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0162 - Die Menschenfalle

0162 - Die Menschenfalle

Titel: 0162 - Die Menschenfalle
Autoren: Friedrich Tenkrat
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diesen schrecklichen Verletzungen. Überall waren tiefe Biß- und Kratzwunden zu sehen.
    »Tom!« preßte Mower erschüttert hervor. »Tom, wer hat das getan?«
    Tom Levant hielt sich am Türknauf fest. Sein Gesicht verzerrte sich. Er wollte etwas sagen. Sein Mund öffnete sich, doch Garfield Mower und Carol Winslow vernahmen nur ein schauriges Röcheln.
    Jetzt ließ Levant den Türknauf los. Er wankte noch zwei Schritte weiter. Dann verließen ihn die Kräfte. Er brach zusammen. Mower sprang vor. Er wollte den Freund auffangen, doch er erwischte ihn nicht mehr.
    »Garfield…«, kam es kaum hörbar aus dem Mund des Schwerverletzten. »G-a-r-f-i-e-1-d …«
    »Ja, Tom. Ja, ich bin bei dir.«
    »Ich habe das Grauen gesehen«, flüsterte Tom Levant. Jedes Wort strengte ihn an.
    Mower schauderte. »Wo warst du?«
    Levant begann wirres Zeug zu reden. Er sprach von seiner Kindheit, von seiner Jugend, von seiner Reise nach Amerika im vergangenen Jahr. Alles, was er sagte, war ohne Zusammenhang.
    »Tom!« sagte Mower eindringlich. »Tom, wo bist du gewesen?«
    »Der Tod!« hauchte Levant. »Er hat viele Gesichter… Eines davon habe ich gesehen … Es ist mir begegnet …«
    »Wo? Wo?« fragte Mower.
    »Ich war da, Garfield.«
    »Herrgott noch mal, wo denn?«
    »An diesem schrecklichen Hort des Bösen…«
    Garfield Mower erschrak. »Du warst…« Er unterbrach sich. »Du warst in diesem unheimlichen Haus?«
    »Ja«, kam es fast tonlos über Tom Levants Lippen.
    »Aber wieso denn? Wie konntest du es betreten?«
    »Das Tor war offen – wie der Eingang einer Falle… Ich wollte daran vorbeigehen, aber ES ließ das nicht zu. ES zwang mich, stehenzubleiben. ES rief meinen Namen. ES weckte meine Neugier. ES schlug mich in seinen unheimlichen Bann, übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus. Ich wollte das Haus nicht betreten, denn ich ahnte, was mich erwartete. Aber ES war stärker. Und drinnen … Drinnen, Garfield …«
    »Ja?« sagte Mower gespannt. »Ja? Was war drinnen? Was hast du gesehen?«
    »Es war schlimmer, als du es dir vorstellen kannst…« Tom Levant begann wieder wirr zu reden. Von seiner Schulzeit. Von seinen Zwistigkeiten mit seinen Eltern, die ihn veranlaßt hatten, für ein halbes Jahr nach Schottland zu gehen.
    »Was hast du gesehen?« fragte Mower noch einmal. Er spürte, wie seine Nervenstränge angespannt waren.
    »Das absolute Grauen«, hechelte Levant.
    Jetzt erst fiel Garfield Mower ein, daß er etwas verabsäumt hatte.
    Er wandte sich zu Carol Winslow um. Sie lehnte kreidebleich an der Wand. Ihre Augen waren starr auf den Schwerverletzten gerichtet.
    Sie hatte beide Hände auf die Wangen gepreßt.
    »Einen Arzt!« sagte Mower hastig. »Tom braucht dringend einen Arzt, Carol. Carol! Reiß dich zusammen! Geh und ruf Dr. Martin!«
    Wie in Trance wandte sich Carol um. Einer von Garfield Winslows Freunden betrat in diesem Augenblick die geräumige Küche. »He, ihr beiden Turteltauben! Wo bleibt das Eis? Es wird schmelzen, wenn ihr es zu lange in eurer hitzigen Nähe behaltet…« Er stockte, als er die Panik in Carols Gesicht sah, und dann bemerkte er, daß Mower auf dem Küchenboden kniete. Neben einem halbtoten Mann. »Himmel, was ist passiert?« entfuhr es ihm. »Garfield, wer ist das?«
    »Das ist Tom.«
    »Tom?« fragte der Mann ungläubig. Der Schwerverletzte sah bei Gott nicht wie Tom Levant aus.
    »Einen Arzt!« sagte Mower drängend. »Ruft schnell einen Arzt!«
    Carol stürzte aus der Küche. Aus dem Wohnzimmer klangen orientalische Töne. Carol betrat den Living-room, drehte das Licht auf und riß das Kabel des Dia-Vorführgeräts aus dem Stecker. Die orientalische Musik verstummte. Das Bild – es hatte die Sepah-Salar-Moschee gezeigt – verschwand von der Leinwand. Die fünf Anwesenden wandten sich erstaunt um.
    »Was soll denn das?« fragte einer von ihnen. »Wer bringt uns denn um diesen seltenen Genuß?«
    »Tom!« rief Carol hysterisch. »Er liegt in der Küche. Er braucht einen Arzt. Er wird sterben…«
    Alle sprangen auf.
    »Kennt einer die Telefonnummer von Dr. Martin?« fragte Carol.
    Niemand konnte ihr helfen. Alle stürmten aus dem Wohnzimmer, während Carol Winslow mit zitternden Fingern die Telefonkladde durchwühlte, bis sie Dr. Martins Nummer gefunden hatte. Nervös hob sie ab. Dreimal verwählte sie sich, ehe sie endlich die richtige Nummer gedreht hatte.
    Mower wollte wissen, was sein Freund in diesem unheimlichen Haus erlebt hatte. Er fragte Tom Levant immer
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