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Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)

Titel: Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Autoren: Martin de Wolf
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Pressekonferenz war eröffnet. Was unausweichlich geworden war, musste getan werden, vor laufenden Kameras, entgegengestreckten Mikrofonen und Aufzeichnungsgeräten sowie einem unerträglichen Blitzlichtgewitter. Er blickte in eine Fernsehkamera, die direkt vor ihm stand und ihre Bilder bereits zu einem Übertragungswagen sendete, der sie über eine Satellitenantenne ins Netz einspeiste. Millionen Zuschauer sahen in dieser Minute sein Gesicht in Großaufnahme, seine tiefen Tränensäcke und ausdruckslosen Augen. Er war am Ende, gebrochen, nicht mehr seiner selbst. Das Ende seiner politischen Karriere hatte er sich gewiss anders vorgestellt. Sein Arbeitszimmer als fairer Verlierer einer Bundestagswahl einem Nachfolger zu überlassen, wäre um Welten angenehmer gewesen. Er nahm einen kräftigen Schluck Wasser und hoffte, die nächste Stunde einigermaßen zu überstehen. Er nahm sich vor, ohne Umschweife direkt zum Kern der Sache zu kommen.
    »Meine Damen und Herren, vor einer halben Stunde«, begann er ernst und mit gedämpfter Stimme, »habe ich den Bundespräsidenten um meine sofortige Entlassung gebeten.« Im Saal herrschte atemlose Stille. Das Klicken der Kameras hörte auf, die Journalisten standen bestürzt da und sahen den Bundeskanzler erwartungsvoll an. Mit seinem Rücktritt hatte niemand gerechnet, geschweige denn mit dem, was folgte.
    »Da mit mir der Innenminister und weitere Mitglieder meines Kabinetts ihren unverzüglichen Rücktritt erklären, habe ich den Bundespräsidenten aufgefordert, den Bundestag gemäß Artikel 63 des Grundgesetzes aufzulösen und sofortige Neuwahlen auszuschreiben.«
    Der Bundeskanzler, der in dieser Stunde bereits keiner mehr war, nahm erneut einen Schluck Wasser und vermied es, unmittelbar in die Fernsehkamera zu schauen. Es kam ihm so vor, als würden Millionen Augenpaare ihre stechenden Blicke auf ihn richten, auf ihn, der seine Wähler, ja das ganze Volk in gewisser Weise betrogen hatte.
    Auch wenn es in ihm ganz anders aussah, behielt Zander äußerlich die Fassung, wie es von einem Staatsmann erwartet wurde. Nur er wusste, dass diese Stärke nichts anderes als Fassade war. Seine Stimme wurde kraftlos und monoton, als er seine Ansprache fortsetzte.
    »Ich übernehme die volle politische Verantwortung für alle Fehlentscheidungen der letzten Monate und bitte alle Wähler, die mir das Vertrauen schenkten, um Vergebung. Und allen, die mich nicht gewählt haben, sage ich, dass Ihre Entscheidung richtig war.«
    »Wovon sprechen Sie, Herr Bundeskanzler?«, fragte ein junger Journalist, der in der zweiten Reihe saß. »Bitte nennen Sie uns den Grund Ihres Rücktritts. Unsere Leser haben ein Recht darauf, alles zu erfahren«, fügte er hinzu.
    »Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich heute noch keine Einzelheiten erläutern kann. Es wird einen Untersuchungsausschuss geben, der Sie aufklären wird, sobald der Sachverhalt vollständig geklärt ist.«
    »Geben Sie uns wenigstens einen Hinweis, um welchen Sachverhalt es sich handelt«, hakte der Journalist nach.
    »Tut mir leid, meine Damen und Herren, um die Arbeit des Untersuchungsausschusses nicht zu gefährden, habe ich mich nach Absprache mit dem Bundespräsidenten dazu entschlossen, zunächst keine Einzelheiten gegenüber der Öffentlichkeit verlauten zu lassen.«
    Ein Raunen ging durch den Saal.
    Ohne ein Wort des Abschieds beendete Helmut Zander seine Erklärung und verließ in Begleitung zweier Security-Mitarbeiter den Pressesaal, bevor ihm bohrende Fragen gestellt werden konnten, die er nicht bereit war zu beantworten.
    Die Regie der Fernsehanstalt schaltete zurück auf Lena Jansen. Das Bundeskanzleramt hinter ihr lag immer noch ruhig im Licht der anstrahlenden Scheinwerfer, als sei nichts Ungewöhnliches geschehen. Nichts deutete darauf hin, welche Dramatik sich abspielte. Aufmerksamen Passanten fiel bestenfalls das außerordentlich hohe Aufgebot an Sicherheitskräften auf sowie diverse schwarze Limousinen mit abgetönten Seitenscheiben und rotierenden Blaulichtern, die am Seiteneingang des Kanzleramts vorgefahren waren. Das Polizeiaufgebot rund um das Gebäude war mittlerweile verdreifacht worden und jeder Polizist hielt eine auf den Boden gerichtete Maschinenpistole in der Hand. Ihnen entging nichts, was sich um das Kanzleramt herum tat. Sogar die Bewachung des gegenüberliegenden Bundestagsgebäudes wurde verschärft.
    Wohl jeder ging davon aus, dass der Bundeskanzler jene Entscheidungen meinte, die Milliarden
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