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0162 - Die Menschenfalle

0162 - Die Menschenfalle

Titel: 0162 - Die Menschenfalle
Autoren: Friedrich Tenkrat
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einfach reizen – dem Phänomen dieses Hauses auf den Grund gehen. Ein grausames Geheimnis hüllt es ein. Ich möchte es mit Ihrer Hilfe lüften.«
    Wie der Zufall doch spielt, dachte ich. Auch ich wollte das Rätsel um dieses Schreckenshaus lösen, und ich sah keinen Grund, warum ich mich mit Professor Chandler nicht hätte zusammentun sollen.
    »Sie sind ein bekannter Geisterjäger«, sagte Charles Chandler. »Sie sind ein unerschrockener Mann, der sich im Kampf gegen das Böse schon oft behauptet hat. Da ich das Spukhaus nicht schutzlos betreten möchte, dachte ich, ich bitte Sie, mich zu begleiten.«
    Ich nickte. »Ich hatte vor, mir einen richterlichen Haussuchungsbefehl zu beschaffen.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Chandler. »Ich weiß, wer das Haus verwaltet. Der Mann heißt Nick Nagalesco. Ein Windhund und Playboy.«
    »Wissen Sie auch, wem das Gebäude gehört?« fragte ich.
    »Einem Mann namens Clips Huntington. Er lebt irgendwo in Amerika. Sein Bruder hat das Haus gekauft, kam eine Woche danach bei einem Verkehrsunfall ums Leben.«
    »Und von Nick Nagalesco möchten Sie sich die Einwilligung holen, das Gebäude betreten zu dürfen.«
    »Ganz recht. Ich bin sicher, er wird uns keine Schwierigkeiten machen.«
    »Na schön«, sagte ich, denn mir war es im Grunde genommen gleichgültig, auf welche Weise ich in das Haus des Hexers gelangte.
    Ob mit einem richterlich unterschriebenen Befehl oder mit der Genehmigung des Verwalters, das war zweitrangig. Nur hinein musste ich, denn von außen ließ sich das schreckliche Rätsel, das dieses Gebäude umhüllte, nicht lösen.
    ***
    »Wir nehmen meinen Wagen«, sagte Charles Chandler, als wir das Yard Building verließen. Es war ein kaffeebrauner Princess, in dem jemand saß. Ein blondes, rehäugiges Mädchen. Hübsch. Sehr hübsch. Ein Girl, nach dem sich die Männer auf der Straße umdrehten, wenn sie allein ging. »Es ist mir gelungen, Mr. Sinclair für unsere Unternehmen zu gewinnen, Joan«, sagte der Professor stolz.
    »Oberinspektor, das ist meine Sekretärin, Miß Joan Duxbury.«
    Sie streckte mir die Hand entgegen. »Sehr erfreut, Mr. Sinclair.«
    »Ganz meinerseits«, sagte ich beeindruckt. Bei dieser Traumfrau hätte ich bestimmt nicht nein gesagt. Sie war elegant gekleidet, der Ausschnitt ihres Kleides war dezent, ließ aber doch genug sehen.
    Die Triebe des Frühlings machten sich bei mir bemerkbar, als ich mich neben sie setzte.
    Chandler übernahm das Steuer. »Ich dachte«, sagte ich, »nur wir beide würden uns das Spukhaus ansehen.« Ein leiser Vorwurf schwang in meinen Worten mit, weil der Professor mir das Mädchen »unterschlagen« hatte.
    Ich hatte nichts gegen sie. Bei Gott nicht. Aber ich liebe es nicht, wenn man mich vor vollendete Tatsachen stellt, und das war hier der Fall.
    »Ich vergaß, Mix Duxbury zu erwähnen«, sagte Chandler und fuhr los. »Tut mir leid. Aber Joan und ich sind schon so lange zusammen, sie macht überall mit, ich gehe keinen Schritt ohne sie. Ich finde sie neben mir schon so selbstverständlich, daß ich sie gar nicht mehr extra erwähne. Wo ich bin, da ist auch sie. Man könnte uns als ein berufliches Ehepaar bezeichnen. Nur privat gehen wir getrennte Wege, was ich sehr bedauere, wenn ich ehrlich sein soll, denn Joan ist eine ganz reizende Person.«
    »Das läßt sich nicht abstreiten«, sagte ich.
    »Sie haben doch keine Vorurteile gegen Frauen, Mr. Sinclair«, sagte Joan Duxbury.
    »Nicht die geringsten. Ich liebe Frauen«, erwiderte ich lächelnd.
    »Ich habe lange gesucht, bis ich die richtige Sekretärin gefunden habe«, sagte Charles Chandler. »Joan verfügt über eine übersinnliche Begabung, vor allem deshalb habe ich ihr den Vorzug gegeben.«
    Ich blickte das Mädchen bewundernd an. »Was für Tricks beherrschen Sie?«
    Joan Duxbury lächelte. »Ich weiß manchmal Dinge schon im voraus.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin wohl ein Irrtum der Natur.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach ihr der Professor. »Sie sind nur außergewöhnlich begabt und sensibel.«
    »Vermutlich ist diese Sensibilität daran schuld, daß ich jedes Jahr am Heuschnupfen leide«, sagte Joan.
    Ich achtete nicht auf den Weg, sah nicht aus dem Wagen, schaute immerzu Chandlers reizende Mitarbeiterin an. Sie hatte Humor. Sie konnte über sich selbst lachen, maß ihrer übersinnlichen Begabung nicht allzuviel bei. Ein kluges, sympathisches, attraktives Mädchen, das auch mit einer gehörigen Portion Mut gesegnet sein mußte, wenn
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