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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5
Autoren: Jilliane Hoffman
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Fälle, für die man nie jemanden zur Verantwortung ziehen kann. Und das stinkt mir. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr.»
    «Vielleicht bringt die Obduktion ja was. Und den Fundort werten sie auch immer noch aus. Vielleicht finden wir da was. Blut, DNA …»
    Manny nickte.
    «Und Bantling haben wir auch noch. Wenn der wieder auftaucht, Bär, dann bringen wir ihn zum Reden. Wir müssen einfach nur Geduld haben. Wir kriegen die Namen schon noch. Die Zollfahndung hat doch ständig mit Internetpädophilie und Kinderporno-Clubs zu tun. Sobald man einen von denen schnappt, fallen die anderen um wie Dominosteine und verraten jeden, der nicht bei drei auf dem Baum ist, wenn sie damit irgendwie ihre Haut retten können. Und wahrscheinlich gibt es auch ein Video», setzte Mike zögernd hinzu. «Darüber können wir auch noch was herausfinden – falls es auftaucht.»
    Auf diese letzte Bemerkung ging Manny bewusst nicht ein. «Na ja, es sind jetzt fast zwei Monate, seit Bantling abgehauen ist, und es fehlt immer noch jede Spur, obwohl er die Nummer zwei auf der FBI-Fahndungsliste ist.»
    «Hast du nicht gesagt, er würde seine alte Staatsanwältin aufsuchen? Die von den Zeichnungen?»
    «Das hat nichts ergeben. Sie ist inzwischen wieder in Chicago, und Cupido hat sich nicht blickenlassen. Der Kerl hatte doch irgendwo Geld gebunkert, wahrscheinlich ist er längst außer Landes. Ich habe nicht mehr die Hoffnung, dass Bill Bantling uns retten wird.»
    Es gab nichts weiter zu sagen. Manny legte auf und betrachtete den Obduktionsbericht mit Darias Namen darauf, den die Empfangsdame ihm gerade gebracht hatte. Das Papier war noch warm vom Drucker. Er wollte ihn nicht lesen, aber er konnte nicht anders. Sein Blick wanderte automatisch zu bestimmten Abschnitten, beispielsweise dem mit der Überschrift: «Abschließende gerichtsmedizinische Diagnose». Und zu bestimmten Wörtern, beispielsweise Vergewaltigung, Spermaspuren, Kontusionen, Abrasionen, Entstellungen, Schwefelsäure, Erstickung, Diphenhydramin, Brandmale .
    Seine Freunde hatten ihm diese Details erspart – der Obduktionsbericht tat es nicht.
    Manny schlug mit der Faust gegen die verschossen blaue Wand. Tränen liefen ihm über die Wangen. Im Kopf hörte er Daria die Worte sagen, die er damals als die zynischen Gedanken einer abgebrühten Staatsanwältin abgetan hatte. Aber jetzt erkannte er, dass sie damit im Grunde nur ihre eigene Zukunft vorhergesagt hatte.
    Für Sie gibt es heute keine Gerechtigkeit. Tut mir leid .

65
    S ie war anders, seit sie wieder zu Hause war.
    Sie waren anders miteinander.
    Dominick stand neben der Kaffeemaschine und musterte C. J., die am Frühstückstresen saß und eine Portion Choco-Krispies löffelte. Sie saß im Schneidersitz auf dem Barhocker und trug einen Bademantel und ihren alten Schlafanzug. Das Haar hatte sie ein bisschen aufhellen lassen, und im Sonnenlicht, das durchs Fenster in die Wohnung fiel, sahen die blonden Strähnchen noch blonder aus. Irgendwie machte sie das jünger, unbeschwerter. Wie auch immer – es gefiel ihm jedenfalls. Und es lag nicht nur an den Haaren.
    Er wollte sie nicht unbedingt als entspannt bezeichnen. Eher wirkte sie, als hätte sie sich mit den Tatsachen abgefunden. Zuversichtlich, aber zugleich stärker auf der Hut. Vielleicht auch weniger besorgt? Offener und zugleich zurückgezogener. Kühler. Wärmer. Er konnte es nicht genau benennen. Sie war ein wandelndes Gegensatzpaar. Es waren erst ein paar Wochen, und sie wurstelten sich noch ein wenig durch auf der Suche nach einem gemeinsamen Gleichgewicht. Er versuchte zu vergessen, dass sie ihn verlassen hatte, rechnete aber immer noch ständig damit, dass sie gleich aufstehen und wieder gehen würde.
    «Ich habe mit Miami telefoniert», sagte sie, als er mit zwei dampfenden Bechern Kaffee in der Hand zu ihr trat.
    «Was? Mit wem?» Dominick erschrak. Eigentlich sollte doch niemand wissen, wo sie war. Vor allem niemand aus Miami.
    «Chuck Weekes ist dort jetzt leitender Staatsanwalt. Erinnerst du dich an ihn? Er war für die Landesebene zuständig, als ich noch dort gearbeitet habe.»
    «Und woher zum Teufel wusste er, wie er dich erreichen kann?»
    «Keine Sorge. Ich habe mich bei ihm gemeldet.»
    Dominick schwieg einen Augenblick. «Das verstehe ich jetzt nicht.»
    «Er hat mich gefragt, ob ich wieder in Miami arbeiten möchte.»
    «Wie bitte?»
    «Chuck und ich haben vor Jahren mal zusammen an einem Fall gearbeitet. Er ist sehr nett. Er meinte, er
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