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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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Objekt begangen haben und der Antrag hiermit durch ist. Ich weiß, Sie werden mir das alles sicher nach Weihnachten schicken wollen, aber wenn Sie im Advent immer so voll sind, wär das doch eine tolle Entlastung für Sie, gell?«, frage ich unschuldig.
    »Ich versteh schon«, meint der Habersack und kritzelt ausladende Schwünge auf das Papier, »Sie sind doch die aus München, oder?«
    »Jaaaa«, sage ich, »da habe ich in der Tat mal gewohnt. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich wollte noch nach meiner Tante sehen.«
    Das ist für den Habersack kein Problem, er wackelt zielsicher zurück Richtung Kloster wie ein Esel in den Stall.
    »Nimmst mich mit?«
    Ich habe den Schmied nicht kommen hören, was daran liegen muss, dass er heute andere Schuhe trägt, dicke lederne Bergstiefel, und dass Musik und Stimmengewirr über der Insel liegen wie das Summen eines Bienenstocks.
    »Basti«, erschrecke ich, »du bist ja wieder da!«
    Aber dann muss ich lachen, und ich stemme die Arme in die Seiten meiner Trachtenjacke und schaue zu ihm hoch. Denn heute geht es mir gut, und zwar so gut, dass es mir nichts ausmacht, ihn zu sehen. Schließlich hat der Habersack gerade unterschrieben, und außerdem war ich heute Morgen im Yoga bei Gorvinder und habe eine Stunde lang meinen Rücken nach hinten durchgebogen und den Rest nach oben abgegeben. Mir kann heute keiner mehr was.
    »Wo warst du denn?«, frage ich daher liebevoll.
    »In die Berg. Schneeschuhwandern.«
    »Und«, frage ich, »geht’s dir gut?«
    Der Basti zuckt mit den Schultern und schaut mich von oben bis unten an. Ich weiß, dass ich nicht wiederzuerkennen bin, denn ich habe erstens das Dirndl von der Kati an, und zweitens hat mir Leonie mit ihren geschickten Fingern die kurzen Haare um den Kopf in einer Art Zopf eingedreht und festgesteckt. Und damit das alles nicht so traditionell wirkt, habe ich mir das Piercing, das ich vor meiner Beförderung zur Verkaufsleitung herausgenommen habe, wieder aus meiner Kosmetiktasche geholt, und es blinkt auf meiner Wange wie ein Schönheitsfleck.
    »Ich weiß nicht, wie’s mir geht. Ich hab dich gesucht auf dem Markt und hab dich nicht gesehen. Und dann bin ich ganz schön erschrocken.«
    Basti schaut auf seine Hände, in denen er einen Schneeball hat, und presst ihn so fest, dass das Wasser heraustropft wie der Saft aus einer Zitrone.
    »Ich hab gedacht, vielleicht bist du schon weg.«
    »Bist du nicht mehr sauer auf mich?«
    »Ja, mei.« Basti schleudert den Schneeball am Haus vorbei Richtung See. »Sauer schon. Aber ich hab auf dem Berg gemerkt, dass ich gar nicht weiß, auf wen ich eigentlich eine Wut habe.«
    Wie sich die Bartstoppeln wohl anfühlen, die seit unserer Atterseer Befreiungsaktion nachgewachsen sind? Ich blinzle, weil ich Schwierigkeiten habe, mich zu hundert Prozent auf das Gespräch zu konzentrieren.
    »Ich denk, ich bin am ehesten auf mich selber sauer. Weil ich mich nicht traue, dich zu fragen, ob, äh …«
    Basti streckt die Hand aus, greift sich eine neue Handvoll Schnee von dem Busch neben uns und kaut weiter an seiner Frage herum, bis er sie endlich leise herausbringt.
    »Ja, Dings, ob du …«
    »Basti, hörst du das?«, unterbreche ich ihn und halte den Atem an. Tatsächlich, ganz in der Nähe sind Stimmen, und dann ein dumpfes Geräusch, als würde jemand mit der Hand auf den Tisch knallen.
    »Was war das? Es kommt aus Tante Caros Zimmer!«
    »Was machen Sie hier? Sie können hier nicht einfach herein!«
    Doktor Bergmann sitzt doch tatsächlich vor Tante Caros Bett, und als Basti und ich in der Tür auftauchen, nimmt er eine Gesichtsfarbe an wie allerfeinstes Schalengetier und stellt sich abwehrend vor das Fußende.
    »Was ich hier mache? Das Gleiche könnte ich Sie fragen! Haben Sie schon vergessen, dass ich mich bereits um Ihre arme Tante gekümmert habe, als Sie nur Ihre Flausen im Kopf hatten?«
    »Ich habe Sie erwartet«, rufe ich und versuche ihn zur Seite zu schieben, um an Tante Caros Seite zu kommen. »Aber versuchen Sie bloß nicht, ihr wieder ein schlechtes Gewissen zu machen.«
    »Sefferl«, haucht Tante Caro, »lass gut sein! Er hat gesagt, er lässt mich aus dem Vertrag.«
    Basti und ich wechseln einen erstaunten Blick.
    »Im Ernst?«
    »Ja«, haucht Caro, »er will, dass ich ihm das Haus sofort überschreibe.«
    »Als Schenkung? Bist du wahnsinnig? Das ist ja schlimmer als vorher!«
    Doktor Bergmann ist einen Schritt zur Seite getreten und blickt mir triumphierend ins Gesicht, während er
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