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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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kreuzt seine Beine auf dem harten Wirtshausstuhl zum Lotossitz und streckt mir auffordernd beide Handflächen entgegen.
    »Mit welchen Argumenten, meine Liebe? Warum sollten unsere Freunde das tun?«
    »Na ja, für Tante Caro. Und für die Insel. Weil sie sonst das Hotelprojekt vor der Nase haben«, meine ich und versuche überzeugend zu klingen. Aber der Chiemseeyogi schüttelt den hageren Schädel.
    »Und das willst du ihnen einfach so sagen und glaubst, sie freuen sich und machen ihre Geldbeutel auf? Das wird nicht funktionieren. Weißt du, warum? Weil du es so unbedingt willst. Du musst dich entspannen. Und die Insulaner von selbst darauf kommen lassen.«
    »Aber dafür habe ich nicht die Zeit! Tante Caro hat furchtbar Angst, dass der Bergmann zurückkommt!«
    »Gib es ans Universum ab …«, summt Gorvinder und schließt die Augen. Nach einer Weile guckt er zu mir, und als er sieht, dass ich ungeduldig auf meinen Fingernägeln herumbeiße, macht er eine auffordernde Kopfbewegung. »Du weißt, dass du sie nicht zwingen kannst, nicht wahr, meine Liebe?«
    Leider hat er recht.
    »Gib es nach ooooooben aaaaaaab …«
    Ich versuche es. Ich schließe die Augen, aber hinter meinen Lidern flitzen Bilder hin und her. Basti. Das Haus. Nicht mehr viel Zeit. Bergmann.
    » Freee your miiiiind …«
    Grrrrrrrr! Ich will aber, dass alle mir helfen, Tante Caro freizukaufen. Und zwar jetzt! Es muss klappen!
    Oder?
    Muss es?
    Muss wirklich immer alles klappen?
    »Vielleicht hast du recht«, meine ich leise. »Ich kann es nicht erzwingen.«
    Ich öffne die Augen und sehe, dass Gorvinder mich zufrieden ansieht.
    »Ich weiß«, meint er milde. »Loslassen ist schwer. Aber bleib dran, ich sehe, du kannst es.«
    Noch ein spirituell-verhangener Blick, und dann entknotet Gorvinder urplötzlich seine Gummibeine, steht auf und holt sich von einem kleinen Tisch mit Salz- und Pfefferstreuern einen Kugelschreiber und einen Kellnerblock.
    »Und jetzt gibst du mir alle Zahlen und Daten, die du hast«, fordert er mich mit völlig verändertem Managertonfall auf. »Vierzigtausend brauchen wir? Das wären, auf zwei Wirte und zwei Fischer verteilt, für jeden zehntausend. Das werden die Insulaner nie machen, wenn nicht mindestens die Hälfte von dir kommt, damit sie sehen, dass sie dir wieder vertrauen können.«
    »Aber – woher soll ich das nehmen? Soll ich das auch nach oben abgeben?«, frage ich und lege automatisch die Hände so aneinander, wie ich es bei Gorvinder gesehen habe.
    »Genau, Josepha, allmählich hast du die message kapiert!«, nickt Gorvinder milde. »Die Insulaner sind nämlich weder blöd noch besonders großzügig. Also. Zwanzigtausend kommen idealerweise von den Geschäftsleuten hier, aber nicht geschenkt, sondern als Darlehen, und die andere Hälfte muss von dir kommen. So und nicht anders kann es funktionieren.«
    »Darlehen?«, frage ich. »Oje. Wer bürgt denn dafür, dass sie ihr Geld wiederbekommen? Tante Caro kann das nicht machen, die ist total pleite.«
    »Ich kann das machen«, meint Gorvinder und legt sich den linken Fußrücken wieder geschmeidig über den rechten Oberschenkel. »Ich bürge dafür.«
    »Ja da schau her, dass du di no hertraust, du Erbschleicherin!«
    Die Emerenz wird ihrer Funktion als Inselhausmeisterin gerecht und streckt den Kopf in einem dicken geblümelten Kopftuch durch die Tür.
    »Ich wollte nur an meinem Seelenheil arbeiten«, antworte ich und schaue meinen Businesscoach Gorvinder dankbar an.
    »Ah, und warum braucht’s da eine session mit dem Gorvinder? Warum gehst dann nicht in die Kirch? Oder zu einer von die Schwestern, ha?«
    »Das ist Jacke wie Hose, liebe Emerenz. Wir haben alle den gleichen Chef«, flötet Gorvinder und schiebt die alte Schachtel mit sanftem Druck aus dem Raum. »Und du, Josepha, gehst jetzt, machst deine Hausaufgaben und wartest, bis du von mir hörst!«
    »Danke, Gorvinder. Aber«, flüstere ich, »woher kennst du dich so gut aus? Und wieso kannst du eine solche Bürgschaft übernehmen?«
    »Mei, ich hätt amal as Sägwerk übernemma solln von meim Vadda, z’Broatbrunn!«, antwortet der Yogi auf einmal in allertiefstem Chiemgauerisch. »Aber dann hob i mir mein Wuzi-wuzi in d’Saag einibracht.«
    Er zeigt mir seine linke Hand, und tatsächlich, an seinem linken kleinen Finger fehlt ihm das oberste Fingerglied. Abgesägt.
    »Danach wollte ich das Sägewerk nicht mehr übernehmen, sondern habe den Grund lieber verkauft. « Gorvinder streckt beide Hände über
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