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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben
Autoren: A Bracken
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»Warum fällt es dir so schwer zu verstehen, dass Macht ein Segen
ist? Warum lässt du dir einreden, du müsstest dich deswegen schämen?«
    Mit verstörender Sanftheit fuhr er mit dem Finger meinen Arm bis zum Handgelenk entlang. Seine Augen blitzten auf, und ich fühlte, wie er das zarte Metall berührte.
    »Nimm es ab«, forderte ich ihn heraus. »Ich kann meine Magie auch so kontrollieren.«
    Dorwans Griff um mein Handgelenk verstärkte sich, bis der Schmerz kaum noch auszuhalten war.
    »Ich soll es abnehmen und dir damit die Möglichkeit geben, deine Magie gegen mich einzusetzen? Netter Versuch.«
    Unerwartet und tief fuhr sein Dolch in meinen Arm, vom Ellbogen bis zur Hand hinunter. Ich wollte einen Schmerzensschrei ausstoßen, aber Dorwan hielt mir den Mund zu.
    »Du willst wissen, warum ich den König nicht gerettet habe?«, fragte Dorwan. »Mir ist aufgegangen, dass es keine Rolle spielt, ob sie uns angreifen oder nicht, sobald ich deine Macht habe. Ich habe es satt, darauf zu warten, dass sich die Dinge fügen. Mit deinem Blut werde ich problemlos imstande sein, dieses Königreich zu zerstören.«
    Er zog eine kleine Flasche hervor, schraubte sorgsam den Deckel ab und hielt sie unter den Dolch. Für kurze Zeit war er still. Dann hielt er mir einen seiner blutbeschmierten Handschuhe vor die Augen und leckte den Daumen ab. »Rot, die Farbe des Lebens, der Leidenschaft. Sie steht dir so gut.«
    Wieder schnitt Dorwan in meinen Arm, diesmal noch tiefer. Warm sickerte das Blut meinen Arm hinab und sammelte sich an der Flaschenöffnung.
    »Du wirst nicht gewinnen«, stieß ich durch meine zusammengebissenen Zähne hervor.
    »Aber das habe ich doch schon, Sydelle«, sagte Dorwan sanft. »Jeder, der noch über uns steht, wird unterworfen und
ver – ahh!« Ein dumpfes Krachen schnitt ihm unerwartet das Wort ab.
    Hinter ihm stand die Königin, mit einem Schürhaken in der Hand. Die Spitze war durch die Wucht ihres Schlags abgebrochen und neben meinem Gesicht gelandet. Ihre Schultern bebten, und sie atmete schwer.
    »Was für ein abscheulicher, abstoßender Kerl!«, rief sie, die Metallstange immer noch in den Händen, als wollte sie noch einmal zuschlagen. »Habe ich ihn getötet?«
    Ich kroch näher auf Dorwans reglose Gestalt zu und musste zu meiner Enttäuschung feststellen, dass er noch atmete. Ich schüttelte den Kopf, und sie seufzte schwer.
    Bevor wir irgendetwas tun konnten, wurde die Tür von einer Feuerwolke aufgesprengt. Ich musste den Blick abwenden, um meine Augen vor Helligkeit und Hitze zu schützen.
    »Kleines!« Aus der schwarzen Rauchwolke tauchte Owain auf, in der Hand ein Schwert. Er hustete und versuchte, mit der Hand den Rauch zu vertreiben.
    »Wir sind hier!«, rief ich, und er kam auf uns zugelaufen.
    Während Owain sich neben mich kniete, stürmten mindestens zwei Dutzend Zauberer in den Raum. Er zog seine Lederhandschuhe aus, um sie gegen meine Wunde zu pressen, konnte damit aber nicht viel gegen das hervorquellende Blut ausrichten.
    Ich bin in einem Zimmer voller Zauberer , dachte ich, und nicht einer von ihnen hat auch nur in meine Richtung gesehen . Norths Armband war wirklich ein Geschenk.
    »Was steht ihr da herum wie gaffende Dummköpfe?«, rief die Königin. »Nehmt diesen Mann und werft ihn in den Kerker! Wenn er noch am Leben ist, achtet darauf, dass er ständig von mindestens zehn Mann bewacht wird. Habt ihr vor Schreck den Verstand verloren, oder ist es Dummheit? Und
holt um Himmels willen die Heiler! Wenn das Mädchen oder eine meiner Wachen verblutet, mache ich euch persönlich dafür verantwortlich!«
    Vielleicht war es die Erschöpfung oder der Blutverlust, aber ich musste lachen. Königin Eglantine wandte sich an Owain und mich.
    »Wer hat eigentlich behauptet, diese Zauberer wären unbesiegbar? «, fragte sie.
    »Ihr habt kurzen Prozess mit ihm gemacht«, stellte Owain anerkennend fest. »Habt ihm eins über die Mütze gezogen. Gutes Mädchen.«
    Ich sah zu, wie der ohnmächtige Dorwan gefesselt und geknebelt aus dem Zimmer getragen wurde, und zum ersten Mal seit Wochen fühlte ich mich sicher.
    Kurze Zeit später erschien eine kleine Gruppe von Heilern an der Tür. Die meisten kümmerten sich um die von Dorwan angegriffenen Zauberer, bis auf einen älteren Herrn, der geradewegs auf die Königin zukam.
    » Sie blutet, nicht ich!«, seufzte Königin Eglantine. »Also wirklich!«
    Der Heiler machte sich sofort an die Arbeit und fing an, meine Wunden zu säubern, so gut er
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