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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt
Autoren: Paula Havaste
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Schnabel verkostete.
    »Mmh, ein guter Jahrgang. Vollmundig, süffig und reich im Geschmack, rauchiges Bouquet. Und dieses ist saftig und angenehm würzig, mit überraschend viel Nachgeschmack.«
    Nachdem die Meise alle fünfzehn Körner verspeist hatte, begannen ihr die Augen zuzufallen.
    »Danke, Weihnachtsmann, jetzt bin ich satt. Ich werde mich wohl unter die Traufe setzen und ein Nickerchen machen.«
    Mit kugelrundem Bäuchlein flatterte sie in ihre neue Behausung, legte einen Flügel über den Kopf und schlief zufrieden ein.
    Der Weihnachtsmann schmunzelte und blickte sich auf seinem Anwesen um. Was er sah, gefiel ihm: eine neue Hütte mit einem hübschen Fenster und einem Schornstein, ein guter Speicher mit einer Getreidekiste, ein zweiter Speicher gleich daneben und eine alte Sauna am Ufer. Hier ließ es sich gut ausruhen.
    Und Ruhe brauchte er, denn Weihnachten lag erst einige Wochen zurück. Die zaubermächtige Weihnachtsnacht raubte ihm immer für lange Zeit die Kraft, doch die Erschöpfung wurde tausendfach aufgewogen durch das Gefühl, das ihn überwältigte, wenn der Zauber durch seine Adern rauschte. Dieser Zauber eroberte ihn nur einmal im Jahr, immer nur für eine Nacht. Den Rest des Jahres verbrachte er damit, auf die nächste magische Nacht zu warten.
    Der Weihnachtsmann seufzte. Er musste noch lange warten. Da war es besser, im Heute zu leben und zu genießen, was ihn umgab.
    Es versprach ein schöner Tag zu werden. Der nasse Schnee, der in der Nacht gefallen war, bedeckte die Bäume und Büsche mit einer dicken schweren Schicht, die im winterlichen Licht der aufgehenden Sonne schimmerte. Da der Schnee bereits kniehoch lag, hätte der Weihnachtsmann sich die langen Holzskier an die Schuhe binden können. Auf Skiern war es leicht, von Fjell zu Fjell zu gleiten, und über die Eisdecke auf Bächen und Seen gelangte man auch mühelos in die Wälder und Moore. Andererseits lag noch so wenig Schnee, dass man nicht unbedingt Skier brauchte. Bald würde die Schneedecke höher werden, und dann hatte man lange genug Gelegenheit zum Skilaufen. Deshalb beschloss der Weihnachtsmann, noch einmal zu Fuß loszuziehen.
    Der Schnee war so frisch, dass die Tiere des Waldes noch keine Spuren hinterlassen hatten. Der Weihnachtsmann stapfte aus purem Vergnügen kreuz und quer durch den Wald und hinterließ dabei lustige runde Fußabdrücke. Er ging über einen gefrorenen Sumpf auf den Fjell zu. Unterwegs grüßte er zwei in der Ferne vorbeilaufende Waldrene, reichte einem Buntspecht den Fichtenzapfen, der ihm aus dem Schnabel gerutscht war, und schlichtete den Streit der Birkhähne, die sich im Kiefernwald zankten. Nachdem er den Sumpf überquert hatte, wollte er sich zu einer kurzen Rast unter eine kleine Kiefer setzen. Er streifte die Fäustlinge ab, legte sie als wärmende Sitzunterlage im Schnee zurecht und zog die Ärmel über die Finger. Dann setzte er sich hin, schloss die Augen, lehnte sich an den Baum und genoss den sanften Frostwind, der ihm über das Gesicht strich.
    Plötzlich klatschte ihm ein Klumpen Schnee aufs Gesicht, der ihm am Hals entlang geradewegs in den Pullover rutschte. Der Weihnachtsmann schrie auf.
    Auf einem Ast direkt über ihm kicherte ein Unglückshäher so heftig, dass das weiße Büschel oberhalb seines Schnabels zitterte. Dann flog er zur nächsten Kiefer, sauste zwischen den verschneiten Ästen hin und her und pickte mit seinem spitzen Schnabel zwischen den Kiefernnadeln allerlei Delikatessen auf. Der Weihnachtsmann wischte sich den Schnee vom Gesicht.
    »He, Unglückshäher, du hast mir gerade ein Schneebad verpasst. Hättest du wohl Zeit, mir zu erzählen, was es Neues gibt?«
    Der Vogel hielt inne und schluckte die Leckerbissen hinunter, die er im Schnabel gesammelt hatte.
    »Na ja, das lässt sich einrichten. Du hast dich lange nicht im Wald blicken lassen, weil du so eifrig gebaut hast. Ist dein Haus jetzt fertig?«
    »Letzte Nacht habe ich zum ersten Mal darin geschlafen. Es war aber auch eine Mordsarbeit. Zuerst habe ich im Sommer die Rundbalken hingeschleppt und an beiden Enden Kerben eingeschnitten. Als ich sie dann in die Einschnitte eingepasst habe, wurde aus den Balken eine dichte Wand. Die Ritzen habe ich dann noch mit Moos zugestopft und das Dach mit einer dicken Schicht von Platten aus Birkenrinde abgedeckt, damit das Haus dicht und warm wird.«
    »Dort wohnt es sich bestimmt gut. Ich habe auch eine Neuigkeit: Du hast wohl schon von Sampo Lappalainen gehört?«
    »Du
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