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Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar
Autoren: Charles W. Thayer
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bildete die Nachhut.
    Bis wir glücklich am Konsulat ankamen,
hatte sich ein langer Schwanz Neugieriger hinter uns gebildet — unter ihnen
mindestens drei Beamte der indischen Polizei, die fortwährend zu wissen
verlangten, wer wir seien und was wir hier wollten.
    Im Konsulat aber trafen wir einen
alten Freund, Ed Macy, den amerikanischen Konsul, der der Polizei versicherte,
wir seien ganz bestimmt nicht die Vorhut der russischen Armee. Glücklicherweise
war Ed außerdem auch noch Hundeliebhaber und versprach mir, sich der tierischen
Abteilung meines Haushaltes so lange anzunehmen, bis sich irgendeine
Beförderungsmöglichkeit in die Staaten für sie fand. Am nächsten Morgen schon
nahm ich ein Flugzeug nach London, wohin Yang mir kurz nachher per Schiff
folgte. Der in Indien zurückgebliebene Teil meiner Habe hatte Pech. Midgets
Sohn bekam wenige Wochen nach meiner Abfahrt die Staupe und starb. Die beiden
afghanischen Windhunde wurden in einen Zwinger hoch in den Bergen gebracht, wo
sie warten sollten, bis ich sie zu mir herüberkommenließ. Sie warteten ein
geschlagenes Jahr, währenddessen sie einen beträchtlichen Teil meines Gehaltes
in Form von kostspieligen indischen Delikatessen auffraßen. Dann aber gehörte
ich nach vielen Jahren wieder einmal der Armee an und war in Belgrad bei Tito
stationiert. Den Weihnachtsurlaub verbrachte ich in Bari und feierte Silvester
mit der Fünfzehnten Luftflotte. Es ging ziemlich hoch her, und ich hielt den
Augenblick für günstig, dem Kommandierenden General, Anderson, meine
Hundesorgen vorzutragen. Ich setzte ihm also auseinander, daß ich über einem
komplizierten Rechenexempel — Hasen und Hunde betreffend — brüte. Der Fall
schien ihn zu interessieren, und so fuhr ich fort, ihm zu erklären, ich sei ein
begeisterter Anhänger der guten alten Hasenhetze und hätte auch in Serbien
schon viele Hasen gefunden, doch befänden sich meine beiden afghanischen
Windhunde leider in Indien. General Anderson fand umgehend, daß eine zünftige
Hasenhetze ein prächtiger Männersport sei, und empfahl mir dringend, Hasen und
Hunde baldmöglichst zusammenzubringen. Das — seufzte ich — sei ja nun gerade
die Ursache meines traurigen Brütens. Ich hätte schon die sorgfältigsten
Kalkulationen darüber angestellt, wie viele Arbeitsstunden erforderlich sein
würden, so viele Hasen zu fangen, daß es sich lohne, sie nach Indien zu
verschiffen. Und natürlich hätte ich auch des längeren berechnet, wie viele
Arbeitsstunden es erfordere, die Hunde per Flugzeug nach Belgrad zu holen.
General Anderson prüfte die Ergebnisse meiner mathematischen Bemühungen
gründlichst und meinte zustimmend, sie sähen ganz vernünftig und glaubwürdig
aus. Offensichtlich, schloß er nach einem letzten Blick auf die Zahlenreihen,
sei es billiger, die Hunde zu transportieren als die Hasen. Und er habe eine
Menge Transportflugzeuge, die Kriegsmaterial für die Burmafront nach Karatschi
brächten und leer nach Italien zurückflögen.
    Die
Lösung lag auf der Hand.
    Innerhalb weniger Minuten waren die
notwendigen Telegramme an den Zwinger in Indien und die übrigen interessierten
Stellen abgeschickt, und ich fuhr leichten Herzens nach Belgrad zurück. Aber
ich hatte nicht mit der Familie Roosevelt — oder eigentlich nur mit Elliot
Roosevelt — gerechnet. Wenige Tage nach meiner Rückkehr bekam ich ein Telegramm
von der Fünfzehnten Luftflotte:
    »Alles aus!« lautete es. »Sie müssen
die Geschichte von Elliot Roosevelts Hund Blaze in »Stars and Stripes« lesen * .« Ich depeschierte an den Zwinger und gab den Auftrag, die
Hunde um Himmels willen auf irgendeine Art loszuwerden.
    Doch Midget erging es noch schlechter.
Fast zehn Jahre lang war sie bei mir gewesen. Sie war mit mir in Zügen,
Schiffen, Flugzeugen, Wolgabooten und Autobussen durch Europa, Asien und
Amerika gereist. Ja, sie gehörte dem Haushalt mehr und fester an als Yang, der
schließlich bloß knappe sieben Jahre in unserem Verein gewesen war. So hatte
ich Ed Macy damals gesagt, sie müsse bei der ersten sich bietenden Gelegenheit
die erste sein, die nach Amerika führe. Schon nach knappen vierzehn Tagen
erreichte mich in der Londoner Botschaft ein amtliches Telegrammformular, das
mir auf dem Dienstwege zugeleitet war. Es lautete:
    »Ihre schwarze Freundin heute
abgesegelt.«
    Darunter stand auf dem Formular, in
der Handschrift des Botschafters:
    »Hoffe, sie trägt noch einen Sarong.«
    Aber Midgets Schicksal war besiegelt.
Es hat fast ein
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