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0162 - Die Menschenfalle

0162 - Die Menschenfalle

Titel: 0162 - Die Menschenfalle
Autoren: Friedrich Tenkrat
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»Hat noch jeder zu trinken?« fragte Garfield Mower seine Freunde, die er zu einer kleinen Dia-Vorführung eingeladen hatte. Er war für die BBC tätig und hatte eine Reise in den Iran hinter sich.
    Eine Menge Fotomaterial war dabei zusammengekommen, und die interessantesten Bilder führte er seinen interessierten Freunden an diesem Abend vor. Es waren beeindruckende Aufnahmen dabei.
    Vor allem aus Teheran, der Hauptstadt. Das Shahyad-Monument, der Gulistan-Palast, der Basar von Teheran, der der größte überdachte Basar der Welt ist…
    »Wenn du ein paar Eiswürfel auftreiben könntest, wäre ich dir sehr dankbar«, sagte einer von Mowers Freunden, während der vollautomatische Vorführapparat die Bilder selbsttätig wechselte.
    Ein Tonband war damit gekoppelt. Es spielte die zur jeweiligen Aufnahme passende Melodie.
    »Eis«, sagte Mower und nickte. Er erhob sich. »Hat sonst noch jemand einen Wunsch?«
    Keiner meldete sich. Garfield Mower verließ den Living-room. Er war ein recht großer Mann mit dunklem Haar und dunklem Kinnbart. Seine Augen hatten eine leicht gelbliche Färbung, was darauf schließen ließ, daß er nicht ganz gesund war.
    Er verließ das Zimmer, und Carol Winslow folgte ihm. Sie war als Cutterin beim Fernsehen tätig und seit drei Monaten geschieden. Da sie die Dias schon kannte – Mower hatte sie ihr in der vergangenen Woche vorgeführt, und es war nicht nur dabei geblieben –, versäumte sie im Wohnzimmer nichts.
    Garfield Mower öffnete die Tür des hohen Kühlschranks. Carol – rothaarig, sommersprossig und vollbusig – schlich sich von hinten an ihn heran und umarmte ihn.
    Er hatte sie nicht kommen hören und erschrak. »Sag mal, was soll denn das?« fragte er ärgerlich.
    Sie umschlang ihn, legte ihr Gesicht auf seinen Rücken und erwiderte leise: »Ich sehne mich nach dir. Warum beendest du den Dia-Vortrag nicht?«
    »Das kann ich doch nicht.«
    »Schick deine Freunde nach Hause. Ich brauche dich, Garfield.«
    »Hör mal, ich kann sie doch nicht zuerst einladen, die Vorführung dann mittendrunter abbrechen und alle nach Hause schicken. Sie wären mit Recht beleidigt.«
    »Dann versprich mir, daß du es wenigstens hinterher nicht zu lange hinausziehst.«
    Er wandte sich lächelnd um. »Nicht so ungeduldig, Mädchen. Denk dir, daß die Vorfreude die schönste Freude ist.«
    »Die Freude ist aber auch nicht übel«, sagte Carol Winslow und küßte ihn.
    »Darf ich mich jetzt um das Eis kümmern?« fragte er.
    »Selbstverständlich«, antwortete Carol.
    Er nahm den Plastikbehälter aus der Tiefkühllade. Plötzlich war ihm, als würde ihn jemand anstarren. Ein unangenehmer Schauer rieselte über seinen Rücken. Er wandte rasch den Kopf und blickte zur Küchentür, die zum Garten hinter dem Haus führte. Nichts.
    Niemand war zu sehen, und doch glaubte Garfield Mower nicht an eine Täuschung. Er ließ die Eiswürfel in einen kleinen Aluminiumbehälter prasseln.
    »Ich verstehe nicht, daß Tom nicht gekommen ist«, sagte er. »Der Iran ist seine heimliche Leidenschaft. Er interessiert sich für alles, was mit diesem Land zusammenhängt, und er hat zugesagt, zu erscheinen.«
    »Vielleicht war er im letzten Augenblick verhindert«, sagte Carol Winslow.
    »Dann hätte er angerufen, oder er wäre auf einen Sprung herübergekommen. Er wohnt ja nicht weit von hier. Für die kurze Strecke hätte er nicht einmal den Wagen aus der Garage zu holen brauchen.«
    In der nächsten Sekunde packte Carol seinen Arm. Fest. Schmerzhaft. Sie setzte ihm die Fingernägel ins Fleisch und starrte mit weit aufgerissenen Augen zur Küchentür, die sich in diesem Moment öffnete.
    Aschfahl wurde Carol. Sie wollte schreien, doch ihre Stimmbänder schienen von einer Lähmung befallen zu sein. Der Schrecken ließ ihr Herz wild gegen die Rippen hämmern. Sie hatte das Gefühl, ihre Knie würden gleich einknicken. Sie klammerte sich verzweifelt an Garfield Mower, um nicht zusammenzubrechen, während röchelnd und mit schlurfenden Schritten ein Mann eintrat, dessen Körper von tiefen, schrecklichen Wunden übersät war.
    Er zog eine Blutspur hinter sich her. Seine Kleider waren zerfetzt und blutgetränkt. Er war kaum zu erkennen. Aber Garfield Mower glaubte zu wissen, daß er seinen Freund Tom Levant vor sich hatte.
    ***
    »Tom!« keuchte Mower erschüttert. »Was ist passiert?«
    Der Freund sah aus, als wäre ein Tiger über ihn hergefallen. Es grenzte an ein Wunder, daß er sich noch auf den Beinen halten konnte, mit
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