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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt
Autoren: Paula Havaste
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und sehnte sich nach ihr.
    Das Zauber-Ren hatte ihm ganz allein gehört, aber jetzt war es fort. Hier saß er nun in seiner Höhle, nur von Trollen umgeben, lauschte auf ihr Getuschel und beobachtete, wie sie in ihren Ecken hockten. Der Staalo brachte für nichts mehr Interesse auf, weder für die Zeichnungen, die die Höhlentrolle in die Felswände ritzten, noch für die Feuertänze der Dunkeltrolle. Was war das alles im Vergleich zu den wilden Ausfahrten mit dem Zauber-Ren?
    Nur eines machte dem Staalo noch Spaß: die Kleintrolle auszuschicken, damit sie ihren Schabernack trieben. Gleichzeitig erfuhr er dabei auch, was bei Sampo Lappalainen und beim Weihnachtsmann auf dem Korvatunturi vor sich ging.
    »Staalo, die Patrouille der grauohrigen Kleintrolle ist auf dem Heimweg!«
    Der Dunsttroll, der den Höhleneingang bewachte, hatte mit seinen scharfen Augen die durch den Schnee wuselnde Trollschar gesehen, die sich dem Zauberberg näherte.
    Der Staalo erwachte aus seiner Trübsal und stand auf. Tatsächlich wirbelte schon bald unter meckerndem Lachen ein halbes Dutzend grauohrige Trolle herein. Sie klopften sich den Schnee ab und rannten geradewegs zum Staalo.
    »Guck mal, Staalo, wie viele Haare wir Sampos Hund ausgerissen haben. Der hat uns wütend angekläfft, aber wir sind ihm entwischt.«
    »Der Hund ist mir egal. Nun sagt schon, was es bei Sampo Neues gibt. Habt ihr das Zauber-Ren gesehen?«
    »Nein, das läuft immer noch allein über die Fjells. Aber Sampo hat Besuch.«
    »Von wem?«
    »Vom Weihnachtsmann natürlich. Sie gingen gerade in die Sauna, als wir uns auf den Rückweg machten. Es sah so aus, als wären sie Freunde geworden.«
    Soso, Sampo Lappalainen und der Weihnachtsmann schließen Freundschaft, überlegte der Staalo. Er scheuchte die Kleintrolle mit einer Handbewegung fort und schnippte mit den Fingern nach den Höhlentrollen.
    »Geht alle in die Seitenhöhle, und gebt den Grauohren etwas zu essen. Ich will allein sein und nachdenken.«
    Und so saß der Staalo die ganze Nacht lang auf seiner kalten Felsplatte und überlegte, wie er sich am Weihnachtsmann und an Sampo rächen könnte. Er brummte, lief vor seiner Felsplatte hin und her, zeichnete etwas auf den Boden und hob schließlich die geballten Fäuste zu dem am Himmel flammenden Polarlicht.
    »Sobald ich meine Kräfte und meine Leute gesammelt habe, raube ich dem Weihnachtsmann seine Macht und räche mich an allen!«

Kapitel 3
    S eippu leckte vorsichtig an der Nase des Weihnachtsmannes. Der Weihnachtsmann nieste und setzte sich auf. Zuerst war er ganz verwirrt, denn ihn hatte die ganze Nacht lang ein Albtraum geplagt. Darin kam ein großes, furchterregendes Wesen vor, das von Hass und Rachsucht erfüllt war, und bei ihm am Lagerfeuer waren viele boshaft lachende und auf Schabernack sinnende Trolle.
    Nur gut, dass er aus diesem Albtraum erwacht war. Der Weihnachtsmann rieb sich die Augen und sah sich um. Ein Blick durch das Fenster verriet ihm, dass draußen herrlich strenger Frost herrschte: Der Schnee war weiß wie eine Schönwetterwolke. Sampo, der gerade Brot auf den Tisch stellte, sah nachdenklich aus.
    »Gut, dass du wach bist, Weihnachtsmann. Meine Trommel hat mir gestern Nacht seltsame Dinge prophezeit. Der Staalo wird immer stärker, und das macht mir Angst. Aber die zweite Weissagung ist noch verwirrender. Die Trommel hat das Zauber-Ren immer wieder mit dir in Verbindung gebracht. Schau mal, hier habe ich silberne und kupferne Reifen, die lege ich auf das Trommelfell. Wenn ich dann die Trommel schlage, gleiten die Ringe auf die Figuren, die ich auf das Trommelfell gezeichnet habe, und sagen so die Zukunft voraus.«
    Der Weihnachtsmann schaute genau hin, als Sampo die Trommel schlug. Er hörte ein sanftes Pochen und dann ein helles Klirren, als der Kupferreifen auf das Bild des Rentiers hüpfte, während der Silberreifen sich auf das Bild des Weihnachtsmannes legte, das Sampo am Abend gezeichnet hatte.
    Sampo schlug erneut auf die Trommel. Diesmal tauschten die Reifen die Plätze, sodass sie wieder den Weihnachtsmann und das Ren miteinander verbanden.
    »Siehst du? Schon wieder dieselbe Prophezeiung.«
    »Wirklich merkwürdig! Vielleicht sollte ich deinem Zauber-Ren wenigstens guten Tag sagen, wenn sogar deine Trommel von ihm spricht.«
    »Wir gehen gleich hin. Aber vorher muss ich dich warnen: Es ist wild und stark, und ich verstehe seine Sprache noch nicht. Es hat spitze, golden glänzende Hörner, ein silbern schimmerndes Fell und
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