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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben
Autoren: A Bracken
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Owain immer auf andere zu haben.
    »Wollte die Königliche Hofzauberin die Stadt nicht abriegeln lassen?«, fragte ich.
    Während wir uns langsam zum Palast hinaufarbeiteten, blieben wir immer wieder zwischen einer langen Reihe von Straßenverkäufern und deren Kunden stecken.
    »Die Königin hat es ihr nicht gestattet«, erklärte Owain. »So langsam fängt das Mädchen an, mir zu gefallen. Sie hat mehr Mumm als ich dachte.«
    Mir war nicht bewusst gewesen, wie spät es schon war. Als wir schließlich die Marmortreppe des Palastes erreichten, war es Nacht geworden, und weit und breit war niemand mehr zu sehen.
    »Wohin gehen wir?«, fragte ich.
    »Zu unseren Zimmern natürlich«, antwortete Owain. »Unser
Junge hat mir strikte Anweisungen gegeben: Lass auf keinen Fall jemanden rein in ihr Zimmer oder raus, bis ich wieder da bin .«
    Ich stöhnte auf. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Und ob es das ist, Kleines«, sagte er. »Solange ich aufpasse, kommt nicht mal die Königin durch.«
    Aber als wir den letzten Gang erreichten, stellte sich heraus, dass die Königin ihm einen Schritt voraus war. Ihr violettes Kleid verschmolz mit der Dunkelheit, und das gedämpfte Licht spiegelte sich auf ihrem goldenen Haar. Schweigend beobachteten Owain und ich, wie sie die Hand hob und zweimal an meine Zimmertür klopfte.
    »Können wir Euch irgendwie behilflich sein, Euer Majestät? «, rief Owain, und in seiner Stimme war nicht der kleinste Anflug von Freundlichkeit zu hören. Ich musste ihn zur Seite schieben, um die Reaktion der Königin sehen zu können.
    Erschrocken drehte sie sich zu uns um.
    »Oh! Ja, also … Es ist … Ich brauche …« Ihre Hände waren so ineinander verkrampft, dass sie schon ganz rot geworden waren.
    »Wo sind Ihre Hofdamen?«, fragte Owain und sah sich um. »Ist alles in Ordnung?«
    Ich konnte beobachten, wie sich ihre Lippen aufeinanderpressten, bis nur noch eine dünne, weiße Linie zu sehen war. Nervös strich sie sich mit einer Hand die Haare glatt. Da wusste ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Königin, die ich getroffen hatte, war so selbstbewusst gewesen.
    »Wolltet Ihr mich sprechen?«, fragte ich.
    »Ja, in meinen Gemächern«, antwortete sie mit angespannter Stimme. »Es geht um eine außerordentlich wichtige Angelegenheit.«
    Königin Eglantine bedeutete uns, ihr zu ihrem Flügel des
Palastes zu folgen. Eigentlich hätten ihre Worte schon gereicht, um meine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen, doch dann bemerkte ich einen großen dunklen Käfer auf ihrem Rock und wusste, wer uns in ihren Gemächern erwarten würde.
    Ich packte Owain am Arm, zog ihn zu mir herunter und flüsterte ein einziges Wort in sein Ohr. »Dorwan.«
    Mit gerunzelter Stirn richtete er sich wieder auf. Dorwan benutzte den Käfer, um die Königin zu verfolgen, das wusste ich. Er wollte sichergehen, dass sie nicht entwischen und die anderen Zauberer warnen konnte.
    Die blauen Augen weit aufgerissen, warf die Königin einen Blick über die Schulter. Ich wusste nicht genau, ob sie mich gehört hatte, doch dann sah ich, wie ihr Mund die Worte Bitte, helft mir! formten.
    Der Palastflügel der Königin war unnatürlich still. Beim letzten Mal, als ich die Gänge entlanggegangen war, hatten Kerzen gebrannt, Bedienstete waren geschäftig hin und her geeilt, und Wachen hatten die Tür gesichert. Wir kamen an Büsten früherer Könige vorbei, vom Wachs der tropfenden Kerzen bedeckt, und ihre leeren Augen verfolgten uns den langen Flur entlang. Alles war regungslos und still, aber ich konnte fühlen, wie Dorwans kalte Aura nach mir griff und auf meiner Haut anfing zu prickeln. Ich erschauderte.
    »Du musst die Zauberergarde holen«, flüsterte ich Owain zu. »Bring so viele Zauberer mit, wie du kannst.«
    Mit finsterem Blick schüttelte Owain den Kopf. »Willst du damit sagen, dass ich dich nicht selbst beschützen kann?«
    »Ich will sagen, dass ich das nicht will«, erwiderte ich. »Er ist ein dreckiger Betrüger. North hat den Kampf gegen ihn kaum lebend überstanden. Bitte, hol die Garde und komm zurück, so schnell du kannst.«

    Er seufzte. »Verstehe. Aber ich komme sofort zurück, verstanden? Unternimm nichts, wobei du verletzt werden könntest, ja? Sonst werde ich mir das nie verzeihen.« Dann wandte er sich um und verschmolz mit den Schatten.
    Die blasse, zitternde Königin wartete an ihrer Zimmertür auf mich. Ich trat neben sie und schob meinen Arm unter ihren.
    »Worüber wolltet Ihr mit mir sprechen?«,
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