Lügengeschichten über die wahren Hintergründe, essen etwas, halten eines der UFZ-Kinder davon ab, sich in der Hängematte zu strangulieren, betteln Arne an, bitte, bitte, bitte die Finger von der Anlage zu lassen, und holen das andere Kind aus dem Büro, wo es sich eingeschlossen hat.
    Der Roboter taucht mit einer hochschwangeren Latina im Arm auf. Ich muss an Mona denken, kämpfe kurz mit einem Schuldgefühl gegenüber Tess, werde es los, schicke Mona einen schönen Gedanken und widme mich dem Roboter, der seine Frau erstaunlich unmechanisch vorstellt. Wir gratulieren zu dem Baby. Sie mustert uns mit großen dunklen Augen und fragt ihren Mann in süßem Portugiesisch-Englisch, ob wir das Paar sind, das sich trennt. Er bestätigt es. Sie lässt ihren Blick über unsere Gesichter gleiten, dann über unser Hände, die sich halten. Vielleicht hätte sie im nächsten Moment einen katholisch-großfamiliärenRedeschwall auf uns losgelassen, doch zuvor entdeckt sie das Büfett. Und tschüss.
    Schon kommen die Nächsten in die Halle und klopfen sich die Mäntel ab. Meine ehemalige Lieblingsex und ihr Gernot. Ich breite meine Arme für Anja aus. Sie fällt Tess in die Arme. Prima. Ich mustere Gernot. Gernot mustert mich. Ich strecke meine Hand aus. Er ergreift sie. Wir schütteln Hände. »Wie geht’s?«
    »Gut. Und selbst?«
    »Gut.«
    »Freut mich.«
    Wir lassen unsere Hände wieder los. Er schaut sich um und sucht nach irgendetwas, das er sagen kann.
    »Hübsch hier.«
    »Ich mag es groß«, sage ich und versuche mir erst gar nicht einzureden, dass es ein Ausrutscher ist.
    Wir heften beide unsere Augen auf die Frauen, die sich im Arm halten und fröhlich plaudern. Was ist es nur, dass man mit manchen Nachfolgern sofort in Konkurrenz steht und mit anderen nicht. Tess liebt Anja und schafft es nicht mal, meine Exexex zu begrüßen, wenn wir im Kino
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