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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles
Autoren: Betty McDonald
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mein Buch zu sprechen.»
    «Wovon handelt es denn?»
    «Von meinen Erlebnissen auf einer Hühnerfarm», erwiderte ich.
    «Oh», machte meine Kollegin nur, offensichtlich enttäuscht, und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Während ich in dem dünnen Februarregen zum Hotel ging, nahm ich mir vor, Mr. Forrest zu sagen, daß ich ein Buch zu schreiben gedachte, welches in krassem Gegensatz stand zu all den ‹Ich-liebe-das-Leben›-Geschichten tapferer Ehefrauen, die von ihren Männern gezwungen wurden, in abgelegenen Gegenden und primitiven Verhältnissen zu leben. Ich wollte schildern, wie das Leben auf einer Hühnerfarm ohne elektrisches Licht, ohne fließendes Wasser, ohne Freunde, aber dafür mit Hühnern, Indianern und dem Mond als Beleuchtungskörper in Wirklichkeit aussah.
    Mr. Forrest fand meine Idee gut und bat mich, einen Umriß des Buchinhaltes von ungefähr fünftausend Wörtern zu schreiben und dieses Exposé am nächsten Tag zu Marys Abendgesellschaft mitzubringen.
    Da ich bis dahin weder ein Exposé noch ein Buch geschrieben hatte, fiel es mir nicht so leicht, den gewünschten Umriß meines noch nicht existierenden Buches hervorzuzaubern, und ich fand es besser, am nächsten Tag daheimzubleiben und an der Aufgabe zu arbeiten. Ich rief im Büro an und erzählte meiner besten Freundin dort, daß ich zu Hause bleiben würde, um für den Verleger den Umriß eines Buches zu schreiben, aber sie solle bitte dem Chef sagen, daß ich krank sei und das Bett hüten müsse. Sie versprach, meinen Wunsch getreulich zu erfüllen, wünschte mir viel Glück, hängte ab und lief spornstreichs zum Chef und berichtete ihm brühwarm, daß ich zu Hause bliebe, um ein Buch zu schreiben, woraufhin ich die Kündigung erhielt.
    Als ich meinem Mann und meinen Töchtern berichtete, daß ich ein Buch zu schreiben gedachte, zeigten sie sich wenig begeistert und fragten nur: «Warum?»
    Während der langen Zeitspanne, die zwischen Empfang und Geburt meines Erstlingswerkes Das Ei und ich lag, übermannte mich die Verzweiflung manchmal derartig, daß ich mein Manuskript in die Schublade sperrte, in die Stadt lief und mich um irgendwelche Stellungen bewarb. Für einen Monat ungefähr ging ich dann in ein Büro, bis Mary anrief, mir die Leviten las und mich veranlaßte, zu kündigen und mich wieder an die Entfaltung meines großen Talentes zu machen.
    Eines Montags im Sommer war ich gerade dabei, die letzten Leintücher einer großen Wäsche im Garten an die Leine zu hängen, als Mary anrief und mir in die Ohren trompetete: «Hast du die Absicht, den Rest deines Lebens mit dem Waschen von Nachthemden zu verbringen, Betty Bard MacDonald, oder wirst du endlich begreifen, daß du statt dessen mit Schreiben fünfzigtausend Dollar verdienen könntest?»
    Solch kategorische Mahnrufe ließen mir keine große Wahl. Ich grub mein Manuskript wieder aus und machte mich von neuem ans Werk.
    Gegen Ende des Sommers, als das Buch beinahe fertig war, rief Mary mich an und trug mir auf, an Brandt & Brandt zu schreiben. Brandt & Brandt ist eine Literarische Agentur, und Mary hatte den Namen der Firma einer Zeitung entnommen. Alle erfolgreichen Autoren hätten Agenten, behauptete Mary, und Brandt & Brandt seien die besten auf weiter Flur.
    «Erwähne die Kindergeschichten und die Kurzgeschichten und dein Tagebuch aus dem Sanatorium, Betty», mahnte meine Schwester. «Ein-Buch-Autoren sind nicht beliebt.»
    Von diesem Tage an wurde es Marys feststehender Ausspruch, daß Ein-Buch-Autoren nicht beliebt seien. Sobald ich mein zweites Buch beendet hatte, wurde der Sinnspruch leicht abgewandelt, und es hieß nun: «Niemand liebt Zwei-Buch-Autoren». Nach dem dritten erfolgte eine abermalige Korrektur. Doch nun hatte sich das Blättchen gewendet, denn ich bin bereits am fünften Buch, und Mary hat gerade ihr erstes Werk beendet.
    Mit dem gleichen Gefühl, als ob ich mir mit gefälschten Ausweispapieren Eintritt in einen vornehmen Club verschaffen wollte, schrieb ich an Brandt & Brandt und sandte ihnen den Fünftausend-Wort-Umriß, den ich für Mr. Forrest angefertig hatte. Um mich nicht als blutige Anfängerin zu schildern, ließ ich durchblicken, daß wir daheim buchstäblich durch Manuskripte waten mußten, wollten wir in unserem Landhaus von einem Raum zum anderen gehen, und deutet an, ich sei, was Material anlange, eine unerschöpfliche Quelle. Zu meinem Erstaunen wie zu meinem Kummer erhielt ich umgehend ein Telegramm von Brandt & Brandt mit der
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