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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
Autoren: Heidi Hohner
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nicht eine sehr gute Sache machen?«
    Still warten wir darauf, dass unser Melissentee kühl genug wird zum Trinken.
    »Lieb schaust aus«, sagt Tante Caro dann und wuschelt mir durch die Haare. »Magst nicht dableiben und mir das Geschäft führen? So blitzblank war es hier noch nie!«
    Ich nehme traurig ihre Hand. »Wenn mir der Basti nicht so böse wäre, könnte ich mir das fast vorstellen. Aber mit der Feindschaft im Nacken, da kann ich schlecht hierbleiben. Aber ich habe mit David geredet, er würde eventuell mit einsteigen. Du wärst praktisch nur noch die Hausherrin und müsstest dich ansonsten um nichts mehr kümmern.«
    »Der David?«, unterbricht mich Tante Caro. »Ein guter Mann. Aber du wärst mir lieber.«
    Ich ziehe meine Strickjacke ein bisschen enger um mich herum, weil mir ganz kalt wird bei dem Gedanken an den wütenden Schmied, und ich gehe an den Herd, um einen Kaffee aufzusetzen. Jetzt wieder einschlafen, das kann ich mir abschminken, dazu geht mir jetzt zu viel im Kopf herum. Am Wochenende geht der Christkindlmarkt in die Verlängerung, und es gibt bis dahin noch viel zu tun.

»Ist das nicht eine grandiose Idee von mir gewesen, Herr Habersack?«, flötet Frau Schimmelpfennig. Es ist Sonntagnachmittag, der dritte Advent, und ich beeile mich, den beiden Herrschaften den Stehtisch abzuwischen, bevor sie ihre Haferl mit heißem Honig-Nopi darauf abstellen. »Dieses Zusatzwochenende, aber in einem so intimen Rahmen, nur Wirte, Kloster und Fischer – ist das nicht zauberhaft? Wie früher! Und dann auch noch für einen guten Zweck!«
    »Schowiescho«, nuschelt der Habersack und nickt höchst erfreut, wobei nicht ganz klar ist, ob seine Begeisterung dem intimen Rahmen oder den klösterlichen Heißgetränken gilt. In der tannenzweiggeschmückten Bude vor der Klosterpforte nimmt mich Schwester Sebastiana auf die Seite. »Kindchen, wenn du von dem heute noch irgendetwas willst, musst du schnell sein, ich hab ihm einen Schuss Absinth hineingegeben!«, flüstert sie mir zu und reicht mit ihrem frommsten Lächeln dem nächsten Kunden eine Flasche Hochprozentigen über den Tresen.
    Ich baue mich in dem blauen Dirndl, das ich mir von der Sonnfischerin geliehen habe, vor dem Beamten auf.
    »Entschuldigung, Herr Habersack, ich habe Ihnen doch die Seite gescannt aus dem Gästebuch, für Ihren Vorgesetzten, damit sich die Sache beschleunigt. Sie haben Ihre Eingabe doch schon gemacht, oder?«
    »Jaaaa«, sagt er, »die Eingabe ist durch. Muss nur noch begangen werden, wir kaufen ja nicht den König im Sack, sagt mein Chef, sozusagen, höhö.«
    »Das ist ja phantastisch! Dann begehen wir schnell, solange Sie noch gehen können«, schubse ich den Behördenfuzzi vorsichtig in die richtige Richtung.
    »Ich seh schon, ich seh schon, sehr schönes Haus, majestätisch«, ächzt er, als er sich auf dem Uferweg Richtung Westen in die Kurve legt.
    Das Haus ist allerdings still und leer. Janni und ich haben Tante Caros Bett wieder in ihr Zimmer gebracht, und ich wundere mich kurz, dass sie nicht in der Küche auf uns wartet. Ihr Rollstuhl neben dem Sofa ist leer – dabei sollte sie heute die tapfere alte Insulanerin geben, die sich mit Macht gegen ein Hotelprojekt stemmt.
    »Das«, ich lege den Lichtschalter um, »ist das Zimmer Nummero eins. Das Königszimmer sozusagen.«
    Ich sehe Herrn Habersacks enttäuschten Blick, als er das schlichte Holzbett mit der karierten Bettwäsche sieht.
    »A weng weng 27 , oder?«, motzt er und hält sich an dem Tischchen mit dem Waschgeschirr fest.
    »Ein Spiegelsaal ist das natürlich nicht. Aber was meinen Sie, was Sie für das Image des Märchenkönigs tun können, wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass er in einem so bescheidenen Zimmer gewohnt hat, inkognito? Wo es doch immer heißt, er hätte den Staat mit seiner Prunksucht ruiniert? Dabei ging es ihm doch nur um die Ankurbelung der heimischen Wirtschaft!«
    »Ankurbelung, jawoll, da hamm Sie recht«, lallt der Habersack und lässt sich von mir brav die Treppe runter in den Hausgang führen, wo er stehen bleibt und die Wand anstarrt. »So eine schöne Aussicht!«
    Ich kläre ihn nicht darüber auf, dass das, was er für eine schöne Aussicht hält, nur die Bilder der Ludwigsschlösser sind, die wir neben die Garderobe gehängt haben – zur Feier des Tages sozusagen –, sondern halte ihm ein Blatt Papier unter die Nase.
    »Können Sie mir das hier unterschreiben? Kurzer Dienstweg, Sie verstehen? Ist nur ein Dokument, dass Sie das
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