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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Autoren: Martin de Wolf
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    Eigentlich lag der Beginn dieser dramatischen Affäre schon viele Monate zurück, aber genau zwei Monate war es her, als es zu einem ungeheuerlichen Zwischenfall kam, der für die Bundesregierung geradezu eine Katastrophe bedeutete und zu einer ihrer schwersten Krisen wurde. Bislang konnte dieses Ereignis streng geheim gehalten werden, doch jetzt spitzte sich die Lage dramatisch zu und was sich ereignete, ließ sich auf gar keinen Fall mehr vor der Öffentlichkeit verbergen.
    Die Konsequenz dieser Ereignisse ließ sich nicht mehr abwenden und vollzog sich um exakt 12 Uhr. Jeder, der von dieser Begebenheit erfuhr, war fassungslos. Niemand wollte es wahrhaben, dass in diesem Land ein solches Ereignis möglich war. Der Glaube an die Politik, an die Politiker, war in ihren Grundfesten erschüttert. Was hier vertuscht werden sollte und fast zur Perfektion getrieben worden war, war nicht nur ungeheuerlich, sondern nahm selbst redegewandtesten Politikern die Worte. Wer involviert war, versuchte sich hinter einer Maske zu verstecken, um unentdeckt zu bleiben, zumindest für den Moment.
    Es kam, wie es kommen musste: Niemand wollte davon gewusst haben, niemand fühlte sich verantwortlich. Bis auf Bundeskanzler Zander, der sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, wo er sich mental auf die wohl schwerste Stunde einer langjährigen Amtszeit vorbereitete. Tiefe Augenringe legten Zeugnis über den Grad seiner Erschöpfung ab, vermischt mit Wut und Enttäuschung. Er fühlte sich schuldig am Misserfolg einer Politik, die komplizierter nicht sein konnte. Er schrieb einige Notizen nieder, als plötzlich die Tür aufging und seine Sekretärin hereinkam, die ihn besorgt anschaute.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie, obwohl sie genau wusste, wie Zander sich fühlte. Er sah sie wortlos mit ausdruckslosen Augen an.
    »Sie haben keine Schuld, Herr Bundeskanzler. Das Kabinett hat Sie hintergangen.«
    »Genau das ist es ja«, antwortete er tonlos. »Wie konnte mir das passieren? Als Bundeskanzler bin ich verantwortlich und hätte merken müssen, was hinter meinem Rücken passiert. Wie konnten meine Anordnungen nur so missbraucht werden?«
    Die Sekretärin stand jetzt neben dem Schreibtisch und sah ihrem Chef immer noch in die Augen.
    »Herr Bundeskanzler – es ist Zeit«, sagte sie mit belegter Stimme und fast flüsternd. Es war ihr anzumerken, dass sie genauso betroffen war wie alle anderen Mitarbeiter, die sich gegenwärtig im Bundeskanzleramt aufhielten. Die Stimmung war am Tiefpunkt angekommen und niemand wusste, wie international auf das reagiert würde, was gerade mit brachialer Gewalt ans Tageslicht kam. Zander mochte nicht darüber nachdenken, ob das, was bekannt geworden war, wirklich alles war. Vielleicht war es auch nur die Spitze des Eisbergs und das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe nicht abschätzbar.
    Es ist Zeit, hatte seine Sekretärin gesagt. Wie oft hatte er von ihr diesen Satz gehört? Sie war gewissermaßen ein lebender Terminkalender und Zander konnte sich stets darauf verlassen, dass sie ihn rechtzeitig an Sitzungen oder Pressekonferenzen erinnerte.
    Nicht nur im Bundeskanzleramt war es ein ungewöhnlicher Tag. Auch die Medien bereiteten sich auf eine Maßnahme vor, die in dieser Form zuletzt am legendären 11. September 2001 veranlasst worden war. Millionen Bundesbürger waren damit beschäftigt, was sie zumeist an einem Freitagabend taten: Sie saßen vor ihren Fernsehschirmen, ließen sich von der Spannung eines Kriminalfilms fesseln, fieberten mit ihrem Lieblingskandidaten bei einer Quizshow mit oder suchten Entspannung bei einem Fernsehspiel.
    Alles war wie immer. Doch plötzlich wurden ohne vorherige Ankündigung die Programme unterbrochen und es kam zu einer Konferenzschaltung aller Sender. Vielen Zuschauern stockte der Atem, schon bevor ein Moderator den Grund dieser Unterbrechung bekannt gab. Jedem war bewusst, dass etwas Schlimmes passiert sein müsse und die meisten tippten auf einen Terroranschlag, der spekulativ schon lange in diesem Land erwartet wurde.
    Auf den Fernsehschirmen erschien ein Nachrichtensprecher, dessen ernste Miene zur Spekulation Anlass gab. Wer auf einen Terroranschlag tippte, fühlte sich bestätigt, andere dachten eher an eine Katastrophe. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand wissen, dass beide Spekulationen begründet waren.
    »Meine Damen und Herren,« begann der Sprecher, dessen Stimme alles andere als fröhlich klang, »aus besonderem Grund unterbrechen wir unser
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