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Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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1.
Kapitel
     
    Vor dem schäbigen Hotel stieg Pauline
Marshall aus dem Bus und stand zitternd im Freien. Es war ein düsterer,
typischer Wintertag. Der Himmel hing grau und tief über der engen Willesden Street, durch die der Wind heftig blies. Das
größte Hotel dieser kleinen Stadtgemeinde wirkte düster und unansehnlich. Am
Ende der Straße erblickte sie einen Ausschnitt des öligen Meeres, über dem
traurig einige Möwen kreisten. Warum war sie nur an diesen gottverlassenen Ort
gekommen?
    Sie sagte sich, daß die Antwort
auf diese Frage eigentlich sehr einfach war. Ihr Verlobter hatte sie
sitzengelassen, und jetzt wollte sie möglichst allein sein. So hatte sie
schnell einige Kleidungsstücke in einen Koffer geworfen und gerade noch den Willesden -Bus erreicht. Sie war dankbar, daß der Arzt, für
den sie arbeitete, am Vortag zu einer wichtigen Konferenz verreisen mußte und
sie gebeten hatte, eine Woche Urlaub zu machen.
    Aber noch dankbarer war sie
dafür, daß es einen Ort gab, an den sie gehen konnte, und wo sie niemand
belästigen würde. Sie dachte dabei an eine kleine Hütte ihres Bruders, die
ungefähr hundert Meilen von der Stadt entfernt lag. Sie war zwar noch nie
dagewesen, wußte aber, daß es dort sehr einsam war.
    »Ziemlich unheimlich und
bestimmt nicht ganz nach deinem Geschmack, meine Liebe, aber du kannst hinkommen,
wann immer du willst«, hatte David ihr versichert. »Man muß schon ein
eingefleischter Fischer sein und eine Vorliebe für seltsame Orte besitzen, um
sich dort wohl zu fühlen. Man kann nichts anderes tun, als zu fischen, wenn die
Gezeiten günstig sind, oder zu reiten, wenn sie ungünstig sind.«
    Es hatte einmal eine Zeit
gegeben, in der sie geglaubt hatte, daß sich David von diesen einsamen Orten
auch nicht sehr angezogen fühlte; aber er schien sich in letzter Zeit ziemlich
verändert zu haben, er war ruhiger und ernster geworden. Er war immer schon ein
begeisterter Reiter und Fischer gewesen; aus diesem Grunde hatte er vermutlich
auch diese fünf Acker Land mit Hütte in einem Küstengebiet gekauft. Er hatte
ihr erzählt, daß er zwar kein Pferd besäße, aber mit einem benachbarten Bauern
vereinbart habe, eines seiner Pferde benützen zu dürfen, die dafür auf seinem
Grundstück grasen konnten.
    »Das ist für uns beide
angenehm. Bob Walker ist versessen auf Pferde, und dieses braucht er gerade
nicht. Na ja, und so springt Joe eben munter auf meiner Wiese herum, und ich
reite ihn, wenn ich gerade da bin.«
    Pauline war das alles ziemlich
merkwürdig erschienen, aber andererseits war David ein etwas eigenwilliger
Mensch, und sie hatte ihn noch nie ganz verstanden. Sie waren sehr gute
Freunde, wohnten aber nicht zusammen, da David als Inspektor sehr viel
unterwegs war und weil jeder es vorzog, seine eigenen Wege zu gehen. Pauline
war viel geselliger. Sie arbeitete als Sprechstundenhilfe bei einem bekannten
Arzt in der Stadt. Beide waren der Meinung, daß ihre Freundschaft besser
gedeihen würde, wenn sie nicht zusammenlebten; und bisher hatte sich dieses
Übereinkommen als richtig erwiesen.
    Aber was Davids Vorliebe für Willesden anging, so war sie nicht seiner Meinung. Warum
nur hatte er so einen düsteren und traurigen Ort gewählt? Sicherlich, seine
Hütte lag zwar nicht mitten in der Stadt, sondern einige Meilen außerhalb, und
sie gab auch zu, daß sie Willesden unter den
schlechtesten Bedingungen gesehen hatte, an einem vor Nässe triefenden,
deprimierenden Tag, der genau zu ihren brütenden Gedanken paßte .
    Sie betrat das Hotel, wo sie
von Fred Lloyd, dem Wirt, begrüßt wurde. Natürlich könnte sie eine Tasse Tee
bekommen, wenn sie etwas warten wollte. Durch diese Aussicht ermutigt, erklärte
ihm Pauline ihr Reiseziel. Sie fragte ihn, ob er David Marshalls Hütte kannte
und wie sie am besten dorthin gelangen könnte.
    »Hm, ein bißchen schwierig. Bei
Ebbe ist es kein Problem. Da können Sie bis zum Ende der Straße fahren, den Wagen
dort parken und zu Fuß die Weide überqueren. Dann müssen sie durch die Bucht,
obwohl es dort ziemlich schmutzig ist. Aber jetzt kommt gerade die Flut und...
halt, warten Sie einen Moment. Bob Walker ist hier, schon den ganzen Tag. Er
wartet, bis sein Wagen fertig ist. Er bewirtschaftet das Land, das in der Nähe
der Hütte Ihres Bruders liegt. Er könnte Sie mitnehmen und Ihnen den Weg
zeigen. Die andere Möglichkeit wäre das Boot des alten Dibble.«
    »Walker? Das ist doch der Mann,
dessen Pferd mein Bruder reitet. Fährt er
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