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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt
Autoren: Paula Havaste
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seine Jacke, schnallte die Skier an und sauste in rasender Fahrt den Berg hinunter bis zu seinem Haus.
    »Pju! Was hast du in deiner Jacke?«, fragte Kyksi wippend.
    »Guck mal, diesen Vogel habe ich bewusstlos auf dem Berg gefunden. Wahrscheinlich in letzter Minute, denn er war ganz kalt.«
    »Oje, der sieht aber krank aus.«
    »Es ist eine Krähe, noch ganz jung. Sie muss weit geflogen sein, denn so hoch oben im Norden habe ich noch nie Krähen gesehen«, sagte der Weihnachtsmann und strich dem Vogel liebevoll über das Gefieder. »Ruh dich nur aus, Krähenjunge. Jetzt bist du in Sicherheit, ruh dich aus und wärm dich auf. Du kannst so lange bei mir bleiben wie nötig.«
    Der Krähenjunge war zu erschöpft, um die Augen aufzuschlagen, doch er hörte die freundlichen Worte des Weihnachtsmannes und seufzte glücklich. Hier würde er gerne bleiben, für immer.
    Die ganze Nacht lang wachte der Weihnachtsmann über den unruhigen Schlaf des Krähenjungen. Das arme Kerlchen schreckte immer wieder wimmernd hoch und war nur durch zärtliches Streicheln zu beruhigen. Am Morgen fütterte der Weihnachtsmann die Krähe vorsichtig mit lauwarmem Brei, und danach sank sie endlich in einen ruhigen, heilenden Schlaf. Nun wusste der Weihnachtsmann, dass sie überleben würde, und ging vor die Tür, um frische Luft zu schnappen.
    Sofort hüpfte Kyksi auf seine Schulter.
    »Ist die Krähe schon wach?«
    »Noch nicht, aber mach dir keine Sorgen, sie wird wieder gesund.«
    »Und ich? Wenn ich nicht bald meine Körner bekomme, geht es mir so schlecht wie der Krähe.«
    Lachend zerdrückte der Weihnachtsmann Kyksis Körner, und als die kleine Sumpfmeise ihr Futter verspeiste, legte sich Frieden über das Haus am Korvatunturi.
    Nachdem sie alles aufgefressen hatte, setzte sich die kleine Meise auf das Knie des Weihnachtsmannes, um ihr Gefieder zu putzen, und kicherte, als der Weihnachtsmann sie vorsichtig kraulte.
    »Das kitzelt! Ein bisschen weiter links, am Flügelansatz, ja, genau da.«
    Es dämmerte bereits, und die Frostwolken verstrahlten fahles Licht, als aus dem Haus eine vorsichtige Stimme zu hören war.
    »Kraak! Wo bin ich? Ist hier jemand, oder habe ich den dicken Mann mit Bart nur im Traum gesehen?«
    Der Weihnachtsmann und Kyksi eilten hinein. Der Krähenjunge aalte sich auf seinem Lager aus Bartflechte. Seine kleinen pechschwarzen Augen waren klar, und er sah den Weihnachtsmann neugierig an.
    »An dich erinnere ich mich! Du hast mich da oben auf dem Berg gerettet.«
    »Grüß dich, Krähenjunge. Fein, dass es dir schon besser geht. Ich bin der Weihnachtsmann, und wir sind in meiner Hütte am Fuß des Korvatunturi. Ob du wohl schon aufstehen kannst?«
    Der Krähenjunge hüpfte auf den Rand des Körbchens aus Birkenrinde, das ihm als Bett gedient hatte, und breitete vorsichtig die Flügel aus.
    »Es scheint alles in Ordnung zu sein. Danke, dass du mich gepflegt hast, Weihnachtsmann. Jetzt hätte ich Lust auf ein bisschen Kraulen, danach möchte ich mir die Flügel vertreten und mich umschauen.«
    Folgsam kraulte der Weihnachtsmann die zufrieden piepsende Krähe am Nacken und am Flügelansatz. Kaum war er damit fertig, da nahm Kyksi allen Mut zusammen und hüpfte auf den Stubenboden.
    »Pju! Fein, dass noch ein zweiter Vogel zum Korvatunturi gekommen ist, noch dazu so ein prächtiger schwarzgrauer. Könntest du nicht mein großer Bruder sein? Ich habe nie einen gehabt.«
    Der Krähenjunge legte den Kopf schräg und musterte die Sumpfmeise. Sie war klein und zerzaust, aber ihre Augen hatten einen lustigen Glanz, und ihr Getschilpe klang fröhlich.
    »Wer bist du denn?«, fragte die Krähe.
    »Du kannst mich Kyksi nennen. Ich bin zum Weihnachtsmann gezogen, weil ich große Heldentaten vollbringen will.«
    Der Weihnachtsmann schmunzelte, aber die Krähe machte vor Bewunderung große Augen.
    »Na, dann will ich gern dein großer Bruder sein. Toll, wenn ich allen sagen kann, dass der Held da mein kleiner Bruder ist.«
    »Das geht aber nicht«, sagte Kyksi verdrießlich.
    »Wieso denn nicht, Kyksi?«, versuchte der Weihnachtsmann zu vermitteln. »Der Krähenjunge hat doch schon versprochen, dein großer Bruder zu sein.«
    »Das kann er gern, aber ich kann nicht sein kleiner Bruder sein.«
    Der Weihnachtsmann wunderte sich. Was war das denn für ein Rätsel?
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ein Mädchen bin!«
    »Kraak, das ist kein Problem. Dann bist du eben meine heldenhafte kleine Schwester.«
    Und so wurden Kyksi und der Krähenjunge
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