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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben
Autoren: A Bracken
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konnte. »Die werde ich nähen müssen«, sagte er und betrachtete mich durch seine Brille. »Das wird ziemlich wehtun.«
    Ich muss wohl das Gesicht verzogen haben, denn auf einmal schlug sich Owain auf den Schenkel und sagte: »Kleines, habe ich dir schon mal die Geschichte von Vestas wunderbarer Geburt erzählt? Es hat alles an einem regnerischen Herbsttag vor mehreren Jahren angefangen …«
    Es reichte, um mich von den Nadelstichen abzulenken, aber ich war mir nicht sicher, welches das kleinere Übel war.
    »… und es war, als wäre ich wieder zu Hause, Kleines,
so ein wundervoller Augenblick.« Er und der Heiler waren gleichzeitig fertig.
    Königin Eglantine war mittlerweile in eine Unterhaltung mit zwei Zauberern vertieft, sah aber kurz in meine Richtung.
    »Sydelle«, sagte sie und kam zu mir. Wie Schoßhunde liefen die beiden Zauberer hinter ihr her. »Es würde mich interessieren, ob das der Zauberer war, der auch in den Tod des Königs von Auster verwickelt war.«
    »Beide Könige«, sagte ich. »Er war derjenige, der Euren Mann ermordet hat, und er war mit mir in Auster.«
    »Ein Königsmörder«, sagte die Königin. »Ich glaube, es gibt keine Strafe, die diesem Verbrechen gerecht wird.«
    Die Idee kam mir so plötzlich, dass ich mich abrupt aufsetzte. »Mir würde da etwas einfallen, auch wenn Euch das die Gelegenheit nehmen würde, ihn selbst zu bestrafen.«
    »Ich verstehe nicht recht«, antwortete sie.
    »Schreibt der Königlichen Hofzauberin, nein, schreibt ihrem Sohn«, sagte ich. Der Heiler war gerade damit fertig geworden, meinen Arm zu verbinden. »Teilt ihnen mit, dass Ihr den Mann gefasst habt, der für den Tod des Königs von Auster verantwortlich ist, und dass sie ihn so bestrafen können, wie sie es für richtig halten. Tauscht ihn gegen den Frieden zwischen unseren Königreichen ein. Das ist genau die richtige Vergeltung für Dorwan.«
    Königin Eglantine schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Mir gefällt Ihre Art zu denken.«
    Als sie die Nachricht verfasst hatte, winkte sie einen der Zauberer zu sich heran.
    »Nein«, sagte ich schnell. »Königin Eglantine, Ihr werdet keinen besseren Boten finden als diesen Mann hier.«
    Owain sprang auf. »Kleines …«

    »Es ist die Wahrheit«, sagte ich. »Lasst ihn den Brief wenigstens bis zum Hafen bringen. Habt Ihr schon von seinem Pferd gehört, Vesta? Es gibt weit und breit kein schnelleres Mädchen als sie.«
    Die Königin lächelte und schien mich zu verstehen. »Ich brauche schon lange einen neuen Boten. Sind Sie jemand, auf den ich mich verlassen kann, Sir?«
    »Eure Majestät«, sagte Owain und verbeugte sich unbeholfen. »Es gibt keinen Mann und kein Pferd, der Euch so treu und voller Stolz dienen wird wie ich.«
    »Dann sind Sie der Richtige«, sagte Königin Eglantine. »Ich möchte, dass Sie den Brief persönlich nach Auster bringen und dafür sorgen, dass er sicher in die Hände von Wayland North gelangt, nicht in die der Königlichen Hofzauberin. Wenn sie gegen dieses Vorgehen Einspruch erhebt, erinnern Sie sie daran, wem sie unterstellt ist.«
    Owains Lächeln verblasste. »Aber ich habe versprochen, auf die Kleine hier aufzupassen. Dieses Versprechen kann ich nicht einfach brechen.«
    Er hatte mir schützend die Hand auf den Kopf gelegt, und die Königin begann zu lachen.
    »Ich glaube, sie hat bewiesen, dass sie mehr als imstande ist, auf sich selbst aufzupassen, meinen Sie nicht auch?«

Neunzehntes Kapitel
    I ch schlief, aß und schlief dann wieder. Die nächsten fünf Tage lang tat ich wenig mehr als das. Manchmal wachte ich nachts auf und war überrascht, dass ich in einem großen, weichen Bett lag statt auf der harten Erde. Hätte ich nicht die Narben gehabt, die das Gegenteil bewiesen, es hätte alles ein Traum gewesen sein können.
    Ich dachte oft an Cliffton, auch wenn ich durch die überfüllten Märkte von Provincia wanderte. Aber ich verspürte nicht mehr dieses kalte, stechende Gefühl der Sehnsucht, sondern nur noch Traurigkeit und Neugier. Waren die Soldaten wieder zurückgerufen worden? Wie sah das Tal jetzt aus? War es gefleckt mit allen Grüntönen, die man sich nur vorstellen konnte? Hatte es geregnet, seit ich fortgegangen war?
    Ich schrieb einen Brief an meine Eltern, in dem ich ihnen von Austers König berichtete und vom möglichen Frieden. Den Rest der Geschichte behielt ich jedoch für mich. Ich beendete ihn mit: Wir sehen uns sicher bald und fragte mich, ob das wohl der Wahrheit entsprach. Ich hatte
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