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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter
Autoren: Guenther Bentele
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selbst, Ritter Heinrich von Diessenhofen, dar: Ja, ich habe Schulden gerade beim beklagten Juden Tröstli für einen neuen Söller an meiner Burg, für den ich Geld beim Juden aufgenommen habe. Aber ich bezahle die Raten meiner Schuld regelmäßig und werde auch weiterhin bezahlen -
    In der Zwischenzeit erprobten einige Kaufleute das im Hause des Juden gefundene Gift an Hunden, Schweinen und Hühnern.
    Einige Bürger lachten: Probiert es doch an den Juden selbst! Dann wissen wir gleich Bescheid!
    Die Kaufleute, die das Gift erprobt hatten - sie beschworen, es handle sich bei dem Pulver in dem Säcklein, das man im Hause des Tröstli gefunden hatte, um ein schlimmes Gift: Das ganze Viehzeug sei eingegangen! Sie beschworen ebenso, dass dies Gift alle Erscheinungen der Pestilenz hervorrufe. Und sie erklärten sich bereit, das Gift an einem Juden zu erproben.
    Aber der Rat der Stadt Zofingen verbot ihnen die Probe an Juden, weil das Leben aller Bürger bedroht werde, wenn durch das Verabreichen des Giftes an einen Menschen die Pest in der Stadt Zofingen ausbreche.
    In der Zwischenzeit hatte der Tröstli alles gestanden, auch dass seine Frau und seine Kinder alles wussten und ihm bei der Auslegung des Giftes geholfen hatten. Es war zu diesem Geständnis eine lange Folter vonnöten.
    Weil nun der Tröstli die Verbrechen seiner Familie zugegeben, mussten Frau und Kinder nicht mehr lange auf die Folterbank; sie wurden sogleich hingerichtet - die Söhne gerädert, die Frau und die Tochter unter großem Zulauf aller Bürger bei lebendigem Leibe verbrannt. Man ließ den Juden Tröstli zusehen. Mit ihm selbst hatte man noch anderes vor.
    Da nun das pestilenzische Sterben in Zofingen und im ganzen Land noch nicht aufgetreten ist, hat man offenbar die Verbrechen gerade noch rechtzeitig entdeckt; und überall in den Brunnen wurden nun solche Säcklein mit Gift gefunden. Das Gift wurde in jedwedem Fall sofort im Feuer vernichtet, sodass die Seuche nicht ausbrechen konnte. Aber alle Finder beschworen, dass sie es tatsächlich gefunden hatten, das Gift, und durften hohe Belohnung und viel Lob der anderen Bürger empfangen.
    Freilich erschien es nicht glaubhaft, dass der Tröstli und seine Familie alles alleine gemacht hatten - zu viel Gift war in zu vielen Brunnen gefunden worden. So holte man alle Juden der ganzen Umgegend, und alle haben sie - nach eingehender Befragung - gestanden!
     
    Für die Wahrheit dieses Berichtes verbürgt sich mit seiner Ehre Ritter Heinrich von Diessenhofen
     
     
     
    Robert Suasor, Ratsherr der Stadt Bern, an einen hochlöblichen Rat in Straßburg, den übersandten Juden Tröstli betreffend
     
    Hochverehrliche!
    Unsere sechs Dokumente wider die Feinde der Christenheit, die Juden, haben wir Euch bereits vor wenigen Wochen durch unseren Boten überbringen lassen.
    Nunmehr senden wir Euch nach Straßburg noch den Juden Tröstli aus der Stadt Zofingen. Wir haben ihn in Ketten gelegt und führen ihn Euch vor als einen geständigen Juden. Wer der Jude Tröstli ist, ergibt sich umfassend aus dem Bericht des ehrbaren Herrn Ritters Heinrich von Diessenhofen, beigefügt und Euch somit zur Kenntnis gegeben.
    Seht Euch den Juden gut an: Er ist jetzt nicht mehr der Jude mit all seiner Anmaßung, die vom Teufel stammt und mit der er, Unflat auf der Zunge, vor den Rat der Stadt Zofingen trat. Jetzt liegt er im Stroh, die Folter hat ihn geschwächt und ihm seinen Übermut ausgetrieben. Seine Frau und seine vier Kinder, an seinen Verbrechen beteiligt, sind gerichtet. Er wird ihnen folgen: Ist er doch schon verurteilt, wie sie bei lebendigem Leibe vom Feuer verzehrt zu werden.
    Zuvor aber übergeben wir ihn Euch, befragt ihn, notfalls foltert ihn noch einmal, damit Ihr die Verbrechen der Juden kennen lernt und damit Ihr Euch und Eure Stadt und Bürger vor der entsetzlichen Gefahr erretten könnt. Wir sind gewiss, dass mehr als alle unsere Berichte sein vor Euch wiederholtes Geständnis von der Gefahr sprechen kann, in der auch Ihr durch die Machenschaften der verbrecherischen Juden schwebt. Ihr mögt ihn dann zu uns zurückschicken, damit wir ihn seiner verdienten Strafe zuführen können.
     
    Omnipotens vos conservet.
Der Allmächtige möge Euch bewahren.
Robert Suasor
     
    Nicht in Dokumenten zu finden, aber dennoch wahr:
    Der Jude Tröstli lag auf dem fauligen Stroh, auf das ihn der Scherge in Straßburg geworfen hatte. Weit oben gab es ein Eisen-gitter, von dem tagsüber ein Lichtstreifen an der Steinwand
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