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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt
Autoren: Paula Havaste
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meinte der Kleintroll.
    »Ruhe dahinten, oder ich verwandle euch in Steine!«
    Der Kleintroll heulte auf und schlug die Hände vor das Gesicht, während der Dunkeltroll vor Schreck ganz grau wurde.
    »Hört mir gut zu: Zum Weihnachtsmann und zu Sampo geht immer nur eine Trollpatrouille. Die Aufgaben sind dieselben wie bisher: Die Kleintrolle zwicken und zwacken die Haustiere, verstreuen Asche auf dem Fußboden und verstecken kleine Haushaltsgegenstände. Die Dunkeltrolle zerschneiden die Fischnetze, verderben das Essen, machen Kleider schmutzig und werfen Holzstapel um. Die Höhlentrolle gehen nicht mehr auf den Korvatunturi, sondern üben nur noch hier.«
    Die Höhlentrolle schlackerten verblüfft mit den Ohren.
    »Was wird denn hier geübt?«
    »Hier werdet ihr das Kämpfen üben, damit ich die Leute vom Berg Korvatunturi angreifen kann. Ihr werdet meine Kampftruppe. Außerdem werbe ich neue Trolle an.«
    Der Staalo lachte boshaft. Dem Dunkeltroll, der vor ihm stand, lief es kalt den Rücken hinunter. Er erinnerte sich genau, wie er selbst angeworben worden war. Eines Nachts war er unvorsichtigerweise aus seiner Wohnhöhle geschlüpft, um die Mondsichel zu bewundern, und im nächsten Moment hatte der Staalo ihn an den Schultern gepackt und ihm mit stechendem, zaubermächtigem Bannblick in die Augen gesehen. Diesem Blick konnte ein einfacher Troll nicht widerstehen, und deshalb stand der Dunkeltroll nun hier in der düsteren Höhle im Zauberberg und musste sich die strengen Befehle des wütenden Staalo anhören. Es war sinnlos, sich in seine gemütliche, friedliche Wohnhöhle zurückzusehnen. Wen der Staalo einmal in den Fängen hatte, der konnte nicht mehr fliehen.
    Der Dunkeltroll seufzte tief. Nun würden also bald Trollverwandte kommen. Die Armen! Auf dem Zauberberg würde es ihnen schlecht ergehen.
    Viele Trolle hingen denselben Gedanken nach und seufzten leise vor sich hin, denn jeder von ihnen sehnte sich fort von dem lauten, hektischen Zauberberg. Hätten sie die Wahl gehabt, wären sie allesamt blitzschnell davongerannt und irgendwo auf einem entlegenen Fjell in eine sichere Höhle geschlüpft. Dort hätten sie den ganzen Tag lang geschlafen und wären nur gelegentlich in schönen Mondnächten ins Freie gegangen, um auf das Bellen der Füchse zu lauschen und den Duft der Winde Lapplands zu schnuppern. Stattdessen waren sie gezwungen, in den engen, schmutzigen Höhlen des Zauberbergs zu leben, wo sie tagaus, tagein herumkommandiert und bedroht wurden. Und nun stand ihnen auch noch ein Kampf bevor! Aber gegen die Bannkraft des Staalo konnten sie nichts ausrichten. Die Trolle wussten, dass ihr Wunschtraum nie in Erfüllung gehen würde. Dem Staalo musste man gehorchen.
    »Ist die Sache endlich klar?«, polterte der Staalo.
    »Alles klar«, antworteten die Trolle wie aus einem Mund.

Kapitel 5
    N achdenklich verabschiedete sich der Weihnachtsmann von Sampo und Seippu. Er freute sich, dass Sampo ihm leihweise seine Skier zur Verfügung stellte. In der klaren, milden Mondnacht war es angenehmer, eine Loipe zu ziehen, als zu Fuß durch den weichen Schnee zu waten. Der silberne Mond warf fahles Licht auf die Erde, und im gleichmäßigen Rhythmus des Skilaufs ordneten sich die Gedanken wie von selbst. Der Fuß schob den Holzski über den Schnee, der Arm stieß den Skistock nach hinten, und die Skier bewegten sich in rhythmischem Wechsel.
    Die Skier glitten so leicht über den Schnee, dass der Weihnachtsmann beschloss, vor der Heimkehr noch einen Abstecher auf den Gipfel des Korvatunturi zu machen. Doch der Anstieg war mühsamer, als er gedacht hatte. Die Skier rutschten immer wieder nach hinten weg. Deshalb schnallte er sie kurz vor der steilsten Strecke ab, schulterte sie und stieg das letzte Stück zu Fuß hinauf. Als er außer Atem den Gipfel erreichte, bemerkte er ein seltsames Häuflein auf der eisigen Erde. Es war schwarzgrau und teilweise von Schnee bedeckt. Verkrampfte Krallen und ein schwarzer Schnabel ragten aus dem Schnee. Es war ein Vogel, der da bewusstlos in der Kälte lag.
    Der Weihnachtsmann hob ihn vorsichtig auf, wärmte ihn zwischen den Händen und strich ihm die Flügel und die Schwanzfedern glatt. Das Tier zitterte und seufzte, schlug die Augen auf und piepste leise.
    »Trolle! Keine Trolle mehr, bitte nicht. Ich friere, ich kann nicht mehr. Hilf mir!«
    Dann wurde die Krähe wieder ohnmächtig. Nun war Eile geboten! Der Vogel musste schnellstens ins Warme.
    Der Weihnachtsmann schob den Vogel in
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