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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Autoren: Martin de Wolf
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mit Mikrowellen bestrahlt werden, wobei die oberste Luftschicht als Reflektor diente. Nicht selten entstand über Alaska ein künstliches Nordlicht, wenn die Anlage hochgefahren und diese unvorstellbare Energie freigesetzt wurde. Für LeClerc war es unvorstellbar, welche Energien dort für militärische Versuche verschwendet wurden, während anderswo darüber diskutiert wurde, wie das Problem der globalen Energieversorgung in der Zukunft zu lösen sei.
    Da LeClerc die dortigen Versuche keinesfalls mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, verzichtete er auf eine Verlängerung seines auf fünf Jahre befristeten Arbeitsvertrags. Als er im Flugzeug saß und Alaska hinter sich ließ, empfand er Erleichterung. Es kam ihm so vor, als sei er der Hölle entkommen und hoffte, keine Schädigung durch Strahlen erfahren zu haben, die vielleicht erst Jahre später seinen Körper zerfressen würden.
    Seine Entscheidung hatte er bis heute nicht bereut, gleichwohl er bei CERN nicht gerade willkommen war und man ihm dies immer noch spüren ließ. Jeder wusste von seiner Herkunft und die damit verbundene Forschung an einer höchst zweifelhaften Wissenschaft, die gern auch als Kriegswissenschaft bezeichnet wurde, nachdem sich die amerikanische Armee im Golfkrieg der Strahlenwaffe bediente. LeClercs Unbeliebtheit bei manchen Kollegen wurde dadurch noch verstärkt, nachdem ausgerechnet er zum Leiter des Urknall-Experiments befördert wurde. Andere verdiente Mitarbeiter von CERN hatten sich viel höhere Chancen auf diesen Posten ausgerechnet, allen voran die ehrgeizige Sandine Dutronc, die nun LeClerc als Vorgesetzten akzeptieren musste, was ihr jedoch sichtlich schwer fiel.
    Patrick LeClerc und sein gesamter Mitarbeiterstab erhofften sich durch die Simulation des Urknalls Erkenntnisse zu gewinnen, was in den ersten Augenblicken der Entstehung des Universums geschah. Nachdem er sich einen weißen Laborkittel und einen weißen Helm aus seinem Büro geholt hatte, begab er sich zum Fahrstuhl, um einen routinemäßigen Kontrollgang durch die Anlage zu unternehmen, was zur morgendlichen Gewohnheit geworden war.
    Eingequetscht in ein Dutzend Kollegen starrte er auf das Display im Lift, das anders als bei herkömmlichen Aufzügen nicht Etagen, sondern Meter anzeigte, 10 Meter, 20, 30, 60, 90. In rasender Geschwindigkeit ging es in die Tiefe. Obwohl sich LeClerc seit nunmehr sieben Jahren Tag für Tag auf diese Weise in den Schweizer Untergrund befördern ließ, war ihm immer wieder mulmig bei dem Gedanken, Millionen Tonnen Fels und Erdreich über sich zu wissen. Nicht selten dachte er dabei an Grubenunglücke, bei denen Tage, sogar Wochen und Monate Menschen in der Tiefe eingeschlossen worden waren. Er dachte an den Albtraum, dass dieser Fahrstuhl stecken bliebe. Zum Glück litt er nicht unter Platzangst, aber dass könnte sich sehr schnell ändern.
    Als sich die Tür endlich öffnete, sah sich LeClerc einer rotsilbrigen Riesenturbine gegenüber, die an Höhe durchaus mit dem Eiffelturm konkurrieren konnte. Es war das Herzstück des Protonenbeschleunigers, der die Teilchen in beide Richtungen auf die Reise schickte. Sechsmal passierten sie dabei die französische Grenze, da der gigantische Tunnel auf beiden Staatsgebieten lag. Es war unvorstellbar, welches Ausmaß diese unterirdische Anlage besaß. Für viele war es ein Rätsel, wie eine solche Technik überhaupt in dieser Tiefe gebaut werden konnte.
    »Willkommen im Mekka der Teilchenphysik«, begrüßte ihn ein Kollege, jeden Tag mit dem gleichen Spruch. Lass' dir mal etwas Neues einfallen, dachte LeClerc, zwang sich ein Lächeln ab und wartete auf die nächste Bemerkung zu dem Aufkleber auf der rechten Seite seines Helmes: Reserviert für Bluetooth, bitte anderes Ohr benutzen. Es war ein dezenter Hinweis, dass LeClerc im rechten Ohr stets eine drahtlose Schnittstelle zu seinem Handy trug und bei Lärm deshalb ins linke Ohr zu sprechen sei. Viele amüsierten sich darüber und hielten LeClerc für etwas überdreht.
    Zu seiner Überraschung blieb eine solche Bemerkung heute aus. Die fehlende Anspielung ließ fast den Schluss zu, dass etwas nicht stimmte. LeClerc sah seinen Kollegen an, ein deutscher Physiker mit Dreitagebart und randloser Brille. Er wartete förmlich darauf, dass dieser jeden Moment lossprudelte und ihm über Probleme, einen Unfall oder eine sonstige Katastrophe berichten würde. Doch der Wissenschaftler blieb gelassen wie immer.
    »War Dutronc heute schon hier unten und hat
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