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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt
Autoren: Paula Havaste
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das Zauber-Ren wanderten den ganzen Tag Seite an Seite durch den Wald. Wenn sie rasten mussten, legte sich das Rentier in den Schnee und erlaubte dem Weihnachtsmann, sich in seinem flauschigen Nackenfell die Finger zu wärmen. Sie sprachen viel. Der Weihnachtsmann berichtete von der Aufgabe, die er in der Weihnachtsnacht erfüllte, das Zauber-Ren erzählte von seiner wundersamen Fähigkeit, in einer Nacht des Jahres fliegen zu können. Sie schmiedeten Pläne miteinander und schlossen ein Bündnis, in dem sie beide ebenbürtige Partner waren.
    Nach der langen Wanderung trennten sie sich. Als der Weihnachtsmann in Sampos Stube kam, war er so in Gedanken, dass er die Hechtsuppe auf dem Tisch kaum wahrnahm. Wortlos aß er, was Sampo ihm vorsetzte, verbeugte sich zum Dank und erklärte dann, er wolle sich nun auf den Heimweg machen. Sampo verstand, dass der Weihnachtsmann in aller Ruhe über sein Erlebnis nachdenken wollte. Natürlich brannte er darauf zu erfahren, worum es bei dem Gespräch mit dem Zauber-Ren gegangen war. Doch er zügelte seine Neugier. Irgendwann würde er es erfahren.

Kapitel 4
    D ie Höhlentrolle, die Kleintrolle und die Dunkeltrolle standen unruhig in Reih und Glied. Über jede Reihe wachte ein weißer Dunsttroll. Auch diese Aufpasser krümmten sich vor Angst, als der Staalo durch die Höhle stapfte und die Reihen inspizierte. Ab und zu blieb er stehen und betrachtete irgendeinen Troll genauer, wandte sich dann ruckartig ab und sah sich grimmig um. Unter seinem Blick erschauerte selbst der stärkste Höhlentroll. Die Reihen der massigen Dunkeltrolle schienen zu schrumpfen, als der Staalo sie streng musterte, und einige Kleintrolle wimmerten verängstigt.
    »Was passiert jetzt?«, flüsterte ein Dunkeltroll dem Höhlentroll in der nächsten Reihe zu.
    »Ich glaube, wir warten noch auf die letzte Trollpatrouille. Dann stehen wir alle gleichzeitig vor dem Staalo. Aber still jetzt. Wenn der Staalo so schlecht gelaunt ist, lässt man sich besser nicht beim Flüstern erwischen.«
    Die beiden Trolle nickten sich verstohlen zu und gaben sich alle Mühe, Haltung anzunehmen.
    Die Inspektion dauerte lange. Einige Trolle traten bereits müde von einem Fuß auf den anderen, und die Kleintrolle seufzten heimlich.
    »Staalo! Jetzt sehe ich die Trollpatrouille endlich kommen!«, rief der wachhabende Dunsttroll am Höhleneingang.
    Bald stürmte ein halbes Dutzend flinke Trolle herein.
    »Was hat euch so lange aufgehalten? Ich hatte euch doch befohlen, sofort zurückzukehren!«, polterte der Staalo.
    »Wir sind so schnell gekommen, wie wir nur konnten. Wir haben uns nicht einmal damit aufgehalten, den hässlichen grauen Vogel, der halb tot auf dem Korvatunturi lag, ordentlich zu piesacken. Bloß ein paar Federn haben wir ihm ausgerupft und ihn in die Krallen gezwickt, dann haben wir ihn in der Kälte liegen gelassen.«
    Der Staalo brummte leise und stellte sich dann auf seine Felsplatte. Alle Trolle drehten die Ohren zu ihm hin und hörten aufmerksam zu.
    »Heute beginnt eine neue Epoche in der Geschichte des Zauberbergs. Ab heute bereiten wir uns auf den großen Kampf vor, der diesen Berg in alle Ewigkeit zum wichtigsten Ort Lapplands machen wird, zum harten Mittelpunkt und zum kalten, gnadenlosen Herzen des Landes.«
    »Was hat er gesagt? Ich habe nichts kapiert«, erkundigte sich einer der büschelohrigen Kleintrolle bei seinem Nachbarn.
    »Pst! Wir fragen nachher die Größeren. Tu einfach so, als ob du es verstehst.«
    Der Staalo blickte streng zu den Kleintrollen hinüber, die vor lauter Angst die Ohren einklappten. Dann wandte er sich an die größeren Höhlen- und Dunkeltrolle.
    »Ihr, meine Trolle, werdet meine tapferen Krieger. Ich weiß, dass ein weiter Weg vor uns liegt. Wir müssen hart und unermüdlich üben. Alle anderen Aufgaben sind jetzt zweitrangig, nur der bevorstehende große Kampf zählt. Bisher habe ich Trollpatrouillen durch ganz Lappland geschickt, um Schabernack zu treiben und den Menschen Ärger und Verdruss zu bereiten. Von nun an wird nur eine minimale Anzahl von Patrouillen zu Präzisionsschlägen gegen Sampo Lappalainen und den Weihnachtsmann entsandt.«
    »Ich verstehe schon wieder nichts«, seufzte ein Kleintroll und rollte die Augen.
    »Er meint, dass wir von jetzt an nur bei Sampo und beim Weihnachtsmann Schaden anrichten und ansonsten hier das Kämpfen üben«, erklärte ihm der Dunkeltroll, der neben ihm stand, bereitwillig.
    »Ach so! Warum hat er das nicht gleich gesagt!«,
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