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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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Hintergrund, ich kenne die Frau Schimmelpfennig. Morgen kommt ein Beitrag in das Bayerische Fernsehen, dass wir auf der Fraueninsel den Christkindlmarkt machen länger, um alte Villa von alte Dame vor Verkauf zu retten. Danach kann sie nichts mehr sagen. Schifffahrt habe ich auch angerufen, denn mit normale Winterfahrplan bekommst du keine Leute auf die Insel. Keine Leute, kein Umsatz.«
    »Und was bringt Umsatz? Kunsthandwerk?«, frage ich.
    Es dauert eine Weile, bis der Hans wieder atmen kann, er pfeift wie eine Lokomotive, und auch dem Zoran spritzt es die Lachtränen nur so aus den Augen.
    »Kunst-hand-werk …«, keucht er und hält sich den zwischen den edelweißbestickten Hosenträgern wackelnden Bauch.
    »Ich glaube, unser Herr Bircic versucht dir zu sagen«, erbarmt sich Schwester Sebastiana meiner, »dass der Verkauf von schönen Dingen auf dem Christkindlmarkt nur ein dekoratives Element ist. Geld verdient wird mit Glühwein und Schnaps.«
    »Oh, schade. Und was hast du vor zu verkaufen?«, frage ich die Nonne.
    »Glühwein und Schnaps. Warum fragst du?«, antwortet mir die Nonne und reicht Zoran ein Taschentuch. Und ich gehe nach der dritten Runde Gemeinderats-Nopi nach draußen und hole meine Koffer aus dem Porsche. Sieht ganz so aus, als wären ich und mein Businessplan auf der Insel wieder aufgenommen worden.
    Als ich ins Haus komme, wirft sich Tante Caro in ihrem Bett herum, als hätte sie den Leibhaftigen gesehen.
    Erst als ich ihr einen ziemlich heftigen Klaps auf die Backe gebe, wacht sie auf und tut empört: »Spinnst du? Erst träum ich, dass der Bergmann kommt, mich holen, und dann gibst du mir auch noch eine Watschen!«
    »Der kommt nicht! Der Habersack macht am Wochenende die Begehung, dann ist der Denkmalschutz amtlich. Vergiss das nicht!«
    Tante Caro nickt, aber ich sehe ihr an, dass sie nicht wirklich beruhigt ist.
    »Weißt du, der hat eine Art, da traue ich mich nicht Nein zu sagen. Der kann so viel besser reden als ich, und wenn der zu mir sagt, unterschreiben Sie, das ist das Beste für Sie – dann glaub ich ihm und unterschreib.«
    »Wär’s dir denn lieber, wir bringen dich in den Süden, bis alles vorbei ist?«
    Sie wackelt mit dem Kopf. »Weiß ned. Es hat sich ja rumgesprochen, dass ich das nimmer machen kann, und ohne den Franz, da ist mir das immer so einerlei, wenn im Süden keine Gäste da sind.«
    »Hattest du denn viele Gäste?«, frage ich neugierig.
    »Aber ja! Bis von Salzburg kamen sie, die Paare! Im Winter, weißt du, da gibt es keine Techtelmechtel mehr im Freien. Eine schlimme Zeit für Liebende, die offiziell keine sein dürfen. Da sperrt zwar alles zu, aber die Lust und die Liebe, die kannst du nicht in die Winterpause schicken.«
    »Und was ist aus deinem Franz geworden?«
    »Der lebt schon lang nicht mehr. Aber ich weiß noch, der erste Winter … nachdem mich der Franz als Heidis Gouvernante auf der Bühne gesehen hat …«
    Tante Caro schaut verträumt an mir vorbei.
    »Ein strenger Winter war das, so streng wie der jetzige, und der Franz hat mir nach dem Theater einen Tee vorbeigebracht und mich gefragt, ob ich mit ihm aufs Eis hinauswill. Aber Franz war ja schließlich der Herr Pfarrer, da konnte man ja noch nicht einmal zusammen spazieren gehen. Also wollten wir beide möglichst weit weg von der Insel und haben beim Laufen übers Eis die alte Badeanstalt in Feldwies entdeckt. Und da ist’s dann auch passiert, wir sind nicht dagegen angekommen, der Franz und ich …«
    Tante Caros Wangen beginnen zu glühen wie Abendrot, Morgenrot und die roten Ampeln am Stachus auf einmal. Ich lasse sie kurz träumen, setze Teewasser auf und nehme dann das Bild von ihr und ihrem Geliebten von der Wand.
    »Und dann habt ihr das Häusl ›Der Süden‹ getauft, oder?«
    »Genau. Der Franz, der hat es irgendwann gekauft, und wir haben uns dann immer da getroffen. Aber die Mutter von der Emerenz, die hat das gespannt, wie der Franz mich anschaut, und uns dann beim Bischöflichen Ordinariat verpetzt. Aber auch wie sie den Franz dann versetzt haben, nach Augsburg, haben wir uns nie aus den Augen verloren und uns jeden Winter im Süden getroffen. Ja, und wenn er nicht da war, habe ich das Haus halt an die weitergegeben, die ein Platzerl gesucht haben, damit sie sich liebhaben können. Viel Geld war’s nicht, aber eine gute Sache.«
    »Für eine gute Sache ist die Einrichtung aber ziemlich unanständig!«
    Tante Caro zwinkert mir zu. »Mei, warum sollst aus einer guten Sache
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