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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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den Kopf nach oben und verwandelt sich wieder in den alten Erleuchtungsapostel. » Und dann haben mich die verschlungenen Pfade des Lebens nach Indien geführt.«
    Das Hotel von David und dem Leutheuser Hans steht auf einer kleinen Anhöhe. Auf der Terrasse lodern zwei Feuertöpfe, und David kommt heraus und legt zwei Scheite nach, gefolgt von seiner Kati. Die zwei küssen sich und wehren den eifersüchtigen Hund ab, bevor sie wieder nach drinnen zu den anderen gehen. Ich folge ihnen vorsichtig bis zur großen Glasfront, die das Restaurant vom Terrassengarten trennt, und passe auf, nicht in den Lichtkegel der Gaststube zu geraten.
    Basti sitzt abseits mit seiner Wasserflasche vor sich, ich kann nur seinen breiten Rücken erkennen und dass seine Wange einen dunklen Schatten hat, da wo der Bart nachwächst. Sogar Dieter ist da, mit seiner beige-braun karierten Schiebermütze auf dem kahlen Kopf, er redet gerade auf Janni ein. Der hat seinen Sohn Xaver neben sich sitzen, beide kauen zufrieden an einer Pizza. Leonie hat den Arm einer schicken Frau mit blonder Strähnchenfrisur und langen roten Fingernägeln um ihre Schultern, an ihrer anderen Seite lehnt ein gemütlich aussehender Mann in blau-weiß gestreiftem T-Shirt und einem dunklen Weißbier vor sich. Leonies Eltern, der Bergfischer mit Frau, sind also vom Gardasee zurück.
    Neben Zoran sitzt außerdem eine junge Frau mit einer Zahnspange im Mopsgesicht und einem schwarzen T-Shirt mit pinkem Playboyglitzerhasen. Ihr Busen ist so groß, dass die Ohren des Bunnys Ausbuchtungen haben wie überdimensionale Ohrläppchen. Sie ist die Einzige, die ich noch nie gesehen habe. Sonst kenne ich sie alle.
    Aber ich kann nicht hineingehen und Hallo sagen, weil ich nicht mehr dazugehöre. Daran muss ich dringend etwas ändern.
    Ich ziehe mein Handy heraus und wähle. Dieter zuckt zusammen, schaut aufs Display und geht etwas abseits, mit dem Gesicht zur Scheibe. Er ahnt nicht, dass ich keine drei Meter von ihm entfernt bin.
    »Dieter. Du kennst doch Olivers Porsche. Neunhundertelfer-Carrera, Topzustand. Was meinst du, ist der wert?«
    »Wieso?«
    »Sag schon!«
    »Wenn du ihn an einen Liebhaber vertickst – sicher dreißigtausend.«
    »Und wenn es schnell gehen muss?«
    »Na ja, fünfundzwanzig?«
    »Perfekt.«
    Bevor Dieter mir noch mehr Fragen stellen kann, taucht drinnen ein lila Schatten neben dem Insulanerstammtisch auf. Gorvinder verbeugt sich vor allen, stellt sich auf einen Stuhl, breitet die Arme aus und beginnt zu reden. Die Gesichter der Wirte und Fischer sind erst empört, dann aufmerksam, und als Gorvinder das »Pinkepinke«-Zeichen mit Daumen und Zeigefinger macht, nehmen sich Zoran, Hans, die Berg- und die Sonnfischer ihre Stühle und hören ihm aufmerksam zu. Und zehn Minuten später meldet mir Janis Joplin eine SMS. Der Inselyogi schreibt: »Dienstagabend bist du zur Gemeinderatssitzung eingeladen.«

Statt weißer Friedensfahne bringe ich am Dienstag einfach mal Olivers roten Porsche mit. Ohne mit der Wimper zu zucken, fahre ich an dem KFZ-VERKEHR VERBOTEN-Schild vorbei von der Autofähre und stelle den frisch polierten Sportwagen neben dem Kinderkarussell ab, das das Hotel zum Weihnachtsmarkt aufgestellt hat. »Zu verkaufen. VB 25 000 Euro«, klebt in der Innenseite der Rückscheibe, und darunter meine Telefonnummer.
    »Kann ich den da stehen lassen?«, frage ich als Erstes, als ich den Sitzungssaal im Feuerwehrhaus betrete, ein Kämmerchen mit Stühlen und Kachelofen drin.
    »Ja schon«, meint Janni und macht Stielaugen, »solang der Bürgermeister im Urlaub ist.«
    Gorvinder hat ganze Arbeit geleistet. Janni, Schwester Sebastiana, Zoran vom Wirtshaus am See , die Sonnfischerin Kati, der Bergfischer Sepp Lechner und David vom Hotel zum See begrüßen mich, als wäre nichts passiert.
    »Ist Basti gar nicht im Gemeinderat?«, frage ich beiläufig.
    »Schon, aber ich hab ihn schon seit Sonntag nicht mehr gesehen. Tät mich wundern, wenn der grad auf der Insel ist.«
    »Auch gut«, meine ich, halb erleichtert, halb enttäuscht, und stelle mich ans Kopfende des Sitzungstisches.
    »Ihr seid also alle bereit, den Christkindlmarkt ein drittes Wochenende stattfinden zu lassen und vom Gewinn meiner Tante ein zinsloses Darlehen von zwanzigtausend Euro zu geben«, bedanke ich mich. »Aber – wie vermeiden wir, dass uns das Fremdenverkehrsamt einen Strich durch die Rechnung macht?«
    »Das übernehme ich«, meldet sich Zoran. »Ich bin Mann mit Traditionsverein im
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