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Im Bann der Ringe (German Edition)

Im Bann der Ringe (German Edition)

Titel: Im Bann der Ringe (German Edition)
Autoren: Andrea Bielfeldt
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Traumnarben
    Cat schrie. „Nein, bitte nicht!“
    Wild schlug sie mit ihren Armen um sich, bevor sie ihre Finger mit aller Kraft in etwas Weiches krallte, nur um es gleich darauf wieder von sich zu schleudern. Etwas fiel mit lautem Knall zu Boden.
    Cat verstummte jäh.
    Sie kniff die Augen fest zusammen und die schrecklichen Bilder des Traums verschwanden. Sie hielt die Luft an und blinzelte vorsichtig. Ein kurzer Blick genügte, um festzustellen, wo sie sich befand: In ihrem Zimmer. In ihrem Bett. In der Realität. Tränen der Verzweiflung stiegen in ihr auf.
    „Jede Nacht der gleiche Mist! Ich will das nicht! Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen? Bitte …“
    Träne um Träne stahl sich zwischen ihren Wimpern hindurch und fiel lautlos auf das Kissen. Cat lag einfach nur da. Regungslos. Erschöpft. Tränenblind.
    Der schrille Ruf eines Vogels schreckte sie auf. Wie spät mochte es sein? Zaghaft öffnete sie die Augen. Es war noch zu früh, um auch nur ans Aufstehen zu denken. Die Welt lag noch im Dunkeln. Dennoch fühlte sie Erleichterung darüber, wieder aus diesem Traum zurückgekehrt zu sein. Er war alles andere als angenehm gewesen! Ihr Herz schlug immer noch wie wild, sie atmete stoßweise und ihre Beine …
    „Aua! Was zur Hölle …?“
    Schlagartig kam sie zu sich. Sie tastete im Dunkeln nach dem Schalter ihrer Lampe, die neben dem Bett hing und schaltete sie ein. Dann schlug sie die Decke beiseite. Mit angestrengtem Blick versuchte Cat den Grund für die plötzlichen Schmerzen zu erkennen.
    „Blasen?“ Entgeistert starrte sie auf ihre Beine, die vom Oberschenkel bis zu den Knöcheln mit roten Pusteln überzogen waren und wie Feuer brannten. „Heiliges Kanonenrohr! Das sind tatsächlich Blasen.“ Wie ist das denn passiert? Ihre Beine sahen aus wie nach einem Spaziergang durch die mit Brennnesseln übersäte Wiese hinter ihrem Haus. Zögernd streckte sie die Hand aus und berührte vorsichtig eine der Blasen. Wie von Zauberhand zerplatzte sie. Einfach so.
    Fassungslos zog sie ihre Hand wieder zurück. „Mann, das gibt’s ja nicht!“ Mit zitternden Fingern berührte sie die nächste Blase. Und wieder zerplatzte sie und hinterließ nichts, als heile, glatte und gebräunte Haut. „Wer hat sich denn den Mist ausgedacht?“ Der Reihe nach machte sie weiter und der nadelstichähnliche Schmerz wurde mit jeder zerplatzten Blase geringer. Und mit der Letzten verschwand er ganz.
    Erleichtert ließ Cat sich zurück in die Kissen fallen und schloss die Augen. „Ich träume! Das ist alles nur ein blöder Traum!“ Wieder und wieder murmelte sie die Worte wie ein Mantra vor sich hin: „Alles nur ein Traum. Alles nur ein Traum …“
    Nachdem sie sich einige Minuten lang auf diese Weise beruhigt hatte, setzte sie sich wieder auf. Ein Blick auf ihre Beine zeigte ihr, dass da alles in Ordnung war.
    Nachdenken, befahl sie sich stumm. Ich muss nachdenken.
    Nach einigen Minuten stützte sie sich auf die Ellenbogen und schaute nochmals skeptisch in Richtung ihrer Beine. Sie sahen ganz normal aus: lang, schlank, sonnengebräunt und mit kleineren Blessuren. Die gezackte Narbe am linken Knie stammte von einem Fahrradunfall, als sie acht Jahre alt war. Damals war sie mit ihrem besten Freund Jayden ein Rennen gefahren. Sie war gestürzt, er hatte gewonnen. Und die Narbe am Knöchel des linken Fußes stammte von einem Bänderriss, den sie sich zugezogen hatte, als sie dreizehn war. Die ganzen Sommerferien hatte sie einen Gips tragen und auf Krücken laufen müssen. Und das nur, weil sie am letzten Schultag auf einen liegengebliebenen Hockeyschläger getreten und umgeknickt war. Schöne Ferien! Aber bis auf diese Narben aus ihrer Kindheit konnte sie nichts Auffälliges an ihren Beinen erkennen.
    Hatte sie sich das vielleicht doch nur eingebildet?
    Ihr Blick fiel auf den Wecker. Erst halb fünf. Die blauen LED-Zahlen ihres Radioweckers schienen sie vorwurfsvoll anzustarren.
    „Ich muss schlafen! Sonst überstehe ich den Tag nicht!“ Seufzend schaltete sie das Licht aus. Es dämmerte bereits. Vorsichtig legte sie sich auf die Seite, aber ihre Beine taten nicht mehr weh. Das musste Einbildung gewesen sein, dachte sie. Ein Hirngespinst oder eine Nachwirkung dieses furchtbaren Traums.
    „Der Traum!“
    Cat fuhr auf. Über die Halluzination dieser Blasen – es musste eine gewesen sein – hatte sie den Traum völlig vergessen. Jetzt fiel er ihr wieder ein. Sie wollte aus dem Bett springen, um den Skizzenblock zu nehmen,
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