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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter
Autoren: Guenther Bentele
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zugegeben, dass sie das Gift an Ort und Stelle ausgelegt hatte, damit die Christen sterben. Darauf verhörten wir ihren Sohn Aquetus, der sogleich beim ersten Grad der Folter aussagte, dass sie das Gift zum Töten benützen wollten. Wir hatten ihn zuvor bei der peinlichen Befragung seiner verbrecherischen Mutter zusehen lassen - es ist dies eine überaus wirksame Methode, den Trotz junger Menschen zu brechen.
     
    Auf diese Weise haben wir von fünf Juden Geständnisse erhalten und haben sie zum Tode durch das Feuer verurteilt und sie durch den Henker und seine Knechte unter großem Zulauf des Volks bei lebendigem Leibe verbrennen lassen.
     
    Gegeben im Oktober des Jahres des Heils 1348, der Commissarius der Grafschaft Savoyen
    DOKUMENT 5
    Notiz des gräflichen Commissarius von Savoyen über die große und immer weiter steigende Zahl der Prozesse in Savoyen, die Juden betreffend
     
    Wie der Schnee in unseren Bergen sich ballt, wenn er zu Tale schießt und immer weitere Massen mit sich reißt, so wuchs nun die Zahl der Prozesse gegen die Juden.
    Besonders schwer war von den Juden das Bekenntnis zu erlangen, dass ihre Glaubensgenossen von der Brunnenvergiftung wussten. Aber sie wussten alle davon. So mussten alle belangt werden.
    Wie sonst hätten tausende, ja hunderttausende dem Gift in Italien zum Opfer fallen können, wenn es nicht von allen Mitgliedern der jüdischen Gemeinden in die Brunnen der Christen gelegt worden wäre? Wie sonst können wir tausende, ja hunderttausende in unserer lieben Heimat Savoyen, in der Schweiz, ja endlich im ganzen Heiligen Römischen Reiche vor dem Pesthauch bewahren, wenn nicht Mann, Weib und Kinder der Judenheit vertilgt werden von dieser Erde?
     
    Der gräfliche Commissarius von Savoyen
    DOKUMENT 6
    Bericht des Ritters Heinrich von Diessenhofen, die neuerlichen Vorfälle in der Stadt Zofingen bei Bern, die Vergiftung der Brunnen durch die Juden betreffend
     
    Es ist in der Stadt Zofingen im Hause des Juden Tröstli Gift gefunden worden.
    Es ist dieser Tröstli ein Jude, der nur von Geldverleih und Zinsen lebt und bei dem die christliche Gemeinde sehr verschuldet ist, wie man hört.
    Der Tröstli war von einigen wachsamen Zofinger Bürgern angegeben worden, die ihn bei dem Stadtbrunnen ausgemacht hatten. Sie hatten Kunde von den Vorfällen in Savoyen und waren erfüllt von Angst, die Pestilenz betreffend. So folgten sie dem Tröstli und wollten Auskunft von ihm, was er an dem Brunnen zu schaffen habe.
    Er hat die unverschämte Antwort gegeben, er gehe seit vielen Jahren jeden Tag vorbei an diesem Brunnen, es sei dies der nächste Weg zu seinem Hause. Sie haben ihn, weil diese seine Antworten verdächtig erschienen, bei Gericht angezeigt als einen, der die Brunnen der Stadt vergiftet.
    Es hat sich schon beim ersten Verhör gezeigt, dass es auch andere Wege zum Hause des Tröstli gibt als den beim Brunnen. Gefragt, ob er Gift im Hause hätte, hat er dies verneint. Es war aber schon eine Gruppe von Bürgern in sein Haus eingedrungen und hatte ein Säcklein mit Gift gefunden: Es lag unter einer losen Steinplatte im Ern des Hauses, nicht weit vom Eingang.
    Der Tröstli hat behauptet, er wisse weder von dem Säcklein noch von dem Gift, er wisse noch nicht einmal, dass es eine lose Steinplatte im Ern seines Hauses gebe.
    Sein Auftreten vor Gericht war anmaßend und frech, es fehlte an jedem schuldigen Respekt und an Demut, wie es sich für einen über-führten Übeltäter ziemt. Der Angeklagte stand aufrecht, sprach mit lauter Stimme, stritt alles ab und zeigte auf diese Weise eine anmaßende Verstocktheit, wie sie Verbrechern vom Teufel eingegeben wird, um das Gericht zu verwirren. Aber wir waren gewitzt durch die Geschehnisse in Savoyen.
    Doch nur mit einem Geständnis kann ein Urteil gesprochen werden.
    Zunächst brachten wir seine Frau in Haft und Nachkommen von ihm, vier Judenkinder, zwölf, sechzehn, achtzehn und zwanzig Jahre alt, alle in Zofingen.
    Seine Frau führte noch üblere Reden als er vor dem Gericht, das sie vernahm. Sie beschimpfte es laut: Wir seien hinter den Juden her, geiferte sie voller Unverschämtheit, weil uns die Schulden drückten und wir diese nicht begleichen wollten! Der gräfliche Commissarius von Savoyen sei verschuldet bei Juden, ja, der Herr Graf Amadeus selbst sei verschuldet - jeder Jude wisse das.
    Als hätte die menschenmordende Seuche der Pestilenz etwas mit Schulden bei Juden zu tun!
    Das beste Exempel für die Verlogenheit der Jüdin stelle ich
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