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Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Titel: Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis
Autoren: Nicola Vollkommer
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Vorwort
    In meiner Kindheitsbiografie »Unter dem Flammenbaum« habe ich die abenteuerliche Geschichte meiner eigenen Eltern erzählt. Doch in der Familie meines Vaters gibt es noch jemanden, dessen Geschichte auf keinen Fall verloren gehen darf: Onkel »Jack« Sperry, Pionier und Missionar in der Arktis. Schon als Kind hörte ich fasziniert zu, wenn er von seinem Leben »am Rande der gefrorenen Welt« erzählte.
    Hier ist also seine Geschichte, die Geschichte des Bruders.
    In der Welt der Kirchenprominenz, in der mein Onkel als dritter »Bischof der Arktis« und Leiter der größten Diözese der anglikanischen Kirche weltweit wirkte, hießen er und seine Frau »the Right Reverend and Mrs John Reginald Sperry«. Für mich waren sie »Uncle Jack and Auntie Betty«. Der Lebensweg meines Vaters, Roy Sperry, der jüngere Bruder von Jack, hätte schon im Blick auf das Klima nicht kontrastreicher sein können als der seines Bruders. Während die »Sperry Family« des Älteren in der Eiseskälte unter der Mitternachtssonne fror, schwitzte die »Sperry Family« des Jüngeren in den heißen Steppen Nordnigerias, wo Roy als Geschäftsmann arbeitete. Lange Trennungen taten dem Familienzusammenhalt und der Freundschaft zwischen den beiden Brüdern wie auch zwischen deren Kindern keinen Abbruch. Heimaturlaube wurden so organisiert, dass wir uns immer wieder in der Heimatstadt der Familie Sperry, in Leicester in Mittelengland, trafen, wo »Uncle Jack« die kleine Kinderschar mit seinen Geschichten über die Eskimos in seinen Bann zog.
    Im heutigen Sprachgebrauch ist der Begriff »Eskimo« eher verpönt, ist er doch ein Fremdausdruck, der von manchen arktischen Völkern als diskriminierend abgelehnt wird. Offiziell bezeichnen sich manche Völker heute als »Inuit«. Ich habe mich aber entschlossen, die Bewohner der Arktis bewusst mit dem zum Zeitpunkt der Geschichte üblichen Begriff »Eskimo« zu bezeichnen, um die Authentizität zu wahren. Und »Eskimo« ist außerdem der einzige Begriff, der alle Völker der Arktis einschließt. Erst gegen Ende des Buchs passe ich mich semantischen und politischen Entwicklungen der sich ändernden Zeiten an.
    In seiner ursprünglichen Form ist das Wort »Inuit« ein allgemeiner Begriff für »lebendige Menschen«. Als Jack die Bibel in den Dialekt seiner Gemeindemitglieder übersetzte, verwendete er das Wort »Inuit« für »Menschenmengen«. Bei der Brotvermehrung wurden deshalb zwar 5 000 »Inuit« satt, diese saßen aber nicht nach einer harten Jagd im Robbenrevier in Karibufellen auf dem Berg.
    »Die Eskimos heißen die Eskimos«, ist Jacks trockener Kommentar zu der Kontroverse um Bezeichnungen, »genauso wie die Deutschen Deutsche heißen. Ich kenne keinen Eskimo, der ein Problem damit hat.« Die junge Generation der Kanadier hat wohl eine andere Einstellung zu dieser heiklen Frage.
    Mein Dank gilt meinem Cousin John Sperry Junior, der mit seinen Briefen seine außergewöhnliche Kindheit am Polarkreis direkt auf meinen Schreibtisch transportierte. Mein Vater Roy Sperry lieferte Details über die Kindheit der beiden Brüder im Arbeiterviertel der Großstadt Leicester und über den Kriegsalltag im England der Vierzigerjahre. Weggefährten meines Onkels wie die Reverends Geoffrey Dixon, Mike Gardener und Terry Buckle standen willig und humorvoll mit Informationen über die Kultur und Sprache der Inuit als auch über ihre Begegnungen und Zusammenarbeit mit Uncle Jack während seines Bischofsamts bereit. Meine Cousine Angela Friesen, Tochter von Jack, saß stundenlang mit einem Aufnahmegerät bei ihrem betagten Vater, inzwischen von Blindheit und einem Schlaganfall geschwächt, und bewegte ihn, seine Erinnerungen für zukünftige Generationen festzuhalten. Die vereinten Mühen all dieser lieben Menschen lieferten das Material für diese Geschichte.
    Die Briefe meines Onkels sind zum Teil nicht wörtlich zitiert, sondern aus Protokollen unserer Gespräche rekonstruiert. Ebenso wie bei den Tagebucheinträgen war ich manchmal auf seine Erinnerungen angewiesen. Viele beschriebenen Erlebnisse und Abenteuer sind aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und bündeln Ereignisse, die zu verschiedenen Zeitpunkten stattfanden. Als Hauptquelle diente mir das Buch »Igloo Dwellers were my Church« (Bayeux Arts Inc., 2001) meines Onkels sowie die Titel »Echoes from a Frozen Land« (Hurtig Publishers, 1987) von Donald B. Marsh und »Archibald the Arctic« von Archibald Lang Fleming (Hodder & Stoughton,
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